Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
Vom Netzwerk:
mein
imam

    »Ich kenne niemanden dieses Namens. Haben Sie es schon bei der Istanbuler Vermisstenstelle versucht?«
    »Erlauben Sie sich bei einem so wichtigen Thema gefälligst keine Scherze mit mir, Sie impertinenter kleiner Flegel«, rief Perlmutter, doch die himmelblauen Augen in seinem roten Gesicht funkelten vergnügt. »Sie wissen ganz genau, dass Sie versprochen haben, mir ein Originalrezept für
imam bayidi
zu besorgen. Grob übersetzt heißt das ›der Imam fiel in Ohnmacht‹, und zwar vor lauter Verzückung, als er dieses Gericht zum ersten Mal probiert hat. Sie haben es doch nicht etwa vergessen, oder?«
    Austin brachte Perlmutter von seinen Reisen rund um die Welt häufig Rezepte mit und hielt ihn sich dadurch gewogen.
    »Aber
natürlich
habe ich daran gedacht. Ich habe einen der besten Köche Istanbuls überzeugen können, mit dem Geheimnis herauszurücken, und werde es Ihnen so schnell wie möglich zukommen lassen. Ich möchte doch nicht dafür verantwortlich sein, dass Sie vom Fleisch fallen.«
    Perlmutter brach in schallendes Gelächter aus, das durch seinen massigen, mehr als hundertachtzig Kilogramm schweren Resonanzkörper noch zusätzlich verstärkt wurde. »Ich glaube,
diese
Gefahr besteht vorläufig nicht. Sind Sie noch immer in der Türkei?«
    »In der Nähe. Ich befinde mich an Bord eines NUMA-Schiffs im Schwarzen Meer.«
    »Weiterhin auf Erholungsurlaub?«
    »Der Urlaub ist vorbei. Ich bin wieder im Einsatz und möchte Sie um einen Gefallen bitten. Können Sie etwas über ein altes Frachtschiff namens
Odessa Star
in Erfahrung bringen? Es ist im Schwarzen Meer gesunken, aber den genauen Zeitpunkt kenne ich nicht. Das ist alles, was ich im Augenblick weiß.«
    »Bei so vielen hilfreichen Informationen dürfte es kein Problem sein, mehr über das Schiff herauszufinden«, entgegnete Perlmutter mit trockenem Humor. »Bitte verraten Sie mir
alles
, was Sie bislang wissen.« Er notierte sich die spärlichen Angaben, die Austin ihm liefern konnte. »Ich werde mein Bestes tun, auch wenn mir vor Hunger immer so schnell schwindlig wird. Dem ließe sich übrigens leicht durch ein gewisses türkisches Rezept abhelfen.«
    Austin versicherte ihm abermals, es sei bereits alles in die Wege geleitet. Dann legte er auf. In Wahrheit hatte er bei all dem plötzlichen Durcheinander Perlmutters Bitte völlig vergessen, und nun plagte ihn sein schlechtes Gewissen. Er wandte sich an Kapitän Atwood. »Kennt jemand in der Kombüse sich mit türkischer Küche aus?«
    Während Austin versuchte, dem
imam
auf die Spur zu kommen, machte Perlmutter sich in vielen Tausend Kilometern Entfernung beschwingt an die Arbeit, denn trotz seiner aufbrausenden Art stellte er sich gern jeder neuen Herausforderung. Die Smithsonian Institution würde warten müssen, wenngleich das Konzept dieses obskuren Panzerschiffs mit dem Doppelrumpf überaus faszinierend war. Perlmutter bewohnte ein ehemaliges Kutschenhaus in Georgetown, das hinter zwei alten, von Kletterpflanzen überwucherten Wohngebäuden lag. Er ließ den Blick durch den riesigen Raum schweifen, der ihm als Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer zugleich diente, und musterte die unzähligen Bücher, die jeden freien Fleck einnahmen. Obwohl es hier aussah wie im Alptraum eines Bibliothekars, besaß Perlmutter eine weltweit unerreichte Sammlung historischer Schiffsliteratur.
    Er hatte jedes der Bücher mindestens zweimal gelesen. In seinem enzyklopädischen Gedächtnis war eine atemberaubende Vielzahl von Fakten abgespeichert und gleich den Hyperlinks einer Internetseite miteinander verknüpft. Er konnte einen beliebigen Band aus einem der verstaubten Stapel ziehen, mit den Fingern über den Buchrücken streichen und sich an fast jede einzelne Seite erinnern.
    Nachdenklich runzelte er die Stirn. Da war etwas; es lauerte in einer dunklen Ecke seines Gedächtnisses und weigerte sich standhaft, deutlicher hervorzutreten. Der Name
Odessa Star
war ihm sofort bekannt vorgekommen. Bestimmt würde es keine fünf Minuten dauern. Er wühlte sich durch seine Bücher und Zeitschriften und murmelte dabei leise vor sich hin. Wenn es ihm doch bloß einfallen würde! Er wurde wohl langsam alt.
    Nach einer Stunde erfolgloser Suche gab er es auf, schlug in seiner Adresskartei nach, wählte die internationale Vorwahl von England und dann eine Nummer in London.
    Es meldete sich eine Stimme mit forschem britischen Akzent.
    »Guildhall Library.«
    Perlmutter nannte seinen Namen und fragte nach einer

Weitere Kostenlose Bücher