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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Gewiss, ich bin vielleicht insofern ungewöhnlich, als ich es ein, zwei Mal beinahe geschafft hätte. Und ich kann mehr kultivierte Laute von mir geben als der durchschnittliche Raumoffizier. Trotzdem bin ich kein Gelehrter, kein Ästhet – ein Dilettant; es muss für Sie doch eine bessere Wahl geben als mich.«
    »Sagen wir, ich weiß Ihre Persönlichkeit als Ganzes zu schätzen.« Das Lächeln, kaum sichtbar, erinnerte an die Miene auf den ältesten steinernen Götterbildern Griechenlands. »Ich bewundere Ihre Taten. Und da wir immer wieder aufeinandergetroffen sind, hat sich zwischen uns eine Bindung entwickelt. Leugnen Sie nicht, dass Sie sie spüren.«
    »Ich leugne gar nichts. Sie sind der einzige Chereioner, dem ich je begegnet bin …« Flandry hielt inne.
    Nach einem Augenblick fuhr er fort: »Sind der einzige Chereioner, dem irgendwer je begegnet ist?«
    »Gelegentlich haben Merseianer meinen Planeten besucht, sogar eine Zeitlang dort gelebt, um zu studieren«, erwiderte Aycharaych.
    Richtig. Flandry erinnerte sich an einen davon, der ihn hier auf Talwin in Gefahr gebracht hatte; wie weit das zurückzuliegen schien, und wie unmittelbar es doch wirkte! Mir ist klar, weshalb die Koordinaten deiner Heimatwelt das vielleicht am besten gehütete Geheimnis des Roidhunats sind. Ich bezweifle, dass auch nur eintausend fremde Wesen sie kennen, und bei den meisten von ihnen werden die Zahlen tief im Unterbewusstsein vergraben sein, allein durch einen Stimulus abrufbar, der ebenfalls geheim ist.
    Geheim, geheim … Was wissen wir denn von dir, das Substanz hätte und nicht bloß ein Schatten wäre?
    Die Daten schossen gleich hinter seinen Augen vorbei.
    Chereions Sonne war düster, wie Flandry persönlich entdeckt hatte, als ihm auffiel, dass Aycharaych für das blaue Ende des Spektrums blind war, aber tiefer in den roten Teil blicken konnte als ein Mensch. Der Planet war klein, kühl und trocken – das folgte aus Aycharaychs Körperbau, Gang, Fähigkeiten, Vorlieben –, nicht unähnlich dem von Menschen besiedelten Aeneas, denn dort hatte er vor neunzehn Jahren frei umherschweifen und fast einen heiligen Krieg auslösen können, um das Imperium zu spalten.
    Damals hatte er behauptet, die rätselhaften Ruinen, die man auf vielen Welten dieser Art vorfand, seien Relikte seines Volkes, die in einer geologisch weit zurückliegenden Zeit die Sterne bereist und beherrscht hätten. Er behauptete … Er ist ein genauso großer Lügner, wie ich es bin, wenn es sein muss. Wenn sie all das gebaut und sich dann zurückgezogen haben – warum? Wohin? Was hatten sie heute vor?
    Weg mit den Rätseln. Das imperiale Nachrichtenkorps wusste es mit Sicherheit und trug Narben, die es immer daran erinnern würden, dass er ein Telepath von außergewöhnlicher Stärke war. Innerhalb eines Umkreises von x Metern konnte er die Gedanken jedes Lebewesens lesen, ganz gleich, wie fremdartig es war, egal, welche unbekannte Sprache es benutzte. So etwas hatte bislang als theoretisch unmöglich gegolten. Seither war die Theorie grob modifiziert worden (eine schwindende Zivilisation weist kaum noch Kreativität auf), um Hinweise auf ein Gehirn unterzubringen, das mit computerähnlicher Geschwindigkeit und Kapazität die Impulse, die es auffing, in grundlegende Einheiten (binärer Natur?) zerlegte, das Muster mit dem verglich, das seine eigenen Sinne und das eigene Wissen repräsentierte, und durch einen unfasslichen Prozess von Versuch und Irrtum binnen Sekunden in einen Kode übertrug, der dem Original sehr nahekam.
    Allerdings schien er nicht weit unter die Oberflächengedanken blicken zu können, wenn überhaupt. Das spielte aber nur eine geringe Rolle. Er konnte geduldig sein; in einer direkten Konfrontation bewies er Geschick, die Erinnerungen zu wecken, die er lesen wollte. Kein Wunder, dass das merseianische Oberkommando auf ihn hörte. Das Imperium hatte noch nie einen gefährlicheren einzelnen Feind gehabt.
    Einzeln …
    Flandry wurde des leuchtenden Blicks Aycharaychs gewahr. »Verzeihen Sie«, sagte er. »Ich hatte nachgedacht. Schlechte Angewohnheit.«
    »Ich kann mir denken, worüber.« Aycharaych lächelte unbeirrt. »Sie spekulieren darüber, ob ich etwa Ihr einziger chereionischer Kollege bin.«
    »Jawohl. Und nicht zum ersten Mal.« Flandry trank wieder etwas. »Also, sind Sie es? Die wenigen Fotografien oder Augenzeugenberichte von Chereionern unter Fremden, die wir besitzen – zeigen oder reden stets von nur einem. Waren das

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