Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
zog die Knie ans Kinn. Ihre Stimme wurde bedächtig, ihr Tonfall nachdenklich. »Wir Dennitzaner sind schon durch Tradition … Naturschützer. Generationenlang nach der Gründung mussten unsere Vorfahren sehr behutsam sein. Von einheimischem Leben allein konnten sie sich nicht ernähren, aber was sie mitgebracht hatten, konnte allzu leicht die gesamte, kaum verstandene Ökologie vernichten. Der … Zemljoradnik … der Landmann lernte so die Achtung vor dem Land, weil er anders vielleicht nicht überlebt hätte. Heute … können wir mehr wagen, und das tun wir in einigen Zonen auf dem Planeten auch, in den neuen Industriegebieten zum Beispiel. Aber auch dort erzwingen das Gesetz und die öffentliche Meinung Behutsamkeit – und auch die Dennitzaner in den Nachbarsystemen, die mittlerweile die Mehrheit sind, auch sie sehen schlechte Praktiken nicht gern. Und was den Kazan betrifft, die Wiege der Menschheit auf dieser Welt, ist es nicht oft so, dass das Herzland alte Gewohnheiten bewahrt, die in den äußeren Domänen vergessen worden sind?«
    Flandry nickte. »Ich würde sagen, es hilft, dass von außen Reichtum hereinkommt, der euren Baronen und Freisassen erlaubt, auf die Weise zu leben, die sie gewöhnt sind.« Er tätschelte ihr die Hand. »Ich meine es nicht böse, Liebling. Sie sind offensichtlich gleichzeitig progressiv und konservativ und neigen weniger als viele andere dazu, beide Begriffe zu verwechseln. Ich glaube nicht an arkadische Utopien, und sei es nur deswegen, weil jede, die sich irgendwo bildet, schon bald von jemand anderem geschluckt würde. Aber ich weiß, dass ihr euch hier ein Gleichgewicht, eine Art innere Vernunft, bewahrt habt, nachdem Terra sie schon lange verloren hatte.«
    Sie lächelte. »Ich glaube, du hast Vorurteile.«
    »Selbstverständlich. Der gesunde Menschenverstand diktiert ein gutes, starkes Vorurteil zugunsten der Leute, unter denen man leben wird.«
    Kossara riss die Augen auf. Sie entwirrte ihre Glieder, lehnte sich auf den Fingerknöcheln zu ihm vor und rief: »Soll das heißen, du bleibst?«
    »Wäre dir das nicht lieber?«
    »Ja, sicher. Aber ich war davon ausgegangen … du bist ein Terraner … wohin du geht, dahin gehe auch ich.«
    Flandry sagte ihr in das errötende Gesicht: »Zumindest gehe ich davon aus, dass wir einen beträchtlichen Teil unserer Zeit auf Dennitza verbringen. Warum also nicht alle Zeit, oder wenigstens die meiste? Wenn alles gut wird, kann ich eine Versetzung erwirken. Wenn nicht, quittiere ich den Dienst.«
    »Könntest du wirklich das Leben eines Landadeligen führen, ein Sturmvogel wie du?«
    Er lachte und fasste sie zärtlich unter das Kinn. »Keine Angst. Ich glaube kaum, dass du scharf darauf bist, mit den Hühnern aufzustehen, die Schweine zu füttern, den Mais zu schälen und ganz aufgeregt mit deinen Nachbarn über das skandalöse Benehmen von Onkel Wanja zu reden, wie er nach einem Liter Buttermilch nach dem anderen mit roten Augen durchs Dorf wankte. Nein, wir werden ein erstklassiges Xenologenteam abgeben und uns notfalls auch mit nachrichtendienstlicher Aufklärung abgeben.« Nüchtern fügte er hinzu: »Dieser Notfall wird sich ergeben.«
    Der Ernst legte sich auch über Kossara. »Stell dir das Schlimmste vor, Dominic. Ein neuer Bürgerkrieg. Dennitza gegen Terra.«
    »Ich glaube, wir zwei beide könnten sehr gute Boten zwischen Kaiser und Gospodar sein. Und wenn Dennitza sich vom Imperium löst … wäre es noch immer nicht der Feind. Es würde noch immer alles verdienen, was wir zu seinem Überleben beitragen könnten. Mir liegt Terra ohnehin nicht so sehr am Herzen. Hier besteht viel größere Hoffnung.«
    Flandry brach ab. »Genug«, sagte er. »Wir haben das Minimum der täglichen Beschäftigung Erwachsener mit der Apokalypse erfüllt, und das Abendessen verliert die Geduld.«
     
    Das Landgut der Vymezals lag so weit innerhalb des Kraters, dass der Ringwall ein kleines Stück aus dem Himmel schnitt – doch zugleich auf einer Erhebung, von der man über den Fluss, die weiten Felder und den Wald blickte. Von einem Außentor über eine Zufahrt herangeführt, die sich durch Gärten und einen Park schwang, sah Flandry zuerst das Ziegeldach des Haupthauses über den Schatten spendenden Bäumen, dann die Fachwerkkonstruktion seiner Mauern, schließlich die Nebengebäude. Um einen Hof angelegt, bildeten sie einen ganzen Weiler: Häuschen für die Dienstboten, Garagen, Schuppen, Ställe, Hundezwinger, Werkstätten, eine Bäckerei,

Weitere Kostenlose Bücher