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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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und erklärte, ihr Besitzer sei im Moment woanders beschäftigt, werde aber schon bald seine Wünsche bekanntgeben. Bis dahin könne sie die Einrichtungen benutzen, innerhalb vernünftiger Grenzen natürlich.
    Als Kossara einschlief, stellte sie sich vor, Mihail wäre bei ihr.

 
III
     
    Nun war es offiziell: Kaiser Hans würde Terra in Kürze verlassen, den Befehl über eine Armada übernehmen und persönlich die Barbaren – Kriegsherren, Bukanier, Kreuzritter mit eigenartigen Zielen, die allein Gott kannte –, die den durch den Kampf um den Thron des Imperiums noch immer geschwächten Sektor Spica behelligten, in die Schranken weisen. Der Kaiser gab im Korallenpalast ein Abschiedsfest. Captain Sir Dominic Flandry gehörte zu den geladenen Gästen. Unter solchen Umständen erscheint man auch.
    Außerdem, überlegte Flandry, mag ich den alten Mistkerl einfach. Vielleicht ist er nicht der beste Kaiser, den man sich vorstellen kann, aber wahrscheinlich der beste, der verfügbar war. In diesem Teil Oceanias war die Sonne schon lange untergegangen. Eine Mondsichel stand hoch im Westen; wie Sterne leuchteten Metrocenter auf der dunklen Seite. Die Sternbilder warfen ihr eigenes Licht auf das leicht gekräuselte Wasser, ein silbriger Schimmer auf Tiefschwarz. Wo die Brandung weiß gegen die Bastionen schlug, brach sie die Stille. Dort erhoben sich Mauern, Kuppeln und Türme in einem leuchtenden Schein, der den Himmel größtenteils überstrahlte.
    Als Flandry seinen Wagen gelandet hatte und ausstieg, trieben vom Palast keine Wolken aus Parfüm (oder psychoaktiven Drogen, wie sie während Josips Herrschaft üblich waren) heran, um den Salzgeruch zu mildern. Musik gelangte, getragen durch leichten Wind, ans Ohr, doch sie war formbetont und erhaben, weder hypersubtil noch rau. Flandry war sich nicht ganz sicher, ob sie auf einer Koloniewelt komponiert worden war – aber wenn, dann ohne Zweifel Germania – oder doch auf Terra, um über Jahrhunderte bewahrt zu werden, während die Mutterwelt sie vergaß. Er wusste allerdings genau, dass noch vor zehn Jahren der ganze Hof über solch rückständige, archaische Klänge gekichert hätte.
    Nur wenige Diener verbeugten sich, während er zwischen anderen Gästen hindurch ins Hauptgebäude ging. Mehr Wachtposten als früher salutierten. Ihre Paradeuniformen waren weniger prächtig als früher, denn sowohl die Männer als auch ihre Waffen hatten den Kampf gesehen. Die Vorkammer mit den Springbrunnen war unverändert, und die Menschen, die zwischen ihnen flanierten, ehe sie in den Ballsaal strömten, waren so glänzend gekleidet wie stets, ein Spektakel in allen Farben des Regenbogens. Allerdings waren übertriebene Krägen, Capes, Ärmel, Manschetten und Schuhwerk passé. Die Kleidung fiel vom Hals oder Ausschnitt bis zu den Füßen, und während viele Männer Roben statt Hosen trugen, hatte jede einzelne Frau einen Rock an.
    Eine Reform, die ich begrüße, dachte Flandry. Wahrscheinlich geht es den meisten Damen genauso. Das vielsagende Rascheln geschickt drapierten Stoffes ist doch viel stimulierender und auch einfacher zu arrangieren als Kosmetik und Diademe auf entblößten anderweitigen Interessenzonen. Übrigens ist eine Verführung, auch wenn sie mehr Mühe bereitet, nach wie vor viel entspannender als eine Orgie.
    Da allerdings geht unser guter Hans zu weit. Jedes Schlafzimmer im Palast ist abgeschlossen!
    Na ja. Wahrscheinlich möchte er die Erfindungsgabe seines Gefolges anstacheln.
    Kronprinz Dietrich empfing die Gäste, ein unscheinbarer Mann in mittleren Jahren, dessen Stämmigkeit sich in Korpulenz verwandelte. Obwohl er während der Kämpfe hin und wieder mit Flandry zusammengearbeitet hatte, fiel sein Willkommensgruß mechanisch aus. Armer Teufel, er muss drei- oder vierhundert Gästen, die genügend bedeutend sind, ein persönliches Hallo entgegenbringen, und das ohne jedes Stimulanz. Noch so ein Fall, wo die asketischen Prinzipien etwas zu weit gehen, dachte Flandry. Dietrichs jüngerer Bruder Gerhart hatte an diesem Abend mehr Glück; mit mehreren Freunden saß er an einem Wandtisch und war schon kaiserlich betrunken. Trotzdem wirkte er genauso mürrisch wie immer.
    Flandry machte einen Rundgang am Rande des Ballsaals. Die Beleuchtung war in keiner Weise ausgeklügelt, sah man davon ab, dass sie durch ihre Richtung die Sterne, die durch die Vitrylkuppel schienen, nicht überstrahlte. Der Boden glänzte mit gebrochenen Spiegelungen von mehreren Dutzend Paaren,

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