Flandry 6: Schattenwelt
eine Legende … für einen Auftrag, von dem ich hoffe, dass du ihn annimmst.«
»Auf Diomedes? Vater hat mir von den Gerüchten erzählt.«
»Schlimmer noch, Anschuldigungen. Noch nicht öffentlich. Ich hatte sogar große Mühe herauszufinden, weshalb imperiale Geheimagenten bei uns in solcher Zahl herumschnüffeln. Ich habe Männer entsandt, die sich anderswo erkundigen sollten, und … Nun, unterm Strich wissen die Impys, dass sich auf Diomedes eine Revolte zusammenbraut, und sie halten Dennitzaner für die treibende Kraft. Die naheliegende Schlussfolgerung: Ich bin ein Verschwörer und habe sie ausgesandt, damit das Imperium beschäftigt ist, während wir unsere eigene Erhebung vorbereiten.«
»Du hast es doch sicher bestritten.«
»In gewisser Weise. Niemand hat mich offen beschuldigt. Ich habe ein Memorandum an den Kaiser geschickt, in dem ich die Situation bedauere und anbiete, bei einer ausgedehnten Untersuchung zu helfen. Aber das hätte ich auch getan, wenn ich schuldig wäre. Wie beweise ich meine Unschuld? So dünn, wie sein Nachrichtenkorps gesät ist, könnten wir mobilmachen – auf Wüstenplaneten zum Beispiel, ohne dass es sichere Hinweise gäbe, die die Terraner finden könnten.«
Der Gospodar stieß einen Seufzer aus. »Und der Anschein spricht gegen uns. Man sehnt sich hier wirklich sehr nach der Unabhängigkeit, danach, diesen Sektor in eine Konföderation umzuwandeln und uns von einem Imperium zu befreien, das uns im Stich gelassen hat und nun die Kraft aussaugen will, durch die wir trotzdem überlebt haben. Es könnten Dennitzaner dort am Werk sein und für eine Splittergruppe arbeiten, die es darauf anlegt, dass wir nicht anders können als zu rebellieren … die mich stürzen würde, wenn sie müsste …«
»Ich werde hinreisen und die Wahrheit herausfinden, wenn ich kann«, sagte sie. »Onkel, es ist mir eine Ehre. Aber ich ganz allein? Wäre das nicht wie der Versuch, Wasser mit dem Netz zu schöpfen?«
»Vielleicht. Im äußersten Fall könntest du mir zumindest einen … Eindruck zurückbringen, was vorgeht, und das besser als sonst jemand. Und du kannst vielleicht sogar viel mehr tun. Ich habe dich beobachtet, seit du ein Säugling warst. Du bist tüchtiger, als du glaubst, Kossara.«
Mijatovic nahm sie bei den Schultern. Atem drang als weißes Wölkchen aus seinem Mund und hinterließ Frost in seinem Bart, während er sagte: »Ich hatte nie eine schwierigere Aufgabe als diese, dich zu bitten, dein Leben aufs Spiel zu setzen. Du bist wie eine Tochter für mich. Ich trauerte fast so sehr wie du, als Mihail starb, aber ich sagte mir, dass du einen anderen guten Mann finden würdest, der dir gesunde Kinder schenken könnte. Jetzt kann ich nur sagen – gehe in Mihails Namen, auf dass dein nächster Mann nicht in einem anderen Krieg sterben muss.«
»Dann findest du, wir sollten Mitglied des Imperiums bleiben?«
»Ja. Ich habe Bemerkungen gemacht, die anderes andeuten, aber du kennst mich und weißt, dass ich im Zorn leicht zu viel sage, aber mich bemühe, nur in Ruhe zu handeln. Das Imperium müsste schon so schlimm werden, dass das Chaos die bessere Wahl wäre, ehe ich willentlich mit ihm brechen würde. Terra, eine neue Schwere Zeit oder merseianische Tyrannei – und diese Rassisten würden uns nicht nur unterwerfen, sie würden uns zähmen wollen. Ich glaube nicht, dass es eine vierte Möglichkeit gibt, und ich entscheide mich für Terra.«
Sie spürte, dass er recht hatte.
Der Laderaum der Hooligan war zum Teil in eine Turnhalle umgebaut. Nach dem Auslaufen und auf dem Weg nach Dio medes hatten Flandry und Kossara sie zu unterschiedlichen Zeiten benutzt. Kurz nachdem die Therapie begonnen hatte, schlug sie vor, gemeinsam zu trainieren. »Aber gern!«, rief er. »Da macht sogar Gymnastik Spaß, ob davon der zweite Hauptsatz der Thermodynamik verletzt wird oder nicht.«
Tatsächlich war es kein Spaß, wenn er sie in Shorts und Top, Schweiß und Lachen vor sich sah, sondern eine Pracht.
Auf halbem Wege nach Dennitza sagte Flandry zu Kossara: »Wir sollten deine Psychositzungen beenden. Du hast alles zurück, was du für deine Zukunft brauchst. Der Rest wäre keinen weiteren Übergriff auf deine Privatsphäre wert.«
»Das ist kein Übergriff«, sagte sie leise. Sie senkte den Blick, ihr Blutdruck stieg. »Ich habe dich gern bei mir.«
»Chives!«, brüllte Flandry. »An die Arbeit! Heute Abend dinieren wir nicht, wir schlemmen!«
»Sehr wohl, Sir«, erwiderte der
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