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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ein Brauhaus, ein Arsenal, eine Sporthalle, eine Schule und eine Kapelle. Jahrhundertelang musste der Landsitz vor Leben übergeschäumt sein.
    An diesem Tag wirkte er stiller und verlassener, als er wirklich war. Zwar waren zahlreiche junge Erwachsene bei ihren Milizeinheiten, aber viele Leute anderer Altersstufen blieben auf ihren Posten. Die meisten davon erledigten ihre Aufgaben jedoch kurz angebunden; Geplauder, Scherze, Gelächter, Gesang oder Pfeifen waren so selten, dass sie gespenstisch zwischen den Mauern widerhallten; die Energie richtete sich nach innen und wurde zur Anspannung. Hunde schnüffelten die Luft und gingen mit steifen Beinen, jederzeit bereit, jemanden anzuknurren.
    An einem Säulenvorbau erklärte der Jagdhüter, der Flandry begleitet hatte, einem Wachtposten: »Wir haben diesen Kerl auf der Holzstraße am Fluss aufgegriffen. Er will mit niemandem reden, nur mit dem Woiwoden, und das unter vier Augen. Wie er unbemerkt hierhergekommen ist, kann ich noch nicht einmal raten. Er behauptet, er sei ein Freund.«
    Der Soldat benutzte ein Interkom. Flandry bot Zigaretten an. Beide Männer wirkten versucht, lehnten aber ab. »Wieso nicht?«, fragte der Terraner. »Es sind keine Drogen drin. Seit der Mobilmachung ist nichts Schreckliches passiert, oder?« Während der sieben planetarischen Tage seines Marsches hatte er mit seinem Minikom nur spärlich Radionachrichten auffangen können; seit sie in besiedeltes Gebiet gekommen waren, hatten Kossara und er die Bewohner gemieden.
    »Hat man uns nicht gesagt«, knurrte der Wildhüter. »Uns sagt ja niemand was. Sie werden noch warten – aber worauf?«
    »Ich bin gerade von einem Auftrag in der Stadt zurück«, fügte der Wachtposten hinzu. »Ich habe es immer wieder gehört … Können wir den Impys trauen, die der Gospodar zusammen mit unseren Schiffen hierhergerufen hat? Warum hat er das gemacht? Wenn wir gegen Terra kämpfen, was hält sie dann davon ab, sich gegen uns zu stellen, direkt hier im Zorianischen System? In der Stadt spielen die Burschen sich jedenfalls ganz schön auf. Was habt ihr vor, Impy?«
    Eine Stimme aus dem Lautsprecher beendete das Gespräch. Danilo Vymezal war bereit, den Fremden wie erbeten zu empfangen. Man möge ihn unter Bewachung in die Graue Kammer führen.
    Dunkel vertäfelt und mit massigen Möbeln eingerichtet wie die umliegenden Räume, aber unterdurchschnittlich klein, musste die Graue Kammer ihren Namen von den Teppichen und Wandbehängen erhalten haben. Ein offenes Fenster ließ kühle Luft herein und einen Anflug von Sonnenlicht, das von den Schwingen eines kreisenden Chiropteroiden golden gefärbt wurde. Kossaras Vater stand mit verschränkten Armen neben dem Fenster, eine große Gestalt in einem bestickten Hemd mit hohem Kragen und der sackartig ausgebeulten Hose seines Heimatgebiets. Kossara ähnelte ihrem Onkel stärker, ohne Zweifel über die Mutter, doch Flandry sah auch in den wettergegerbten, zerklüfteten Zügen des Woiwoden Spuren von ihr. Ihr Blick konnte genauso ernst werden.
    »Zdrawo, stranac«, begrüßte Vymezal ihn förmlich in kaum höflich zu nennendem Ton. »Ich bin es, den Sie sprechen möchten, Woiwode und Nachalnik.« Einheimischer Aristokrat durch Geburt, vom Gospodar und der Volksversammlung ernannter Provinzgouverneur. »Wer sind Sie, und was führt Sie her?«
    »Sind wir sicher vor Lauschern, Sir?«, erwiderte Flandry.
    »Niemand hier würde uns verraten.« Mit Verachtung fügte er hinzu: »Wir sind nicht in Zorkagrad, und schon gar nicht in Archopolis.«
    »Dennoch sollten Sie dafür sorgen, dass kein wohlmeinender Gefolgsmann ausplaudern kann, was ich zu sagen habe. Glauben Sie mir, Sie sollten es wirklich.«
    Vymezal musterte Flandry einige Sekunden lang. Ein wenig ließ er nach in seiner Vorsicht, und dafür wurde er etwas eifrig. »Ja, wir sind sicher. Drei Stockwerke hoch, hinter einer doppelt dicken Tür, in einer Kammer, die für Konferenzen bestimmt ist.« Ein geplagtes Lächeln berührte seine Lippen. »Eine Köchin, die mich bittet, ich möge den Vater ihres Kindes bewegen, sie zu heiraten, hat genauso viel Recht auf Verschwiegenheit wie ein Admiral, der die Systemverteidigung besprechen möchte. Sprechen Sie.«
    Der Terraner nannte Namen und Dienstgrad. »Ihre Tochter Kossara ist unversehrt. Ich habe sie mitgebracht.«
    Vymezal krächzte ein Wort, dass ein Fluch oder ein Stoßgebet sein konnte, und musste sich an der Tischkante festhalten.
    Er fasste sich rasch wieder. Die

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