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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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lass meinen Verstand am Leben!«
    Flandry löste sich aus dem Griff, stand auf, trat zwei Meter beiseite und erwiderte: »Tut mir leid. Ich könnte mich nicht darauf verlassen, dass du bei deinem Geständnis nichts verschweigst, durch das noch mehr junge Mädchen getötet oder versklavt werden.« Einige Sekunden lang musterte er die zusammengekauerte, bebende Gestalt. »Ich stehe unter starken Beruhigungsmitteln«, sagte er. »Ich bin nur eine Maschine. Ich habe eine leise Ahnung, was ich deswegen später einmal empfinden werde, aber im Moment ist so gut wie alles sehr abstrakt. Allerdings … du hast bis morgen Zeit, Sohn. Was möchtest du tun, während du wartest? Ich werde mir alle Mühe geben, dir alle Wünsche zu erfüllen.«
    Hazeltine löste seine Glieder. Er sprang auf und heulte: »Du kaltblütiger Teufel, wenigstens töte ich dich zuerst! Und dann mich!«
    Er stürmte vor. Die Rage, die seine jugendlichen Kräfte verdoppelte, war kein Amok; er kam in der Haltung eines Karatekämpfers näher, darauf aus, einen Brustkorb einzutreten und ein Herz herauszureißen.
    Flandry wich zur Seite aus. Eine Hand zog er an Hazeltine vorbei. Der Deckel des Zigarettenetuis hinterließ mit seiner rasiermesserscharfen Kante einen flachen roten Schnitt auf der rechten Wange. Hazeltine wirbelte zu einem neuen Angriff herum. Flandry wich zurück. Hazeltine setzte nach und drängte ihn in eine Ecke. Dann setzte das Betäubungsmittel ein. Hazeltine stolperte, taumelte, ruderte mit den Armen, bildete mit den Lippen noch ein Wort und brach zusammen.
    Flandry ging zum Interkom. »Holen Sie den Gefangenen wieder ab«, befahl er.
     
    Der Tag brach windstill und mit Eiseskälte herein. Die Sonne stand in einem regenbogenfarbigen Ring, und am Ufer des Stoyansees krachte das Eis. Zorkagrad lag still wie ein Ermordeter unter bitterem Blau. Von Zeit zu Zeit grollte Donner über seine Dächer, wenn Raumschiffe starteten oder landeten. Sie strahlten wie Meteore. Manchmal pfiffen auch Flugboote vorbei, rumpelten Panzerwagen, knallten Stiefel auf dem Pflaster. Gegen Mittag führten ein solches Schiff und ein solcher Marsch Bodin Mijatovic heim.
    Er war froh, unangekündigt zurückkehren zu können. Auf ihn wartete zu viel Arbeit, als dass er Zeit für Zeremonien erübrigen konnte – auf ihn und Dominic Flandry. Doch die Nachrichtensendungen verbreiteten die Neuigkeit rasch, und es war, als sei das Sonnenwendfest ausgerufen worden. Die Menschen liefen aus den Häusern auf die Straßen, kamen von außerhalb der Stadt herein, verließen ihre Patrouillen und jubelten, tanzten, weinten, lachten, sangen, umarmten völlig Fremde; und jede einzelne Kirchenglocke läutete.
    Von einem Balkon am Zamok sah er zu, wie die Lichter durch die halbdunklen Straßen brannten und hüpften, auf Plätzen Freudenfeuer loderten, hörte Tumult und Jubel. Sein Atem rauchte gespenstisch unter den ersten Sternen, und Frost färbte seinen Bart. »Das kann nicht anhalten«, murmelte er und trat ins Büro zurück.
    Als die Sichttür sich hinter ihm schloss, umfing ihn Stille, die nur von dem nunmehr gedämpften Glockenläuten gestört wurde. Die Kälte, die er hereingelassen hatte, hielt sich eine Weile. Flandry, in einem Sessel zusammengekauert, schien sie nicht zu bemerken.
    Mijatovic musterte den Terraner eingehend. »Und Sie können auch nicht so weitermachen«, sagte er. »Wenn Sie nicht aufhören, sich ständig neue Dosen zu verabreichen, statt ihre Drüsen und Nerven normal arbeiten zu lassen, lassen sie Sie bald im Stich.«
    Flandry nickte. »Ich höre bald auf.« Aus den Höhlen beobachteten seine Augen einen Visifonschirm.
    Der große grau-blonde Mann hängte seinen Mantel auf. »Ich will zugeben, dass ich ohne Sie nicht hätte erreichen können, was heute erreicht wurde, vielleicht noch wochenlang nicht, vielleicht nie«, sagte er. »Sie kannten die richtigen Worte und die richtigen Kanäle; Sie hatten die Ideen. Aber wir sind nun fertig. Den Rest schaffe ich allein.«
    Er stellte sich hinter Flandry, legte ihm die Finger auf die Schultern und knetete sanft. »Am liebsten würde ich mich vor ihrem Tod verstecken«, sagte er. »Sicher, für mich ist es leichter. Ich glaubte, sie wäre in Schrecken verloren und erfuhr, dass sie in Ehren verloren war. Wenn Sie beide … Dominic, hören Sie. Ich hatte Gelegenheit, meine Frau anzurufen. Sie ist in unserem Haus, nicht dem Stadthaus, sondern auf dem Land. Frieden, Wälder, Sauberkeit, Heilung. Wir möchten, dass Sie zu

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