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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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warum Sie so tun, als wäre Ihre Tochter tot.«
    »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, antwortete Joona und lächelte.
    Er lächelte, aber seine Stimme klang fremd, fern und kalt, als wäre sie unter einem großen Stein begraben. Die Worte der Frau wirbelten durch sein Inneres, und am liebsten hätte er ihre schmalen Arme gepackt und von ihr verlangt zu erfahren, was passiert war, aber er blieb ruhig.
    »Ich muss jetzt gehen«, erklärte er und wollte sich gerade umdrehen, als die Migräne in sein Gehirn schoss wie die Klinge eines Messers, die sich durch sein linkes Auge bohrt. Gleichzeitig wird er von einem flimmernden, gezackten Halo-Effekt geblendet.
    Während sein Sehvermögen allmählich zurückkehrte, sah er, dass Passanten einen Kreis um ihn gebildet hatten. Sie traten zur Seite und machten Rettungssanitätern Platz.
    Die alte Frau war verschwunden.
    Joona hatte abgestritten, Rosa Bergman zu kennen, er hatte gesagt, dass es sich um ein Missverständnis handeln müsse. Aber er hatte gelogen.
    Er weiß ganz genau, wer Rosa Bergman ist.
    Er denkt täglich an sie. Er denkt an sie, aber sie sollte eigentlich nichts von ihm wissen. Denn wenn Rosa Bergman weiß, wer er ist, dann ist etwas furchtbar schiefgegangen.
    Einige Stunden später, nachdem Joona das Krankenhaus verlassen hatte, begann er unverzüglich nach Rosa Bergman zu suchen.
    Er musste seine Nachforschungen alleine anstellen, also hatte er sich beurlauben lassen.
    Den öffentlichen Melderegistern zufolge gibt es in Schweden niemanden mit dem Namen Rosa Bergman, obwohl mehr als zweitausend Personen mit dem Familiennamen Bergman in Skandinavien leben.
    Systematisch durchforstete Joona eine Kartei nach der anderen. Vor zwei Wochen konnte er schließlich nur noch die Papierarchive über das schwedische Einwohnermeldewesen durchgehen, es war seine letzte Chance. Jahrhundertelang hatte sich die Kirche um das Einwohnermeldewesen gekümmert, bis es 1991 im Zusammenhang mit der Digitalisierung des Verfahrens von den Finanzämtern übernommen wurde.
    Joona begann mit den Kirchenregistern im Süden des Landes, um sich von dort nach Norden vorzuarbeiten. Er saß mit einem Pappbecher Kaffee vor sich im Landesarchiv in Lund und suchte in Karteikästen mit den möglichen Geburtsdaten und Taufgemeinden nach Rosa Bergman. Danach reiste er nach Visby, Vadstena und Göteborg.
    Er fuhr nach Uppsala und zu dem riesigen Archiv in Härnösand. Er durchsuchte mehrere hunderttausend Blätter mit Geburtsdaten, Orten und Familienkonstellationen.

10
    AM NACHMITTAG DES VORTAGS hatte Joona im Landesarchiv in Östersund gesessen. Ein süßlicher Antiquariatsgeruch nach vergilbtem, fleckigem Papier und alten Aktenordnern erfüllte den Raum. Sonnenstrahlen wanderten langsam über die hohen Wände, glänzten im Glas der stehen gebliebenen Standuhr und bewegten sich weiter.
    Kurz vor Schließung des Archivs fand Joona ein Mädchen, das vor vierundachtzig Jahren geboren und in der Gemeinde Sveg in Härjedalen, Provinz Jämtland, Rosa Maja getauft worden war. Die Eltern des Mädchens hießen Kristina und Evert Bergman. Joona konnte keine Angaben über ihre Trauung finden, aber die Mutter des Mädchens war neunzehn Jahre zuvor als Kristina Stefanson in derselben Gemeinde geboren worden.
    Joona brauchte drei Stunden, um eine vierundachtzig Jahre alte Frau namens Maja Stefanson in einem Altersheim in Sveg ausfindig zu machen. Es war sieben Uhr abends, aber Joona setzte sich trotzdem ins Auto und fuhr nach Sveg. Als er dort ankam, herrschte bereits Nachtruhe, und man ließ ihn nicht mehr in das Heim.
    Joona nahm sich ein Hotelzimmer, versuchte zu schlafen, wurde jedoch gegen vier Uhr wach und hatte seither am Fenster gestanden und auf den Morgen gewartet.
    Er ist sich fast sicher, dass er Rosa Bergman gefunden hat, die offenbar beschlossen hatte, den Mädchennamen ihrer Mutter anzunehmen und ihren zweiten Taufnamen als Rufnamen zu benutzen.
    Joona sieht auf die Uhr und denkt, dass es Zeit wird zu gehen. Er knöpft das Jackett zu, verlässt das Zimmer, geht zur Rezeption hinunter und in das kleine Dorf hinaus.
    Das Alters- und Pflegeheim Haus Bläuling besteht aus einer Gruppe gelb verputzter Häuser mit gepflegten Rasenflächen und Wegen mit Bänken zum Ausruhen.
    Joona öffnet die Tür des Altersheims und tritt ein. Er zwingt sich, den Korridor mit den Neonlampen an der Decke und den geschlossenen Türen zu Sekretariat und Küche mit langsamen Schritten

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