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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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mal!«
    Sie tranken beide. Nach dem ersten Schluck blinzelten sie sich zu.
    » Schon was von Tarek gehört, Wolf?«
    » Hör mir mit dem auf! Nein, er wollte sich melden, wenn was Besonderes ist. Und bei dir war auch nichts?« Er griff nach dem übergroßen Aschenbecher der Königlichen Porzellan-Manufaktur, aber Sternenberg machte ein Zeichen, und so ließ Lichtenberg davon ab, sich eine Zigarette anzuzünden.
    » Ich hörte von Herrn Dodorovic, dass du zu deinen Seelsorgern gefahren bist. Hast du wenigstens geschlafen?«
    » Das mache ich nie. Ich werde nicht schnell genug wieder wach. Außerdem träume ich so viel abartiges Zeug, wenn ich da im Sessel hänge.«
    » Viel los heute Morgen?«
    » Ein einziger Anruf. Danach zwei Stunden nichts. Ich habe aber Petras Material durchgesehen. Erzähl mir, wie es bei dir läuft. Du hast dich über Tarek geärgert?«
    » Über den ärgere ich mich schon lange nicht mehr. Er ist ein Idiot. Ich war mit ihm bei Pomaden-Schulze. Die müssen immer noch den 1. Mai nachbereiten. Na ja, und wie üblich hat Schulze rumgeflennt, dass die Jugend immer gewalttätiger wird und keinen Respekt mehr hat vor dem Eigentum, kennste ja. Und Tarek, diese Sülze, kann das Wasser nicht halten und sagt, dass es heute alle schlimmer finden, wenn die Fensterscheibe einer Bank eingeschlagen wird, als wenn einer eine Frau vergewaltigt oder ermordet. Da war er bei Schulze natürlich an der richtigen Stelle.«
    » Tarek ist kein Diplomat, aber wo er recht hat …«
    » Seine Weisheiten interessieren aber nicht, wenn er mir das Gespräch versaut. Ich habe sofort nachgeschoben, dass beim letzten Mal eben nicht die Scheiben von Banken eingeworfen wurden. Da haben sie eine Zeitungsbude und einen türkischen Imbiss abgefackelt. Also gerade die kleinen Leute getroffen. Rohe Gewalt, ganz sinnlos. Gegen jedermann.«
    » Da hattest du Pomaden-Schulze wieder auf deiner Seite, nehme ich an.«
    » Klar. Gerade noch gerettet. Du weißt, der ist relativ einfach gestrickt. Schwarz oder weiß. Ein Konservativer. Jedenfalls siehst du, dass ich reichlich bei ihm rumgeschleimt habe, und alles nur fürs Vaterland. Jetzt pass auf: Mir ist eingefallen, dass es bei den Krawallen am 1. Mai immer Leute gibt, die von den Dächern Steine und Flaschen werfen.«
    » Oder Schlimmeres.«
    » Und jedes Frühjahr hieven die Arbeiter Baumaterial auf die Dächer, weil das Wetter so schön zum Bauen ist. Damit finden unsere Freunde, die Autonomen, am 1. Mai ideale Lager für Wurfgeschosse vor. Und jetzt habe ich Schulze gefragt, warum die nicht vor dem 1. Mai diese Baustellen besser sichern. Und das habe ich natürlich mit einem bestimmten Ziel gefragt.«
    » Sag schon.«
    » Nachdem ich ihm die rührende Story mit der Zeitungsbude erzählt hatte, hat er gesungen wie Richard Tauber.«
    » Wie wer?«
    » Lenk nicht ab, Kai. Er hat mir erzählt, dass sie die Dächer regelmäßig vor dem 1. Mai überwachen.«
    » Ach, ich habe noch keinen über den Dächern gesehen, der wie einer unserer Kollegen aussah. Alles junge hübsche Mädchen und ihre Typen.«
    » Du denkst zu zweidimensional.« Wolfgang Lichtenberg steckte sich seinen teuren Kugelschreiber in den Mund und sog daran wie an einer Zigarette.
    » Ach ja?«
    » Ja. Erinner dich bitte: Der Schutz der Polizei agiert im Lande Berlin zu Lande, zu Wasser und …?«
    » Zu Pferde.«
    » Und: In der Luft! Pomaden-Schulze hat zugegeben, und das streng vertraulich, dass sie vom Hubschrauber aus eine Bestandsaufnahme machen.«
    » Ach, das ist vertraulich, wenn sie mit diesen alten, lauten Vopo-Hubschraubern stundenlang über den Prenzelberg knattern …?«
    » Sie machen Luftbilder. Und die werden am Computer übereinandergelegt.«
    Sternenberg fiel ein, dass Wolfgang Lichtenberg keinen Computer im Büro hatte. Wegen seines Lebensalters hatte ihn eine Vorschrift, die vermutlich von Leuten seiner Generation stammte, vom Bildschirmeinsatz freigesprochen. Dennoch schien er stets gut informiert. Vielleicht hat er einen pfiffigen Enkel, dachte Sternenberg.
    » Was sagst du dazu?«
    » Ähm … Dass sie so moderne Technik benutzen? Ja, erstaunlich.«
    » Deshalb habe ich uns sofort in die Sache eingeklinkt. Sehe mich bei der SoKo 1. Mai um.«
    Sternenberg lachte. » Ich hoffe bloß, du streikst nicht gleich. Aber mal im Ernst: Ich kann nicht auf dich verzichten.«
    » Beatrix wollte sowieso zwei Leute aus unserer Gruppe abziehen, für andere und wichtige Aufgaben.«
    » Wie bitte? Erst nimmt sie uns

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