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Flammender Himmel

Titel: Flammender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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die plötzlichen Richtungsänderungen, das pfeilschnelle Zupacken, kurz, die Jagd, die das Blut in Wallung brachte.
    Und dann würde sie ihm gehören, ein Engel, erlegt von einem Falken, ein Engel, der zitternd und schluchzend in seinen Armen lag.

3. Kapitel
    Nach Osten gewandt, mit Blick auf die Meerenge und die vielen kleinen Inseln, lag hoch oben auf einer schiefergrauen Klippe das Haus der Ramseys. Und zwischen dem indigoblauen Festland und Vancouver Island selbst lag der Ozean, eine glatte, schimmernde Fläche geschmolzenen Goldes, die einen scharfen Kon-trast zu den fast schwarzen, rauhen Klippen der kleinen und kleinsten Inselchen rund um Vancouver Island bildete.
    Kleine Motorboote umkreisten die beliebtesten der Inseln, tanzten lustig auf den Wellen, während Fischer unermüdlich nach Lachsen Ausschau hielten.
    Östlich des Hauses lag der kleine Ort Campbell River. Begrenzt wurde er auf der einen Seite vom Salzwasser und auf der anderen vom jadegrünen Campbell, der sich an dieser Stelle wild rauschend ins Meer ergoß. Es war später Nachmittag, und die Luft war unglaublich klar, fast unwirklich, wie hauchzarter Diamantenstaub, der die Atmosphäre zum Funkeln brachte.
    Angel hatte jedoch kaum einen Blick für die herrliche Aussicht übrig. Je näher sie dem Haus der Ramseys kamen, desto größer wurde ihre Angst, daß Hawk ihr vielleicht doch nicht die ganze Wahrheit über das Ausmaß von Derrys Verletzungen mitgeteilt hatte. Sie mußte all ihre Willenskraft aufbieten, um während des Flugs und der kurzen Fahrt vom Island-Taxi-Terminal auf Vancouver Island nicht weiter in Hawk zu dringen.
    Doch sie hielt den Mund. Ihr Instinkt sagte ihr, daß sie bereits viel zu viel von sich preisgegeben hatte.
    Sobald Hawks großer BMW vor dem Anwesen anhielt, war Angel auch schon draußen und rannte zum Haus. Ohne zu klingeln oder zu klopfen verschwand sie durch die Haustür.
    Sie und Derry wohnten dort schon seit drei Jahren zusammen. Anfänglich war es einfach nicht anders gegangen; in den ersten Monaten nach dem Unfall kam sie nicht ohne fremde Hilfe aus. Später verbrachten sie dann immer die Sommer gemeinsam dort, denn sie hatte das Ferienhaus, das ihre Eltern am Campbell River besaßen, verkauft, damit Derry die Erbschaftssteuer auf Eagle Head bezahlen konnte.
    Genaugenommen gehörte Angel also ein Viertel des Hauses und des dazugehörigen rund fünftausend Hektar großen Grundstücks. Doch daran dachte sie nur selten. Soweit es sie betraf, gehörten das Haus und Eagle Head immer noch ausschließlich dem einzigen überlebenden Ramsey - Derry.
    »Derry?« rief Angel und lief rasch den Gang entlang und durch das Wohnzimmer, wobei sie sich suchend nach ihm umblickte. »Derry, wo bist du?«
    »Hier hinten«, rief Derry.
    Hawk betrat das Haus gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Angel mit wehenden hellblonden Locken zum Hinterausgang lief. Die Anmut ihrer Bewegungen und ihre schlanken, wunderschön geformten Beine ließen ihn einen Moment lang bewegungslos verharren.
    Er fragte sich unwillkürlich, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn sie ihre langen Beine um ihn schlingen und ihn in sich festhalten würde.
    Er stieß einen gedämpften Fluch aus. Solche Gedanken konnte er nicht gebrauchen. Entschlossen machte er die Eingangstür hinter sich zu und eilte durchs Wohnzimmer. Der blonde Engel ging ihm langsam unter die Haut. Hawk kannte nur eine Methode, um sich von dieser Art von Besessenheit zu befreien.
    Das Bett.
    Das war der Ort, an dem sich die Lügen früher oder später immer als solche entlarvten, egal, wie verführerisch die Lippen, die sie äußerten, auch sein mochten. Nichts als einstudierte Leidenschaft, eine auf Lügen und nicht auf Liebe basierende Theatervorstellung. Nehmen, konsumieren und wegwerfen, das war es und nichts weiter. Und dann Lebwohl, mit einem Scheck und einem flüchtigen Winken.
    Und wieder hinauf in den kalten, unendlichen, klaren Himmel, wieder kreisen und gleiten, wieder warten auf jenes flüchtige Anzeichen von Verwundbarkeit, das einem verriet, wo die Beute war, dort unten auf der Erde. Das war der Moment, in dem das Adrenalin zu pulsen begann, der Moment, wenn die Jagd begann, der Moment, der Hawk erneut zum Leben erweckte.
    Hawk hatte schon vor Jahren die Hoffnung aufgegeben, je eine Frau zu finden, die nicht falsch und verlogen war. Ja, er wußte nicht einmal, daß er überhaupt nach einer solchen Frau suchte.
    Er kannte nur die Jagd, den Kampf und den Sieg.
    Äußerlich

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