Flandry 8: Agentin des Imperiums
durchaus attraktiv«, murmelte sie.
Targovi wusste, in welchem Ruf männliche Zacharier standen. Sie heirateten praktisch niemals außerhalb ihrer Gesellschaft; das bedeutete das Exil. Sie verbreiteten ihre überlegenen Gene jedoch unter den niederen Geschlechtern der Menschheit, wann immer sie Gelegenheit erhielten; und sie verstanden sich darauf, sich regelmäßig solche Gelegenheiten zu verschaffen. Pele schien zu glauben, sie könnte ihren Brüdern ein wenig Spaß zuschanzen.
In einem gewissen Maß hatte Targovi diese Möglichkeit durchaus einkalkuliert. Er fand nicht, dass er Diana damit verriet. Sie durfte fähig sein, ihre Entscheidungen selbst zu treffen und sie durchzusetzen. Wenn nicht … nun, dann konnte sie es gewiss dennoch genießen, ohne dauerhafte Narben davonzutragen.
Zacharierinnen waren anders, erinnerte er sich. Sie nahmen sich gelegentlich Außenstehende als Geliebte, und wenn diese später berichteten, was geschehen war, sprachen sie immer voll Ehrfurcht und Wehmut. Sie wurden von diesen Männern jedoch niemals schwanger. Allenfalls spendeten sie, wenn sie jemanden für würdig hielten, eine Eizelle für eine In-vitro- Befruchtung. Ihre Gebärmutter jedoch war Männern ihres Volkes vorbehalten.
Pele erwachte aus ihrem Sinn. »Ich rufe die Heimat und erkundige mich«, sagte sie forsch. »Vielleicht empfehle ich eine positive Antwort. Sie vertreten Ihre Sache gut. Man wird uns jemanden schicken, der eingehendere Untersuchung anstellt, ehe man die Entscheidung fällt. Man wird mit jedem von Ihnen sprechen wollen. Wo sind Sie untergebracht?«
»Im Gasthaus zum ›Ruhigen Schlummer‹. Dort wohnen meine Freunde, und auch ich nehme mir dort ein Zimmer.«
»Sie werden dieses Haus gastfreundlicher vorfinden, wenn wir Sie rufen lassen«, sagte Pele. Geselligkeit schafft immer Gelegenheiten, einen Charakter zu sondieren. »Im Moment habe ich jedoch zu arbeiten. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.«
Diana eilte ihm durch den gepflasterten Hof des Gasthauses entgegen. »Ach, Targovi, alter Freund!« Sie umarmte ihn, dass seine muskelbepackten Rippen knackten. Der Duft ihres Haares und ihrer Haut füllte seine Fühler. »Willkommen, willkommen!«
»Wie ist es euch zwei ergangen?«, fragte er.
Sie ließ ihn los und tänzelte im Sonnenlicht. »Wunderbar«, rief sie fröhlich. »Hör zu, wir haben uns umgehört und gleich von etwas erfahren, was Ruinen der Vorgänger sein müssen, mit Inschriften, im Dschungel südlich von Ghundrung.«
»Die donarrianische Siedlung? Aber das ist weit stromabwärts, und ihr müsstet eine Überlandexpedition ausrüsten. Woher wollt ihr das Geld dazu nehmen?«
»Ach, das verdienen wir uns. Axor hat schon ein Angebot von einer Holzfirma. Er kann Baumstämme billiger durch die Wälder tragen, als irgendein Gravtraktor sie in die Luft hebt. Und ich, ich habe schon immer von Gelegenheitsarbeiten gelebt. Ich werde keine Schwierigkeiten haben durchzukommen. Es ist eine lebhafte Stadt.« Diana wurde nüchterner. »Ich bin sicher, wir finden auch etwas für dich, wenn du möchtest.«
»Aber ihr würdet Monate brauchen, ein Jahr oder mehr, um so viel zu sparen, wie ihr braucht!«, rief Targovi aus. »Inzwischen geht der Krieg weiter.«
Diana neigte den Kopf auf die Seite und starrte ihn an. »Was hat das mit uns zu tun? Ich meine, sicher, Krieg ist immer schrecklich, aber wir können ja nichts daran ändern. Oder?«
XV
Er atmete tief durch. »Komm mal mit auf die Seite und lass uns reden«, sagte er.
Ihr Hochgefühl erstarb, als sie sein Unbehagen spürte. »Natürlich.« Sie hakte sich bei ihm ein und führte ihn weg. »Ich habe einen Weg aus der Stadt gefunden, der durch den Wald führt. Da kann uns niemand hören.« Ihr Lächeln wirkte ein wenig verloren. »Ich möchte sowieso wissen, was du vorhattest und wieso du meinst, nicht in den Knast zu müssen, und … ach, alles.«
»Du sollst es auch wissen, soweit es für dich ungefährlich ist.«
Sie warf den Kopf zurück. »Jetzt mach aber mal ’nen Punkt! Entweder traust du mir, oder du traust mir nicht. Ich hab mich von dir bis hierher treiben lassen und Axor angelogen, weil du keine Gelegenheit hattest, alles zu erklären. Das hast du wenigstens behauptet. Aber damit ist es vorbei, Freundchen!«
Er stellte die Ohren auf. »Ah, du bist die Tochter deines Vaters – und deiner Mutter … hm, kleine Freundin? … Nun, du lässt mir keine andere Wahl. Nicht dass ich nach allem, was heute geschehen ist, noch
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