Flandry 6: Schattenwelt
seiner Brust liegen. »Was, dein Herz pocht ja wie ein Dampfhammer«, sagte sie.
»So wirkst du eben auf einen Kerl«, erwiderte er, stellte seine Flasche ab und zog sie zu einem ausgiebigen Kuss an sich.
Atemlos fragte sie: »Du meinst, wenn du die Informationen hier bekommen würdest, dann hättest du es nicht so eilig? Dann könntest du länger bleiben?«
»Das würde ich jedenfalls sehr hoffen«, sagte er und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Aber was soll’s?« Er grinste. »Denk nicht daran. In deiner Gegenwart habe ich keine Lust, über den Dienst zu reden.«
»Nein, warte.« Sie schob ihn von sich, ein Schieben, das eine Liebkosung war. »Was musst du denn wissen, Ahab?«
»Tja …« Er zögerte gemessen. »Etwas, das du mir nicht sagen darfst.«
»Aber im Hauptquartier würde man es dir sagen.«
»O ja. Es ist eine erbärmliche Formalität.«
»Also gut«, sagte Susette rasch. »Was ist es?«
»Du würdest …« Flandry setzte Begeisterung auf. »Liebling! Ich schwöre, du würdest keine Schwierigkeiten bekommen. Nein, du würdest dem Imperium viel Zeit ersparen.«
Sie schüttelte kichernd den Kopf. »Nein, nein. Vergiss nicht, die Zeit, die du gewinnst, musst du mit mir verbringen. Versprochen?«
»Bei meiner Ehre« – als Doppelagent.
Sie lehnte sich wieder zurück, stellte das Bier weg, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und genoss ihre Unterwerfung. »Frag mich, was du willst.«
Flandry wandte sich ihr zu, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen. »Am wichtigsten ist mir, wer Maspes begleitet hat. Besonders Nichtmenschen. Den Grund nenne ich dir besser nicht. Aber denk nach. Niemand kann sich alle Planeten und Spezies vorstellen, geschweige denn, sich an alle erinnern, die wir in dieser kleinen abgelegenen Ecke dieser von uns wenig erforschten Galaxie entdeckt haben. Infiltration, Spionage – so etwas ist schon früher vorgekommen.«
Sie starrte ihn an. »Würde man nicht die Speicherbänke überprüfen?«
Speicherbänke können belogen werden, sobald wir eine Regierung haben, deren Beamte in großer Zahl käuflich sind, und später während der Wirren durch eine strittige Thronfolge, während eines Bürgerkriegs und der anschließenden Säuberungen. Diese Lügen können warten, ohne je abgerufen und folglich auch nie in Zweifel gezogen zu werden, bis jemand Bedarf für sie hat. »Sagen wir, kein System ist perfekt, bis auf deine Art zu lieben. Terra hat selbst keine komplette aktualisierte Datei. Die ansässigen Computerspezialisten versuchen es gar nicht, und die Rücksprache mit Terra ist selten die Verzögerung und den Aufwand wert.«
»Himmel!« Sie war eher erregt als besorgt. »Du meinst, wir könnten einen feindlichen Spion hier gehabt haben?«
»Das soll ich ja gerade herausfinden, Süße.«
»Nun, es gehörte nur ein einziger Xeno zum Team.« Sie seufzte. »Mir täte es richtig weh, wenn er ein Feind gewesen sein sollte. Er war so schön. Weißt du, ich habe davon geträumt, mit ihm ins Bett zu gehen, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass es funktioniert hätte, obwohl er sehr wie ein Mensch aussah.«
»Wer war er? Und von wo kam er her?«
»Ah … sein Name war … Ay … Aycharaych.« Mit den Doppellauten kam sie besser zurecht als mit den offenen Vokalen. »Nach dem, was … äh … er sagte, heißt sein Planet Chereion. Weit weg Richtung Beteigeuze.«
Jenseits davon, dachte Flandry, während er mit den Fingern trommelte.
Diesmal hat er sich nicht einmal die Mühe gemacht, seinen Namen oder auch nur seine Herkunft zu verschleiern. Und warum sollte er auch? Niemand würde einen akkreditierten Angehörigen eines imperialen Nachrichtenkorpsteams überprüfen – nicht dass sich die Dateien in Thursday Landing dazu überhaupt eigneten –, und er konnte in ihren Köpfen lesen, dass keiner von ihnen je von einer obskuren Welt innerhalb des Roidhunats gehört hatte … und nachdem er den Schaden angerichtet hatte und verschwunden war, würde der Geheimhaltungsbefehl seine Spur so lange verwischen wie nötig.
Wenn dann irgendwann vielleicht die Wahrheit herauskam; nun, unsere Leute, die ein wenig über Chereion wissen, hätten ihn sowieso erkannt, sobald sie seine Beschreibung hörten, ob er eine falsche Herkunft angegeben hatte oder nicht. Da konnte er sich auch den Spaß machen, mit seiner echten Handschrift zu unterzeichnen.
Die ich schon in der ganzen Affäre erkannt habe. Träume und Schatten und huschende Gespenster …
»Er ist ungefähr so
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