Flammenherz (German Edition)
den dunkelhaarigen Jungen. Kalechs Kinnlade fiel nach unten und er starrte seinen Bruder mit offenem Mund an.
»Wenn du mich so seltsam ansiehst, muss ich mir ernsthaft überlegen, ob ich dir erlaube, auch weiterhin auf meinem Land zu bleiben«, feixte Sarin und lachte schallend.
Jetzt erst schien Kalech zu begreifen und er stieß laut jubelnd die Faust nach oben. Er umarmte erst seinen Bruder und dann Caleb. Immer mehr Zigeuner kamen nun mit fragenden Gesichtern zu uns. Kalechs laute Jubelschreie und das Gelächter hatten sie neugierig gemacht.
Nachdem Sarin ihnen mitgeteilt hatte, dass nun er der Besitzer dieses Landes war, stimmten auch sie in den Freudentaumel ein und tanzten ausgelassen um das Feuer herum.
Kalech ließ einige Flaschen selbst gebrannten Schnaps bringen und bald war eine ausgelassene Feier im Gange.
Irgendwann tauchte auch Daniel auf und ich konnte sehen, wie er meinem Blick auswich.
Ich sah zu Caleb, der kurz überlegte und dann zustimmend nickte. Daraufhin ging ich hinüber, setzte mich neben ihn und griff nach seiner Hand.
Nach Worten ringend, versuchte ich ihm zu erklären, warum ich so schroff zu ihm gewesen war, ohne jedoch meine wahre Geschichte zu verraten.
Caleb, Seamus, Sarin und ich hatten beschlossen, dass die Tatsache, dass ich in der Zeit gereist war, unser Geheimnis bleiben würde und wir hatten geschworen, es niemandem sonst zu verraten.
So versuchte ich Daniel zu erklären, dass ich einfach aus Angst um ihn so gemein gewesen war und kurze Zeit später nahm er mich in den Arm und lächelte.
»Ich kann dir nicht böse sein und das weißt du ganz genau«, entgegnete er mit einem breiten Grinsen. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich atmete erleichtert auf. Daniel war mir in dieser ganzen schweren Zeit ein guter Freund geworden und ich hätte es nicht ertragen, ihn zu verlieren.
Tief in der Nacht beschlossen wir aufzubrechen und nach Trom Castle zurückzureiten, doch Mutter Elena, die neben mir saß, griff schnell nach meiner Hand.
»Wollen wir doch zuerst noch sehen, was die Zukunft bringt«, sagte sie augenzwinkernd und besah sich die Linien in meiner Handfläche.
Ich war mir nicht sicher, ob ich noch einmal wissen wollte, was sie darin las, doch sie hielt meine Hand so fest, dass ich sie nicht zurückziehen konnte. Dann sah sie auf und lächelte mich an. Caleb stand neben mir und sah mit gerunzelter Stirn auf meine Handfläche, so als versuche er etwas zu erkennen.
»Verratet mir nicht zu viel«, bat ich sie schnell und Mutter Elena nickte lächelnd.
»Ich habe nichts gesehen, was Euch beunruhigen muss«, erklärte sie. »Wenn Ihr in nächster Zukunft etwas vorsichtig seid und Euch nicht überanstrengt, dann wird es Euch auch weiterhin sehr gut gehen.«
Caleb warf mir einen besorgten Blick zu und ich überprüfte kurz, ob ich mich unwohl fühlte.
Nein, ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich prächtig, außer dass mir noch immer der Hintern vom Reiten schmerzte. Aber ansonsten ging es mir blendend.
Dennoch würde ich Mutter Elenas Rat befolgen, denn sie hatte mir bewiesen, dass sie wirklich in die Zukunft sehen konnte.
Wir verabschiedeten uns und stiegen auf unsere Pferde. Den ganzen Weg zurück fragte mich Caleb mit besorgter Miene, ob alles in Ordnung sei, und bot mir sogar mehrere Male an, eine Rast einzulegen. Ich lächelte und versicherte ihm, dass ich mich noch nie in meinem Leben besser gefühlt hatte.
Am nächsten Tag schlenderte ich gutgelaunt und bei bester Gesundheit durch die Burg und Calebs Sorge wich langsam. Der Reiter, den er zu den Fergussons geschickt hatte, kehrte am Mittag zurück und ließ ausrichten, dass der Clan, am Tag der Verhandlung auf Trom Castle eintreffen würde.
Da ich nicht wusste, wie eine Gerichtsverhandlung im 17. Jahrhundert vonstattenging, ließ ich es mir von Caleb und Seamus erklären, als wir uns am Nachmittag in der Bibliothek befanden und eine Tasse Tee tranken.
»Zuerst einmal werde ich sprechen und die Anklage vorbringen«, erklärte mir Caleb.
»Nacheinander werden dann die Zeugen aussagen und berichten, was geschehen ist«, fuhr nun Seamus fort. Mir wurde ganz mulmig bei dem Gedanken, dass auch ich einer der Zeugen war. Caleb spürte meine Unsicherheit und strich mir beruhigend über den Oberarm.
»Sag einfach das, was du beobachtet hast, mehr ist nicht nötig.«
»Wenn alle ihre Aussage gemacht haben, was geschieht dann?«, erkundigte ich mich.
»Dann wird der Richter mich als Oberhaupt des Clans fragen,
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