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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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friedlichen Tod, dass Aycharaych der Schmied dieser ganzen Teufelei ist.«
    Er zog an einer Zigarette, ließ sich den Rauch über die Zunge strömen und stieß ihn aus der Nase aus, als könnte diese Beize ihn der Wirklichkeit in den festen Griff geben. Er saß Seite an Seite mit Kossara auf einer Bank im Salon. Vor ihnen war der Tisch, auf dem Gläser und eine Flasche Demerara-Rum standen. Auf der anderen Seite war der Bildschirm, erfüllt von Nacht und Sternen. Den strahlenden Nebel hatten sie hinter sich zurückgelassen; eine unbeleuchtete Masse aus kosmischem Staub erhob sich wie eine Gewitterwolke vor der Milchstraße. Die Schiffsuhren erklärten, dass die Zeit weit vorangeschritten sei. Die Stille ringsum sagte das Gleiche aus; das leise Brummen der Maschinen war ihnen so tief in die Knochen gedrungen, dass sie es nicht mehr hörten.
    Kossara trug ein Hauskleid, dessen Knappheit ihm ihre langen Beine, den üppigen Busen und eine Ader, die sich blau von der lieblichen Kuhle an ihrer Kehle abhob, bewusst machten. Sie schauderte leicht und lehnte sich zu ihm. Sie trug kein Parfüm bis auf den sonnigen Geruch einer Frau. »Monströs«, murmelte sie.
    »N-nein … nun, so kann ich das nicht sagen.« Wieso verteidige ich ihn noch?, wunderte sich Flandry und begriff: Wenn ich in den Spiegel blicke, sehe ich sein Gesicht. Doch wer von uns ist aus Fleisch und Blut, wer ist die Erscheinung? »Ich gebe zu, dass ich ihn nicht einmal für das hassen kann, was er dir angetan hat und was er unseren ganzen Völkern zufügen wird, wenn er kann. Ich würde ihn in dem ersten Augenblick töten, in dem es mir möglich wäre, aber … Hm, wahrscheinlich hast du noch nie eine Korallenschlange gesehen oder auch nur von ihr gehört. Sie ist giftig, aber sehr schön, und sie schlägt ohne jede Bosheit zu … Nicht dass ich wirklich wüsste, was Aycharaych antreibt. Vielleicht ist er ein genialer Künstler, der sich über alles und jeden hinwegsetzt. Und dann ist er doch wieder ein Monstrum, nicht wahr?«
    Sie griff nach ihrem Glas, zog die Hand zurück – sie trank nicht viel – und fasste stattdessen die Tischkante, bis ihre Nagelbetten weiß wurden. »Kann solch ein verwundener Plan überhaupt funktionieren? Bestehen nicht hoffnungslos viele Möglichkeiten, durch die etwas schiefgehen kann?«
    Flandry fand Ruhe in einer Rückkehr zum Pragmatismus, hinter dem sich ein gutes Maß an Bitterkeit verbarg. »Wenn die ganze Sache zusammenbricht, hat Merseia nicht viel verloren. Weder Hans noch irgendein Kaiser kann die terranischen Aristokraten zwingen, ihr Wohlleben aufzugeben – ihr Credo lautet ja, dass letzten Endes immer eine Einigung möglich wäre –, und die Bedrohung mit der Wurzel auszureißen.
    Er brächte nicht mehr zustande als eine Protestnote und könnte vielleicht einige Verhandlungen zum Warenverkehr und dergleichen einfrieren. Sein eigener Hofstaat würde ihn beseitigen, ehe er ernsthafte Gespräche darüber zuließe, dem Roidhun den nicht vorhandenen Bart anzusengen.«
    Sein Zigarettenstummel verbrannte ihm die Finger. Er schnippte ihn fort und trank selbst. Die piratenhafte Schärfe munterte ihn so weit auf, dass er distanziert, fast amüsiert sagen konnte: »Jeder Planer muss einkalkulieren, dass seine Maschinerie hier und da eine Schraube verliert. Du bist das beste Beispiel. Die Nachricht über dein wahrscheinliches Schicksal als Sklavin sollte jeden einzelnen Dennitzaner empören. Zufällig hörte ich in der wohlbekannten und verdientermaßen beliebten allerletzten Sekunde von dir … ich, und nicht jemand, der weniger vorsichtig -«
    »Weniger edel.« Sie strich über seinen Arm. Er leuchtete innerlich.
    Dennoch grinste er und sagte: »Sicher, mir fehlen vielleicht die Skrupel, aber nicht das warme Blut. Ich bin ein abgestumpfter Romantiker. Ein Geheimnis, eine hübsche Frau, ein exotischer Planet – wie sollte ich da widerstehen …?«
    Ihn durchfuhr: … in die Falle zu preschen, die mir von jemandem gestellt worden war, der mich gut kennt? Seine Zunge fuhr fort: »Wie auch immer, die Besonnenheit war es und nicht die Tugend, die mich warnte, nichts Unwiderrufliches zu tun …« … und zwar mit dir, Liebling; ich preise die Leere des Abgrundes, dass dir nichts Unwiderrufliches zugestoßen ist. »Und wir hatten Glück, wir konnten die merseianische Hauptwarze auf Diomedes wegschneiden.« Waren die arme dumme Susette und die gelegene Abwesenheit ihres Mannes ein Glücksfall? Andernfalls wäre ich länger in

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