Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
ausfahrbaren Armen.
    Flandry trat fröhlich in den Raum; 0,88 g Schwerkraft verliehen seinem Gang besonderen Schwung. Der merseianische Offizier erwartete ihn. Er wirkte fast wie ein Dinosaurier, der silbern besetzten, schwarzen Uniform zum Trotz, die sich schroff abhob gegen die Schneefelder, den zugefrorenen Fluss und die geschrumpfte Sonne am kristallklaren Himmel, welche die Transparenzwand hinter ihm erfüllten.
    »Nun, alter Halunke, wie geht es Ihnen?« Der Mensch streckte die Hand auf terranische Art aus. Tachwyr nahm sie zwischen warme trockene Finger und eine ledrige Handfläche. Weitere freundliche Gesten konnten sie nicht austauschen, da Flandry ein Schweif fehlte.
    »Durstig«, knurrte Tachwyr. Sie wandten sich der gut ausgestatteten Anrichte zu. Tachwyr schenkte sich Scotch ein, Flandrys Wahl fiel auf Telloch. Sie tauschten einen Blick und lachten, merseianischer Trommelwirbel und menschliches Stakkato. »Es ist lange her für uns beide, arrach?«
    Flandry zog den Schluss, dass in den vergangenen Jahren Tachwyr durch seine Arbeit nur wenig oder gar nicht in Kontakt mit Menschen gekommen war, was immer diese Information auch wert sein mochte. Wahrscheinlich nicht sehr viel. Die sture terranische Haltung zur Ausweitung des Roidhunats war bei weitem nicht das einzige Problem, dem Letzteres sich gegenübersah. Dennoch war Tachwyr eine Art Experte für den Homo sapiens; wenn ihn also eine wichtigere Angelegenheit beschäftigt hatte … Gewiss, er konnte seine Bemerkung natürlich gezielt gemacht haben, damit sein Gegner in diese Richtung dachte.
    »Ich vertraue darauf, dass es Euren Frauen und Kindern wohl ergeht«, sagte er höflich auf Eriau.
    »Jawohl, ich danke dem Gott.« Nachdem die Formel abgeschlossen war, fuhr Tachwyr fort: »Chydhwan ist verheiratet, und Gelch ist ins Kadettenkorps eingetreten. Ich nehme an, Sie sind noch immer Junggeselle?« Er musste die Frage auf Anglisch stellen, da das Äquivalent in seiner Sprache eine Beleidigung bedeutet hätte. Seine jettschwarzen Augen blickten Flandry durchdringend an. »Sind Sie nicht wieder sehr protzig gekleidet? Was für ein Stil soll das sein?«
    Der Terraner streckte einen Arm aus, um die Farben und Stickereien seines zivilen Anzugs zu zeigen. An der Smaragdspange, die seinen Turban zusammenhielt, zitterten die Federn. »Neuster Schrei in Dehiwala – auf Ramanujan, Sie wissen schon. Ich war vor einer Weile dort. Die Mode auf der Heimatwelt ist definitiv eintönig geworden.« Er hob das Glas. »Also, torychwei.«
    »Auf Sie«, erwiderte der Merseianer auf Anglisch. Sie tranken. Der Telloch war dicklich und bitter-feurig.
    Flandry sah nach draußen. »Brrr!«, machte er. »Was bin ich froh, dass ich diesmal nicht da raus muss.«
    »Khraich? Ich hatte gehofft, wir gehen auf die Jagd.«
    »Lassen Sie sich von mir nicht abhalten. Aber von allem anderen abgesehen ist meine Zeit begrenzt. Ich muss zurück. Ohne Ihre Einladung wäre ich gar nicht erst hergekommen.«
    Tachwyr musterte Flandry. »Ich habe nie bezweifelt, dass Sie heutzutage sehr beschäftigt sind«, sagte er.
    »Ja, ich springe herum wie eine Wahrscheinlichkeitsfunktion bei starkem Wind.«
    »Sie wirken nicht entmutigt.«
    »N-nein.« Flandry nahm noch einen Schluck, warf plötzlich einen Blick in die Runde und erklärte: »Wir stehen fast vor dem Ende der Krise. Der verbleibende Widerstand hat keine echte Chance.«
    »Und Hans Molitor wird unangefochtener Kaiser sein.« Tachwyrs Entspannung verflog. Flandry, der ihn von Begegnungen sowohl feindlicher als auch halb freundlicher Natur kannte, seit sie beide Anfänger in ihren Diensten gewesen waren, hatte damit durchaus gerechnet. Eine große, schwach geschuppte Hand krampfte sich um das Whiskyglas. »Mein Grund, weshalb ich um dieses Treffen bat.«
    »Ihr Grund?« Flandry wölbte die Brauen, obwohl er wusste, dass Tachwyr diese Miene als besonders grotesk empfand.
    »Richtig. Ich überzeugte meine Vorgesetzten, Ihrer Regierung – Molitors Regierung – den Vorschlag zu senden und mir für unsere Seite die Leitung zu übergeben. Wenn Sie allerdings nicht persönlich erschienen wären, hätte sich die Konferenz vermutlich als so leer erwiesen, wie mein Datholch es von ihr behauptete, als ich ihm die Idee vorlegte.«
    Ich kann es dem guten Datholch nicht verübeln, dachte Flandry. Es erscheint im Grunde wirklich aberwitzig: Diskussionen zwischen Geheimdienstoffizieren, die im Rang unter einem Admiral oder Fodaich stehen und keine wichtigen

Weitere Kostenlose Bücher