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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Nacht ein Lager aufschlugen, wollten sie sich noch mehrere Kilometer von jedem Beweis entfernen.
    Flandry verbeugte sich. »Jetzt sind wir unten, und du hast mich in der Hand«, sagte er. »Ich kann mir nichts vorstellen, wo ich lieber wäre.«
    Kossara blickte um sich, füllte sich die Lungen mit kühler, süßer Luft und hauchte »Domovina« – Heimat – und marschierte los.
    Unter ihren Füßen federte der weiche Boden, der aus Mahovina-Torf und Holzstückchen bestand. Eine um sieben Prozent niedrigere Schwerkraft als auf Terra minderte die Last auf ihrem Rücken ein wenig. Bäume standen drei oder vier Meter auseinander, klein und knorrig, die Blätter in blau-schwarzer Farbe, ein hiesiges Äquivalent des Immergrüns. Dazwischen wuchsen Büsche, doch es gab kein echtes Unterholz; Mondlicht und Schatten befleckten das offene Erdreich. Ein voller Mesyatz färbte den Himmel fast violett, ließ nur wenige Sterne zu und umgab sich mit einem großen Halo. Kleiner, aber näher am Planeten als Luna an Terra, sah der Mond ihr sehr ähnlich, sah man von Helligkeit und Geschwindigkeit ab. Trotz der zahlreichen Unterschiede hatte die gesamte Szene eine Vertrautheit an sich, die zugleich gespenstisch und anrührend wirkte, als erinnerten sich die Gespenster der Mammutjäger an ein Zeitalter, in dem auch Terra noch unschuldig gewesen war.
    »Streng, aber hübsch«, sagte Flandry in die Stille. Sein Atem rauchte, obwohl die Jahreszeit, der Spätsommer, keine tiefe Kälte mit sich brachte. »Wie du. Sag mal, was sehen die Dennitzaner auf der Oberfläche ihres Mondes? Terraner erkennen gewöhnlich ein Gesicht.«
    »Was … wir Menschen nennen das Muster einen Orlik. Das ist ein geflügelter Theroide; dieser Planet hat keine Ornithoiden.« Ein trauriges Lächeln zuckte über Kossaras nächtlich elfenbeinfarbene Lippen. »Aber ich sehe darin öfter Ri. Er ist der Held von einigen lustigen Märchen der Ychani, der nach Mesyatz ging, um dort zu leben. Als ich noch ein Kind war, habe ich Trohdwyr immer angebettelt, mir Geschichten von ihm zu erzählen. Warum fragst du?«
    »Ich möchte mehr über dich und die Deinen erfahren. Im All haben wir viel miteinander gesprochen, aber wir haben uns noch unser ganzes Leben und sechshundert Jahre vorher zu erklären, wenn wir können.«
    »Dazu bleibt uns ja der Rest.« Sie bekreuzigte sich. »Wenn Gott es wünscht.«
    Danach waren sie wortkarg, bis sie sich für einen Lagerplatz entschieden und die Schlafsäcke ausgebreitet hatten. Bis dahin zeigte sich im Süden in traumhaftem Blau der Kraterwall, und die kurze Nacht des Planeten war beinahe vorüber. Der Reif glitzerte. Flandry ging hinter einen Baum, um in einen Pyjama zu wechseln. Als er zurückkam, tat Kossara gerade das Gleiche. »Tut mir leid!«, entschuldigte er sich und wirbelte herum. »Ich habe vergessen, dass du vorher betest.«
    Sie war einen Augenblick lang still, ehe sie auflachte, unsicher, aber von Herzen. »Ich war auch vergesslich. Nun, sieh hin, wenn du möchtest, Liebling. Was schadet es? Du musst die Hologramme gesehen haben …« Sie hob die Arme und drehte sich langsam vor seinen Augen. »Gefällt dir, was du bekommst?«
    »Sonne und Sterne …«
    Sie hielt inne, um ihn zu betrachten, als wäre sie der Kälte nicht gewahr. »Wäre es falsch? An dieser reinen Stelle unter freiem Himmel?«
    Er machte einen Schritt in ihre Richtung, hielt inne und grinste wehmütiger denn je. »Es wäre nicht sehr bequem, fürchte ich. Du hast etwas Besseres verdient.«
    Sie seufzte. »Du bist zu lieb zu mir, Dominic.« Sie zog ihre Nachtkleidung an. Sie küssten einander behutsamer als in letzter Zeit, dann krochen sie in die Schlafsäcke, die nebeneinander im tiefen Schatten eines Fellrindenbaumes lagen.
    »Ich bin nicht müde«, sagte sie ihm nach einigen Minuten.
    »Wie könnte ich es sein?«, erwiderte er.
    »War ich gerade mutwillig? Oder unfair? Das wäre viel schlimmer.«
    »Diesmal war ich der Fabianist, nicht du.«
    »Der was? … Egal.« Liegend betrachtete sie die letzten Sterne und den ersten silbrigen Glanz vor der Morgendämmerung. Stotternd sagte Kossara: »Ja, ich muss es erklären. Du hättest mich haben können, wenn du mich nur mit der Fingerspitze berührt hättest. Du kannst mich immer haben, wenn du fragst, Geliebter. Keuschheit ist schwieriger, als ich dachte.«
    »Aber es bedeutet dir doch sehr viel, oder? Du bist jung und ungeduldig. Ich kann eine Weile warten.«
    »Ja … ich nehme an, zu meinen Empfindungen

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