Flammenherz (German Edition)
spielt und genau aus diesem Grund war ich zum Loch Shin gefahren und hatte mich bei Mrs. Ramsey einquartiert.
Das Land faszinierte mich. Das lag womöglich daran, dass meine Vorfahren Schotten gewesen waren und ich dadurch eine gewisse Verbundenheit mit diesem Teil der Erde verspürte. Ich selbst war in London geboren, lebte aber seit meiner Kindheit in New York. Hier wollte ich jetzt die Landschaft erkunden und alte Ruinen besuchen, um so detailliert wie möglich den Handlungsort meiner Geschichte zu beschreiben.
Allerdings hatte mir das unbeständige Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. So war ich dazu verdammt, die Tage in meinem kleinen Zimmer zu verbringen und vor Selbstmitleid zu zerfließen.
Unzählige Male hatte ich den Laptop angeschaltet und versucht, eine grobe Handlung niederzuschreiben, doch jedes Mal landete der Computer nach Kurzem wieder im Koffer.
Hier gab es zwar einen Internetanschluss - darauf hatte ich bei der Buchung bestanden - doch ein TV-Gerät war nicht vorhanden. Ich wollte erst gar nicht in Versuchung kommen, meine Zeit vor einem Fernseher zu vergeuden.
Jetzt bereute ich diese Entscheidung, denn mit jeder Minute übermannte mich die Langeweile ein Stück mehr. Ich hatte mir nicht einmal etwas zu Lesen eingepackt und die Auswahl an Schundromanen, die Mrs. Ramsey mir angeboten hatte, traf nicht im Geringsten meinen Geschmack.
Bei dem Gedanken noch einen weiteren Nachmittag in meinem Zimmer verbringen zu müssen, verfiel ich in eine leichte Depression. Als ich mich schließlich dabei ertappte, wie ich begann die Blumen auf dem Tapetenmuster zu zählen, wusste ich, dass ich umgehend etwas dagegen unternehmen musste. Ich sah aus dem Fenster und dachte nach. Die Regenwolken hatten sich ein wenig verzogen und es nieselte nur noch leicht.
Zielstrebig stand ich auf und wühlte in meinem Koffer nach passender Kleidung, die dem Regenwetter halbwegs standhalten würde. Nun war ich fest entschlossen meine erste Wanderung durch die Highlands zu starten und so vielleicht die Inspiration zu finden, die ich für meinen neuen Roman benötigte.
Voller Tatendrang zwängte ich mich in eine braune Lederhose und schlüpfte in festes Schuhwerk. Zu guter Letzt zog ich meine neue Allwetterjacke an, die ich mir vor meiner Reise extra noch zugelegt hatte. Anschließend packte ich einige Utensilien in meinen Rucksack. Unter anderem mein Handy sowie ein Schweizer Taschenmesser und meine Geldbörse.
Nach kurzem Zögern stopfte ich noch eine Flasche Wasser und einen Schokoriegel hinterher. Schließlich hatte ich keine Ahnung, wo mich meine Wanderung hinführen würde und ich bezweifelte, dass es unterwegs eine Möglichkeit gab, etwas zu kaufen.
Mit einem einzigen Zug leerte ich den mittlerweile lauwarmen Tee und schob mir einen der beiliegenden Kekse in den Mund, bevor ich mich aufmachte, um mein Zimmer zu verlassen.
Mein Blick streifte über die Unordnung auf der Kommode und blieb an einer kleinen, schwarzen Spraydose hängen. Ich überlegte einen Moment, dann nahm ich das Pfefferspray und stopfte es in meine Hosentasche. Man konnte ja nie wissen, welche Gestalten einem so begegneten.
Ich schloss meine Zimmertür und schlich auf Zehenspitzen die Holztreppe hinunter, die, trotz meiner Bemühungen, leise knarrte.
Auf keinen Fall wollte ich eine weitere Begegnung mit Mrs. Ramsey riskieren, zumal ich es versäumt hatte, meine Haare zu kämmen. Sie würden sowieso in absehbarer Zeit vom Regen durchnässt sein, denn ich hatte weder einen Schirm noch eine Kopfbedeckung bei mir.
Als ich fast an der Eingangstür angekommen war, hörte ich Mrs. Ramseys Stimme, huschte schnell nach draußen und schloss rasch die Tür. Mit großen Schritten durchquerte ich den kleinen, gepflegten Vorgarten.
Als hätte der Regen nur darauf gewartet, dass ich das Haus verließ, goss es nun wieder wie aus Eimern. Von allen Seiten peitschte mir die Nässe ins Gesicht. Innerhalb von wenigen Sekunden hatten sich meine Haare vollgesogen und hingen mir schlaff und schwer auf den Schultern.
Zügig lief ich die Straße hinunter, an deren Ende ein Feldweg direkt in die einsamen, grünen Hügel führte.
Ich war völlig durchnässt, als ich die letzten Geschäfte der Straße erreichte. Meine neu erstandene, teure Outdoorjacke war so wasserdicht wie ein Papiertaschentuch und ich spürte bereits jetzt die Feuchtigkeit auf meiner Haut. Dem Verkäufer, der mir das sündhaft teure Stück mit wahren Lobeshymnen aufgeschwatzt
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