Flammendes Eis
Konferenzraum und verband das Gerät mit dem großen Monitor. Anhand der Daten aus der UKD generierte die SeaSone Software nun eine Reihe hochauflösender Sonarbilder und brachte sie auf den Schirm. Auf der rechten Seite wurden jeweils Längen- und Breitengrad sowie die Wassertiefe angezeigt. Murphy stellte den Monitor auf ein gelblich braunes Farbschema um, das die optische Wahrnehmung erleichterte.
Der Meeresboden wies kaum Besonderheiten auf. Vereinzelt waren Felsblöcke zu sehen, und einige dunkle oder helle Flecke zeugten von Unterschieden im Sediment. Auf halber Strecke der vierten Bahn erfasste das Sonar zwei rechtwinklige gerade Linien. Alle Augen verfolgten, wie der Torpedo die Suchreihe beendete, umdrehte und zurückfuhr. Murphy hielt das Bild an.
»Bingo!«, sagte er.
Auf dem Schirm zeichneten sich die unverkennbaren Konturen eines Schiffs ab. Mit einem Mausklick zoomte Murphy näher heran. Die dunklen und hellen Flächen wurden zu Türen, Luken und Bullaugen. Der Computer berechnete die Abmessungen des Wracks. »Das Schiff ist sechsundsiebzig Meter lang«, sagte Murphy.
Austin deutete auf einen Schatten am Rumpf. »Würden Sie bitte mal diesen Ausschnitt vergrößern?«
Murphy zog mit der Maus ein zusätzliches Fenster auf und positionierte es am Rand des Monitors. Dann spielte er so lange mit der Auflösung herum, bis die gewünschte Sektion deutlich hervortrat: Das Loch knapp oberhalb der Wasserlinie war nicht zu übersehen.
Als nächsten Schritt ließ Murphy einen großen Vierfarbausdruck des gesamten Suchgebiets einschließlich aller Sonarechos anfertigen und breitete ihn auf einem Tisch aus. »Es liegt in hundertvierzig Metern Tiefe«, sagte er. »Der Meeresgrund fällt bei neunzig Metern steil in eine Schlucht ab.
Das Schiff befindet sich auf dem Hang, nur ein kurzes Stück jenseits der Kante. Wir haben Glück. Hundert Meter weiter, und das Metall wäre längst vollständig korrodiert.«
»Gute Arbeit, Murphy«, sagte Kapitän Atwood und drehte sich zu den anderen um. »Meine Leute stehen an der Bodenluke bereit, um einen FTR zu Wasser zu lassen.« Ein ferngelenkter Tauchroboter. Sie drängten sich in den kleinen Kontrollraum, von dem aus alle derartigen Fahrzeuge der
Argo
gesteuert wurden. Der Kapitän wies auf ein Schaltpult. »Möchten Sie diese Aufgabe übernehmen, Commander Gunn?«
Gunn wirkte zwar wie ein Akademiker, war im Grunde seines Herzens aber ein Mann der Tat. Es hatte ihm nicht besonders gefallen, hier an Bord ein reines Zuschauerdasein führen zu müssen. Die Steuerung eines FTR war für ihn nichts Neues, und so stürzte er sich sofort auf die unverhoffte Gelegenheit. »Sehr gern sogar. Vielen Dank, Kapitän.«
»Legen Sie los.«
Gunn nahm an dem Pult Platz, machte sich mit den Instrumenten vertraut und probierte den Joystick aus, mit dem der FTR gelenkt wurde. Dann rieb er sich grinsend die Hände.
»Auf geht’s.«
Der Kapitän nahm ein kleines Funkgerät vom Gürtel und erteilte einen Befehl. Kurz darauf flackerte der Monitor auf und zeigte ein Abbild des tiefen Beckens oberhalb der Luke. Die Videokamera befand sich in der Nase des FTR und wurde von Wasser überspült, als das Fahrzeug ins Meer sank. Ein Mann in einem Neoprenanzug tauchte auf. Er löste die Halterung des Hebegeschirrs und verschwand außer Sicht. Dann tauchte der FTR durch den offenen Schiffsboden gemächlich in die Tiefe.
Ein Schwall Luftblasen stieg auf, und danach war nur noch das immer dunkler werdende Blau des Meeres zu sehen.
Der Benthos Stingray FTR war durch ein dreihundert Meter langes und kevlarummanteltes Kabel mit der
Argo
verbunden.
Es übertrug Gunns Befehle an den Roboter und das Videobild an den Monitor. Kapitän Atwood standen noch weitaus größere und leistungsfähigere Modelle zur Verfügung, aber laut Aussage der
NR-I-
Besatzung musste auf engem Raum manövriert werden, also hatte er sich für diesen kleineren Typ entschieden, der die Ausmaße und Form eines Reisekoffers besaß. Dennoch war der FTR nicht nur mit Video- und Digitalkameras, sondern auch mit einem Greifarm ausgestattet.
Feinfühlig drückte Gunn den Joystick nach vorn und ließ den FTR steil abtauchen. Wie zuvor die Drohne nutzte auch der Roboter die beiden Funkbaken, um den direkten Weg zum Ziel zu finden. Je weiter der FTR sich von der Oberfläche entfernte, desto mehr verlor das Wasser an Farbe. Gunn schaltete die beiden 150-Watt-Halogenstrahler ein, aber sogar ihr gleißendes Licht wurde von der zunehmenden
Weitere Kostenlose Bücher