Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
wäre, weil sie zu einer aufrührerischen Splittergruppe unter uns gehörte, oder fälschlich aus verworrenen politischen Gründen, die woanders zu suchen seien – eine Person ihres Ranges wäre niemals einfach in Schande geworfen worden wie ein gewöhnlicher Verbrecher. So etwas hätte nur durch gewaltige Inkompetenz geschehen können – die er für unwahrscheinlich halte –, oder als gezielte Provokation, bei der er sich aber sicher sei, dass das Imperium sie niemals in dieser Form gegen uns richten würde, eine Verschwörung innerhalb des Imperiums jedoch schon. Er wollte die Angelegenheit mit ihrem Onkel besprechen. Der Zamok wies ihn mehrmals ab mit der Begründung, der Gospodar sei zu sehr mit der Bewältigung der Krise beschäftigt.
    Nun, sowohl Ristic als auch ich kennen Bodin Mijatovic schon lange. Solch ein Gebaren passt nicht zu ihm. Es muss auf seinen Stab zurückgehen. In der Erwartung, dass wir früher oder später eine Gelegenheit erhielten, den Gospodar zu sprechen – weil er nie dazu neigte, sich im Büro zu verschanzen –, drängten wir nicht allzu sehr auf einen Termin. Wir hätten es tun sollen. Denn jetzt ist er ein Gefangener.«
    Kyrwedhin hielt inne. Der Wind heulte. Endlich sagte Kossara, und ihr Tonfall verriet ihre Unsicherheit: »Ich kann nicht herausfinden, was wirklich aus ihm geworden ist. Wisst Ihr Bescheid?«
    »Niemand weiß es, außer den Tätern«, antwortete Kyrwedhin. »In seiner Nähe sind – waren – kaiserliche Verbindungsoffiziere und ihre Adjutanten. Bodin hatte öffentlich erklärt, weshalb er als Sektorengouverneur einzelne ausgewählte Kampfschiffe ins Zorianische System beordert hatte, die dem Kaiser unterstehen, wie auch die Schiffe der Vojska. Von ihren Geschützen einmal abgesehen, wollte er damit unser Widerstreben demonstrieren, mit Terra zu brechen.
    Sprecher für den Zamok – die Burg«, fügte er an Flandry gewandt hinzu; »der Regierungssitz und diejenigen, die dort arbeiten – haben gesagt, dass sie sich ebenfalls nicht sicher seien. Anscheinend hat eine Gruppe Imperialer Bodin allein gestellt, festgenommen und heimlich an Bord eines ihrer Schiffe geschafft. Welches Schiffes, das wurde nicht offengelegt. Keines hat auf Richtstrahlanfragen reagiert.«
    »Das dürfen sie auch nicht«, warf Flandry ein.
    Kyrwedhin nickte mit dem gezackten Kopf. »Natürlich nicht. Angehörige der imperialen Streitkräfte, die noch am Boden sind, leugnen jede Kenntnis. Bislang wissen wir nichts außer der Verlautbarung, dass Milutin Protic von einem hohen terranischen Offizier kontaktiert wurde, der ihn informierte, dass Bodin Mijatovic wegen Hochverrats verhaftet worden sei, und verlangte, dass Dennitza und seine Streitkräfte sich bedingungslos dem Befehl Admiral da Costas unterordnen sollen. Der Admiral ist momentan der ranghöchste imperiale Offizier im Zorianischen System und kann daher als Vertreter des Kaisers gelten.«
    »Und wer ist dieser Milutin Protic?«
    »Ein Sondermitarbeiter des Gospodars. Laut Erklärung war er die erste maßgebliche Person im Zamok, mit dem die Terraner in Kontakt treten konnten.« Kyrwedhin sann nach. »Ja … Er ist nicht auf Dennitza geboren – er stammt aus einem benachbarten System, das von vielen Familien unserer Welt besiedelt wurde. Er ist vor mehreren Jahren eingetroffen, in den Verwaltungsdienst eingetreten, tat sich durch brillante Arbeit hervor, stieg rasch in eine hohe Position auf. Bodin setzte großes Vertrauen in ihn.«
    Flandry nahm eine Zigarette hervor. »Ich nehme an, heute war alles mehr oder weniger gelähmt«, sagte er.
    »Richtig. Wir müssen entscheiden, was wir tun wollen. Und wir wissen nur teuflisch wenig, und davon widerspricht die eine Hälfte der anderen. Hatten die Imperialisten im Grunde recht, als sie unseren Gospodar festnahmen, oder war es nur ihr nächster Schritt zu unserer Unterwerfung, sogar zu unserer Vernichtung? Sollten wir die Unabhängigkeit erklären – wenn Merseia nebenan lauert? Die Imperialen könnten es nicht verhindern; unsere Schiffe sind den ihren zahlenmäßig weit überlegen. Aber wenn die Kämpfe beginnen, werden wir einen hohen Preis bezahlen.«
    »Ihr Dennitzaner, ob Menschen oder Zmayi – Ychani –, Ihr kommt mir nicht vor wie Zauderer«, bemerkte Flandry. »Wie wir auf Anglisch sagen: ›Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.‹ Die Nachrichtensendungen waren verständlicherweise verworren. Aber gehe ich recht in der Annahme, dass das Parlament – die Skuptschina –

Weitere Kostenlose Bücher