Flammenherz (German Edition)
Aberdeen«, erklärte Richter Byron und schloss damit die Verhandlung.
Als ich mit Caleb den Saal verlassen hatte, fiel ich ihm um den Hals.
»Endlich ist das alles vorbei«, schluchzte ich. Caleb drückte mich fest an sich. Es war als schloss sich mit diesem Urteil ein dunkles Kapitel für uns beide und er schien genauso erleichtert zu sein wie ich.
»Es ist vorbei, Seonaid. Sie wird uns nichts mehr antun können. Sobald die Wachen von Tolbooth hier eintreffen, wird sie nach Aberdeen gebracht und wir sind sie los«, beteuerte er mir.
Laird Fergusson trat sichtlich geknickt auf uns zu und entschuldigte sich auch bei mir für die Taten seiner Tochter. Er dankte Caleb, dass er nicht die Todesstrafe gefordert hatte, und verließ dann mit seinen Begleitern die Burg.
Auch Richter Byron, dessen Arbeit getan war, verabschiedete sich von uns und wünschte uns für unsere gemeinsame Zukunft alles Gute.
Jetzt gab es nichts mehr, was mich daran hindern konnte, mich auf meine bevorstehende Hochzeit zu freuen und die folgenden Tage rauschten wie im Schnelldurchlauf an mir vorbei.
Die letzte Anprobe für mein Brautkleid war gekommen, und als ich in unserem Zimmer vor dem großen Spiegel stand, war ich sprachlos.
Nie zuvor hatte ich ein derart schönes Hochzeitskleid gesehen. Ich drehte mich und betrachtete es ehrfürchtig von allen Seiten. Es war schwer zu glauben, dass es sich bei der Frau im Spiegel um mich handelte.
Das Kleid hatte einen tiefen Ausschnitt und war recht eng geschnitten. Ab den Oberschenkeln fiel es dann glockig auseinander und an der Rückseite befand sich eine fünf Meter lange Schleppe, die in sanften Wellen über den Boden gezogen wurde, wenn ich ging.
Durch die eingewebten, goldenen Ornamente funkelte der Stoff, als wäre er mit unzähligen kleinen Diamanten besetzt und so stand ich vor dem Spiegel und bewegte mich wogend, hin und her.
Eine der Näherinnen setzte mir den Schleier auf den Kopf, der an einem Kranz aus goldenen Blumen befestigt war. Er war aus zartem Metall geschmiedet und mit Blattgold überzogen und funkelte mindestens genauso wie mein Kleid.
»Mit den besten Wünschen von Alister Gray«, sagte Mistress Graham lächelnd, als ich mit den Fingern über die filigranen, goldenen Blumen strich. Ich war gerührt und hätte fast geweint, so sehr freute ich mich über das Geschenk des Schmiedes.
Dann zog mir Mistress Graham den Schleier über das Gesicht und betrachtete mich. Er bestand aus einer cremefarbenen Spitze und sah einfach traumhaft schön aus.
»Wie eine Prinzessin«, stellte sie fest und musterte mich lächelnd von Kopf bis Fuß. »Caleb wird sprachlos sein, wenn er dich sieht.«
Erneut drehte ich mich zum Spiegel und musste ihr Recht geben, ich sah atemberaubend aus. Ich konnte nicht aufhören, die Näherinnen zu loben und diese platzen förmlich vor Stolz, als ich immer wieder betonte, welch fabelhafte Arbeit sie geleistet hatten. So ließ ich es mir auch nicht nehmen, jeder von ihnen einige Münzen zuzustecken, als Dank für ihre Mühe.
Immer wieder betrachtete ich mich im Spiegel und konnte es kaum erwarten, dass Caleb mich in diesem Kleid sah. Mistress Graham musste mich schließlich zwingen es wieder auszuziehen und zusammen mit meinem Kleid verließ sie kopfschüttelnd das Zimmer.
Mein letzter Tag als Single war gekommen und die Anspannung auf Trom Castle war nun förmlich greifbar. Mistress Graham war mittlerweile so hysterisch, dass sie alles und jeden anschrie, der ihr in die Quere kam.
Caleb und ich machten einen großen Bogen um sie und nahmen sogar erhebliche Umwege in Kauf, um ihr nicht über den Weg zu laufen.
An diesem Morgen trafen die Gefängniswachen ein, um Adelise abzuholen und nach Aberdeen zu bringen. Sie saß in einer Art Käfig, der auf die Ladefläche montiert war, und würdigte mich keines Blickes. Zufrieden sah ich dem Pferdewagen nach, bis er nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne war.
Mistress Graham rannte noch immer wie ein aufgescheuchtes Huhn umher. Als wir Seamus trafen, der freudig verkündete, dass fast 300 Gäste erwartet würden, wurde mir schlecht. Ich entschuldigte mich hastig und lief mit der Hand auf dem Mund nach draußen. Das Wissen, dass so viele Menschen uns zusehen würden, wenn wir uns das Ja-Wort gaben, war dann doch zu viel für mich. Caleb klopfte leise an die Tür des Aborts.
»Seonaid, was ist mir dir? Geht es dir gut, mein Engel?«, hörte ich seine besorgte Stimme durch die Tür dringen. Ich kühlte mein
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