Flandry 8: Agentin des Imperiums
sie kennen. Dann können wir alle einen hübschen Becher Bierfruchtwein trinken.«
Diana runzelte die Stirn. Ihr missfiel die Vorstellung, gleich welches Geschöpf einzusperren. Mehr oder wenig mannsgroß, hockte es auf allen Vieren. Es hatte ein schwarzes Fell, und der Kopf war von einer schweren Mähne verdeckt. Sie sah einen kurzen Schweif, und die Vorderpranken wirken eigenartig eingekrümmt. Nun, wer konnte schon alles Leben kennen, alle Wunder aller Art von allen Planeten des Imperiums, ganz zu schweigen von der übrigen Galaxis und dem Universum? Dorthin zu gelangen …!
Shan U führte sie über die Zugangsplanke. Diana kam nahe an dem Käfig vorbei.
»Hs-s-s, kleine Freundin«, hörte sie ein Flüstern. Es kam tief aus dem Hals und musste für jeden, der die Sprache der Toborko nicht kannte, wie Tierlaute klingen. »Bleib ruhig. Wir sprechen später weiter. Sorge dafür, dass du und dein Kamerad an Bord dieses Bootes kommen.«
Diana vermochte sich kaum zu beherrschen. Die Menschen bemerkten zweifellos, wie angespannt sie war, ehe sie sich lockerte, doch das konnte man auf die exotische Umgebung schieben. Die Cynthianer schenkten dem Wechsel ihrer Haltung oder Miene gewiss keinerlei Beachtung.
Sie zwang sich, in die Ferne zu sehen, wieder über den Fluss zu blicken. Das Gesicht unter den verfilzten Strähnen der Mähne jener Kreatur im Käfig gehörte Targovi.
X
Die Wasserblüte legte ab, nachdem das Gewitter, das sich zusammengebraut hatte, zum Ausbruch gekommen und seine Wut verströmt war. Indem es mit jener Schnelligkeit und Gewalt, die durch die rasche Rotation des Planeten entstand, das Tal der Länge nach entlangfegte, hinterließ es die Luft vollkommen rein. Von ihrem Platz im Bug blickte Diana tausend Kilometer oder weiter nach Westen.
Seit einer langen Weile war es der erste ruhige Moment. Die zurückliegenden Stunden waren hektisch gewesen: Diana war nach Aurea zurückgekehrt, hatte Axor gesucht, ihn überzeugt – was sich nicht einfach gestaltete, da sie bestenfalls dürftige Argumente vorzubringen hatte und ihre Aufregung sie keineswegs stärker erscheinen ließ – mitzukommen, ihre Sachen gepackt, war mit ihm durch vom Blitz erhellte Regengüsse wieder nach Paz gefahren, hatte sich in ihrer kleinen Kabine eingerichtet und die Unterbringung des Wodeniten im Frachtraum bei der Ladung improvisiert. Das Abendessen war serviert worden, während das Wetter sich besserte. Nun hatte die Crew die Leinen gelöst, und das Boot war unterwegs.
Diana konnte den Motor nicht hören, doch sein Schnurren durchlief wie ein unterschwelliges Schaudern ihre bloßen Fußsohlen, und sie hörte von achtern ein leises Gurgeln, das vom arbeitenden Turboantrieb stammte. Die Geschwindigkeit lag niedrig, weil der Rumpf behäbig und schwer beladen war. Zuerst herrschte starker Verkehr, alles von Ruderkähnen bis zu Tragflügelbooten, doch nachdem Paz zurückgefallen war, weitete sich der Fluss aus, eine braune Fläche, die von einem bewaldeten Ufer zum anderen zwei Kilometer maß und um Aststümpfe und Sandbänke Wellen schlug, und sah Diana nur noch einige Barken und in großer Entfernung ein mit Holz beladenes Floß hinter einem Schleppkahn. Stille senkte sich herab, und eine gewisse Kühle. Flugwesen schossen vorüber und stießen aus der Luft; ihre Flügel leuchteten im Sonnenlicht wie Bernstein.
Nie zuvor hatte Diana so weit über die Welt ohne Horizont geblickt. Vor ihr setzten sich der Fluss und sein Tal immer weiter fort. Während sie in zunehmende Ferne blickte, schrumpften sie zusammen und wurden schließlich zu einem schimmernden Faden in brünierter grüner Dunkelheit; aber dennoch konnte sie beides noch immer erkennen. Wann immer sich in den düsteren Wäldern an beiden Ufern eine Öffnung auftat, blickte sie genauso in die Gewaltigkeit. Links wurde das Grün heller, wenn der Wald einer Prärie wich, die schließlich im Dunst unklar wurde. Rechts erkannte Dianajenseits der Vorgebirge Schneekuppen, klein wie Spielzeuge; es war der Gebirgszug, der die Gletscher der Eiszeit zurückhielt.
Die sinkende Sonne entfachte unsagbar weit voraus einen plötzlichen Schimmer. Nun, das musste das Meer sein! Dianas Herz schlug schneller. Dunst färbte die Sonnenscheibe goldrot und milderte ihre Grelle, bis sie direkt hineinschauen konnte. Sie breitete sich aus, bis sie als eine gewaltige Stufenpyramide erschien – immer weiter dehnte sie sich zu strahlenden Bogen, die sich nach Norden und Süden um jene Linie
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