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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Walter und Rebecca. Dann noch zwei Leute. Damit bleiben nur noch drei. Dodo nicht mitgezählt.«
    » Kai, das waren genau meine Worte. Aber du kennst sie. Sie hat mir offen ins Visier gesagt, dass man eine Gruppe immer halbieren kann, und sie wird die Aufgabe trotzdem bewältigen. Meist noch besser, weil sie sich auf das Wesentliche konzentriert und weil sie sich beweisen will.«
    Sternenberg schaukelte den Kaffeerest in der Tasse hin und her. » Sie kann uns nicht an einem Tag einen schwierigen Auftrag geben, noch dazu die Beschattung eines Kollegen, und am nächsten Tag nimmt sie uns das halbe Team.«
    » Na ja, ganz so war es nicht. Erstens sind Walter und Rebecca schon vorher weg gewesen.«
    » Ich weiß immer noch nicht, warum.«
    » Na ja, man könnte es sich vorstellen. Aber egal …«
    » Nein, was kann man sich vorstellen?«
    » Kai, das ist jetzt gleichgültig. Beatrix wollte zwei Leute haben, und ich habe ihr einen gegeben. Zufrieden?«
    » Nein. Wen? Tarek?«
    » Nein, mich. Sieh mal, wenn wir jemanden in einen anderen Bereich abgeben, dann im Moment nur zum Schein. Oder um etwas rauszubekommen. Wenn wir Tarek zu Traube geben würden – das war übrigens die Idee von Beatrix –, dann weiß der doch sofort, was läuft. Wir dürfen Traube nicht unterschätzen. Er mag ein lausiger Ermittler sein, aber in eigener Sache ist er genial.«
    » Ja?«
    » Klar. Wie wäre er sonst an Petra gekommen?«
    » Sag mal …«
    » Okay, Kai, es bleibt ja unter uns.«
    » Ich habe im Moment den Eindruck, dass sowieso jeder alles weiß. Also, was heißt das jetzt, dass du aus dem Team gehst?«
    » Offiziell unterstütze ich Pomaden-Schulze ein Weilchen. Tatsächlich aber will ich vor allem an die Luftbilder ran. Die können uns Aufschluss über die Brandstiftungen geben.«
    » Sehr gut.«
    » Noch was anderes: Wir waren inzwischen nicht faul.«
    » Davon gehe ich aus.«
    » Ich meine Isabel. Sie sagte mir, dass Traubes Leute mal wieder einen Tatverdächtigen festgenommen haben. Sie machen das ja mit schöner Regelmäßigkeit und müssen sie sogleich in die Freiheit entlassen. Sie wollen es diesmal auf jeden Fall vor der Presse geheim halten. Isabel hat’s von einem befreundeten Journalisten erfahren.«
    » Was sollen wir deiner Meinung nach machen?«
    » Ich weiß nur, was du jetzt machen wirst, Kai. Du fährst nach Hause und schläfst ’ne Runde.«
    » Ich bin im Dienst.«
    » Du bist im Delir.«
    » Wolfgang …«
    Wolfgang Lichtenberg zündete sich eine Zigarette an und blickte aus dem Fenster, sodass er keines von Sternenbergs Zeichen sehen konnte. » Kai, dieses Gespräch ist jetzt beendet. Du haust dich aufs Ohr und stellst das Telefon neben dein Kopfkissen. Wenn was ist, rufe ich dich an. Ansonsten bist du offiziell bei Ermittlungen.«
    » Wer, bitte, ist denn hier der Vorgesetzte?«
    » Wenn der Kapitän seine Zurechnungsfähigkeit verliert, kann der Schiffsarzt ihn suspendieren.«
    » Und du bist neuerdings Schiffsarzt.«
    Wolfgang Lichtenberg sog lange an der Zigarette und blies den Qualm gegen die geschlossene Fensterscheibe. » Ich bin, der ich bin. Die Stimme der Vernunft.«
    Sternenberg stand auf und stellte die leere Tasse auf einen der weniger gefährdet wirkenden Stapel. » Gestatten, dass ich mich entferne?«
    Lichtenberg starrte weiter aus dem Fenster und vollführte eine huldvolle Geste.
    Den Wagen hatte er schon in der Nähe seiner Wohnung geparkt. Sternenberg hatte Appetit auf Wassermelone. Ein Sommer in Berlin und eine Wassermelone. Beim Obststand in der Kastanienallee waren sie aufeinandergestapelt wie Kanonenkugeln. Der Verkäufer sammelte Aprikosen in eine Papiertüte, warf sie auf die Waage und nannte einer Frau den Preis. Bevor sie das Geld beisammen hatte, drehte er schon eine Melone in der Hand, suchte die richtige Stelle und ließ sie auf einen Steinblock fallen. Mit einem deutlich vernehmbaren Knack brach die Melone auf, und das Fleisch leuchtete rot und glänzte mehlig, und noch ehe ein Tropfen auf den Stein fallen konnte, lagen die Hälften in der Hand des Verkäufers, und eine davon bekam Sternenberg überreicht.
    Sternenbergs Schritte waren schwer. Schuld daran war nicht allein die Nacht ohne Schlaf. Es war die sandige, trockene Sonne, in der die Ameisen die Fugen zwischen den Klinkersteinen neben den Wegplatten aushöhlten und vor der die Vögel in den Schatten der Äste flüchteten.
    Die Restaurants in der Oderberger Straße hatten längst noch nicht geöffnet. Vor einem der Cafés

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