Flammenopfer
aushalten.«
» Aber das ist nicht in Ordnung.«
» Warum nicht?«
Der Mann war ruhig und schien nachzudenken. » Ist es denn in Ordnung, sich vor seinem Gegner zu verstecken?«
» Ich glaube nicht, dass Sie das tun.«
» Aber ich sitze hier wie ein Sack herum.«
» Ist der Mann Ihr Gegner?«
» Na, mein Freund wird er sicherlich nicht.«
Sternenberg lachte kurz. » Glaub ich. Erzählen Sie mir was über Ihre Freundin.«
» Ich liebe sie.«
» Ja.«
» Ja, ich, ich liebe sie. Trotz allem. Ich weiß gar nicht, was sie von mir denkt. Ich haue einfach ab.«
» Sie glauben, Ihre Freundin hält Sie für feige?«
» Ich weiß es nicht. Aber es ist kein Ruhmesblatt für mich.«
» Darf ich mal wiederholen, wie ich es verstanden habe? Sie kommen von der Arbeit, zu einer Zeit, zu der Ihre Freundin weiß, dass Sie nach Hause kommen. Und sie liegt mit einem anderen in Ihrem Bett. Sie sind geschockt und gehen. Und Sie lieben sie.«
» Sie ist mein Mädchen.«
» Ja.«
» Ich liebe sie. Sie ist mein Mädchen.«
» Ja. Und sie geht mit einem anderen ins Bett – vor Ihren Augen.«
» Ich weiß nicht, was der Kerl mit ihr gemacht hat. Das hat sie doch nicht …« Er stockte.
» Ja? Was meinen Sie? Was hat sie nicht?«
» Mit Absicht gemacht.«
» Sie sagen, sie hat nicht mit Absicht mit einem Mann geschlafen, zu dem Zeitpunkt, als sie wusste, dass Sie nach Hause kommen?«
» Nicki ist doch … mein Mädchen!«
Sternenberg wartete sehr lange.
Dann fragte der Mann: » Meinen Sie, sie hat es absichtlich getan?«
» Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich kenne Ihre Freundin nicht. Und Ihre Beziehung kenne ich auch nicht.«
» Ich dachte, sie liebt mich. Sie hat das immer wieder gesagt. Wir wollen heiraten.«
» Vorhin sagten Sie, Sie fürchteten, feige zu sein. Sie wollten den Kerl schlagen können. Ich glaube aber nicht, dass es darum geht.«
» Sondern? Ich weiß jetzt gar nichts mehr.«
» Sie lieben Ihre Freundin, und sie sagt, dass sie Sie liebt. Und plötzlich hat sie Sex mit einem anderen. Sie sind verletzt und enttäuscht. Aber nicht von sich selbst.«
» Von dem Typen doch wohl auch nicht.«
» Das meine ich auch nicht.«
» Von Nicki? Enttäuscht? Das ist doch Unsinn, ich meine, wir lieben uns, und sie weiß, wie sehr ich sie brauche, und sie hat immer gesagt, wie sehr sie mich liebt und dass sie eine Zukunft für uns beide will und wie sie sich das vorstellt. Ich bin doch von Nicki, von meinem Mädchen, nicht enttäuscht.« Weinen mischte sich wieder in seine Stimme. » Sie kann mich doch nicht enttäuschen. Nicki enttäuscht mich doch nicht, warum soll sie das machen? Warum macht sie so was?«
Sternenberg nahm die Mineralwasserflasche und wusste, dass der Durchbruch geschafft war. Der Mann begann zu begreifen, dass seine Freundin ihn betrogen hatte.
» Ich kann doch nicht von Nicki enttäuscht sein.«
» Warum nicht?«
» Sie ist … Ich glaube das nicht.«
» Sie haben etwas mit eigenen Augen gesehen.«
» Allerdings. Sie meinen, sie hat das absichtlich getan?«
» Ich kann nichts über die Motive sagen. Ich kann nur sagen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn Sie sich von ihr enttäuscht fühlen.«
» Verletzt … bin ich ja nicht.«
» Verletzt sind Sie nicht …?«
» Na, eigentlich bin ich verletzt. Aber was soll ich machen?«
» Vorhin dachten Sie, Sie wären feige. Sie dachten, Sie müssten diesen Mann als Gegner bekämpfen. Sie waren von sich selbst enttäuscht.«
» Stattdessen hat Nicki mich enttäuscht.«
» Ganz sicher.«
» Warum tut sie das denn?«
» Bleiben Sie doch einen Moment bei der Feststellung, dass sie Sie verletzt hat. Was ist das für ein Gefühl?«
» Phh! Ein schreckliches! Ich denke, warum macht sie das? Warum tut sie mir das an?«
» Sind Sie wütend?«
» Nein, ich bin … traurig wahrscheinlich.«
» Traurig.«
» Ja, traurig. Ja, wütend vielleicht auch ein bisschen. Ich lasse das nicht so raus.«
» Ja, Sie lassen das nicht raus.«
» Ich weiß nicht genau, was richtig ist. Ich weiß es überhaupt nicht.«
» Sie sind enttäuscht. Sie sind traurig. Sie sind wütend. Sie sind geflüchtet. Sie sind verletzt. Sie verstehen es nicht.«
» Ja, es ist das alles.«
» Verzweiflung ist das. – Und es ist in einer solchen Situation völlig in Ordnung.«
Der Mann stöhnte, aber er weinte nicht. » Komisch. Es ist jetzt irgendwie alles klar, ich sehe, was da passiert ist. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll.«
» Zuerst waren Sie geschockt und
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