Flammender Diamant
daß sie den Kopf heben mußte, um seine Augen zu sehen. Sein Blick war wenig tröstlich, aber sie wich ihm nicht aus.
»Lai ist für mich«, sagte Cole mit leiser, erregter Stimme, »eine lebendige Erinnerung daran, wie bodenlos dumm ein Mann sein kann, wenn er den Liebeserklärungen einer Frau glaubt. Abe hatte die richtige Einstellung zu Frauen. Man sollte sie bumsen, nicht lieben.«
Cole wandte sich heftig ab und eilte in Richtung Hintertür. »Lai weiß, wo deine neue Fotoausrüstung ist. Hol sie und sei in drei Minuten draußen.«
25. Kapitel
Noch bevor Erin sagen konnte, daß sie nicht die Absicht habe, Lai nach irgend etwas zu fragen, war Cole schon fort. Ärgerlich holte sie ihre alte Kamera aus dem Schlafzimmer und ging hinaus.
Die brennende Sonne lähmte Erin. Im Haus war es heiß und stickig gewesen, aber draußen war es so unerträglich, ein Dampfbad ohne Wände und Ausgang. Fliegen stürzten sich auf sie. Sie wehrte sie automatisch ab und ging zu dem türenlosen Hubschrauber, der hinter dem Haus wartete.
Cole unterhielt sich mit dem Piloten. Dann stieg der Pilot aus, und Cole setzte sich an seinen Platz, prüfte die Anzeigen und legte Schalter um. Die Rotoren begannen, sich schneller zu drehen. Bierdosen, die Abe überall verstreut hatte, flogen über den Hof und blieben in Büscheln von Wüstengras hängen. Als Cole den Checkup beendet hatte, winkte er Erin herüber. Seine Lippen wurden schmal, als er sie mit ihrer alten Kameratasche sah. Fotografie war nicht nur ihr Beruf, sondern ihre Leidenschaft. Trotzdem wollte sie Lai nicht einmal fragen, wo der Rest ihrer Ausrüstung war. Daraus erkannte Cole, wie verärgert sie war und wie wenig sie ihm trotz ihrer geflüsterten Liebeserklärung doch vertraute.
Zorn wallte in ihm auf, aber er nahm sich vor, nicht noch einmal die Fassung zu verlieren. Diesen Triumph wollte er Onkel Li nicht gönnen. Zwietracht säen und dann zuschlagen, das älteste aller Taktikspiele.
Doch obwohl Cole die Taktik seines Gegners erkannte, spürte er deutlich die Gefühle, die seine Selbstbeherrschung bedrohten. Onkel Li hatte einen unfehlbaren Instinkt für die richtigen Schläge unter die Gürtellinie.
Verdammter alter Fuchs.
»Schnall dich an, und setz die Kopfhörer auf«, sagte Cole knapp über den Lärm hinweg, »ln der Seitentasche stecken Sonnenbrille und Sonnencreme, benutze sie.«
Erin tat, was er gesagt hatte, schob den Kopfhörer mit Mikrophon zurecht und setzte wie Cole die Sonnenbrille auf. Das weniger grelle Licht erweckte die erleichternde Illusion von Kühle. Aber es war leider nur Illusion.
»Fertig?« fragte Cole klar durch die Kopfhörer.
Erin nickte noch einmal. Cole verzog das Gesicht, weil sie nicht mit ihm reden und auch an der Situation nichts ändern wollte. Seine Laune verbesserte das nicht. So aufgebracht war er nicht mehr gewesen, seit Lai sein Kind abgetrieben hatte.
Diese Erkenntnis schockierte ihn.
Er gab Gas, und der Hubschrauber stieg schwungvoll in den Himmel, während Erin die Sonnencreme auftrug. Als sie fertig war, blickte sie aus dem Fenster, aber sie sah zu wenig von dem Land unter sich und zu viel von der Erinnerung an das zarte Gesicht mit Augen wie schwarze Tränen, die Cole voller Verehrung ansahen - und Coles Hand, die zärtlich über Lais zarten Hals strich. Mit neu auf flackerndem Zorn fragte sich Erin, ob wohl alle Männer unehrlich waren, oder ob immer nur sie solchen begegnete.
Was soll das, schalt sie sich dann, Cole ist mir gegenüber zu nichts verpflichtet außer zu seiner Arbeit. Er hat mir nichts versprochen, nicht einmal indirekt, indem er mir erklärt hätte, daß er mich liebt. Er hat nie von einem Danach gesprochen. Es ist unhöflich von ihm, sich einer anderen Frau zu nähern, solange ich in der Nähe bin, aber das hat es in der Geschichte der Menschheit schon öfter gegeben. Nichts Besonderes. Kein Beinbruch. Diesmal bin ich ohne größeren Schaden davongekommen. Wenn ich erst einmal wieder aus diesem Wahnsinnsklima heraus bin, werde ich über die ganze Angelegenheit lachen.
Trotzdem spürte sie, wie sich untergründig eine Dunkelheit in ihr verdichtete und Tropfen für Tropfen die Bedrückung wuchs. Es half nicht zu wissen, daß ihre seelische und körperliche Verletzlichkeit dadurch gewachsen war, daß sie vor sieben Jahren unschuldiges Opfer eines nicht offen gekämpften Krieges wurde.
Wenigstens arbeitete Cole nicht mit dem Messer. Narben, die er ihr hinterließ, würden unsichtbar bleiben.
Der
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