Flammenherz (German Edition)
umarmte ich sie. Sie war sichtlich stolz und ihre Ohren glühten, als von allen Seiten Lobeshymnen über ihr beherztes Einschreiten auf sie niederprasselten.
Ich machte mich über die Rühreier her, als hätte ich seit Tagen nichts gegessen. Jetzt, da der Spuk mit Adelise endlich vorüber war, schmeckte es doppelt so gut und ich lud mir mehrere Male nach. Caleb und Seamus sahen mich erstaunt an.
»Wo isst du das nur alles hin?«, fragte Seamus ungläubig. Ich konnte nicht antworten, da ich mir eine neue Ladung Rührei in den Mund geschoben hatte und so zuckte ich nur kurz mit den Schultern. Wie sehr ich Mistress Grahams Kochkünste vermisst hatte, wurde mir erst jetzt bewusst.
Nach dem Frühstück schob Rona mich hektisch zu den Räumen der Schneiderin, die für mein Hochzeitskleid Maß nehmen sollte. Nur widerwillig ließ ich mich dazu überreden, denn in meinem Zimmer wartete ein sehr gemütliches Bett auf mich und ich war mittlerweile todmüde. Schimpfend und unter wahren Protestgesängen betrat ich mit Mistress Graham das Zimmer der Näherin.
Eine Stunde später hatten wir den Stoff ausgesucht, die Maße genommen und uns für ein Design entschieden. Besser gesagt, Mistress Graham hatte für mich entschieden, denn ich wollte nur noch in mein Bett und hatte keinen Blick für die feinen Stoffe.
Für mich zählte nur die Tatsache, dass ich Caleb heiraten würde und zur Not würde ich das auch in einem alten Kartoffelsack tun.
Sichtlich erschöpft machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, wo schon eine Holzwanne mit heißem Wasser auf mich und meinen malträtierten Körper wartete. Nachdem ich zweimal im heißen Wasser eingenickt war und tunlichst vermeiden wollte, kurz vor meiner Hochzeit zu ertrinken, stieg ich aus der Wanne. Ich trocknete mich ab und fiel wie ein Stein in mein Bett, wo ich umgehend einschlief.
Am nächsten Morgen blieb mir nicht einmal die Zeit zum Frühstücken, denn Mistress Graham hatte die Näherinnen die ganze Nacht durcharbeiten lassen und kaum hatte ich die Augen aufgeschlagen, befand ich mich auch schon wieder in deren Zimmer. Vorsichtig streiften sie mir den Rohentwurf meines Hochzeitskleides über, während sie versuchten, ein Gähnen zu unterdrücken.
Dunkle Ringe lagen unter den Augen der Frauen und ich bekam ein schlechtes Gewissen, dass sie die ganze Nacht hatten durcharbeiten müssen. Mistress Graham dagegen hatte kein Mitleid und trieb die Frauen erneut zur Eile an.
Als wir endlich fertig waren, fand ich Seamus, Sarin und Caleb in der Bibliothek. Seamus saß an seinem Schreibtisch, die Feder in der Hand, und schrieb etwas auf ein Stück Pergament. Caleb stand hinter ihm, sah ihm über die Schulter und nickte hin und wieder, während er las. Sarin lümmelte auf einem Sessel und beobachtete die Männer aufmerksam.
»Was macht ihr da?«, fragte ich neugierig. Die beiden Brüder grinsten mich verschwörerisch an und Caleb rollte das Stück Pergament zusammen und band eine Schnur darum, dann steckte er es in eine speckige Ledertasche.
»Das ist eine Überraschung, Seonaid«, antwortete er geheimnisvoll. Ich schob beleidigt die Unterlippe nach vorn und verschränkte die Arme vor der Brust, doch er ließ sich nicht erweichen, mir zu sagen, worum es ging. Danach gab es endlich etwas zu essen und so saßen wir fast zwei Stunden im großen Saal und schlugen uns die Bäuche voll.
Am späten Nachmittag kehrte der Reiter zurück, den Caleb zu Richter Byron geschickt hatte, und überbrachte uns die Nachricht, dass der Richter schon in zwei Tagen auf Trom Castle eintreffen würde. Die Schwere der Anschuldigung würde einer sofortigen Verhandlung bedürfen, ließ er ausrichten.
Daraufhin schickte Caleb einen weiteren Boten aus, der sich auf den Weg zu den Fergussons machen sollte. Er hatte den Auftrag ihnen ein Pergament zu überbringen, in dem Caleb kurz geschildert hatte, was vorgefallen war und den Termin der angesetzten Verhandlung mitteilte.
Da wir nicht genau wussten, wie lange sich das Ganze hinziehen würde, hatten wir unsere Hochzeit um einige Tage verschoben, worüber Mistress Graham sichtlich erfreut war, denn nun hatte sie genug Zeit, um alles gewissenhaft vorzubereiten.
Am Nachmittag ritt ich mit Caleb, Seamus und Sarin zu den Zigeunern. Wir wollten sie offiziell zu unserer Hochzeit einladen und ihnen bei dieser Gelegenheit für ihre Hilfe danken. Ich freute mich darauf, die vertrauten Gesichter wiederzusehen. Außerdem konnte ich mich bei Daniel für mein
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