Flaschendrehen: Roman (German Edition)
lassen ist echt mies!«
Rudi sah mich verständnislos an.
»Was hat das denn mit Leila zu tun?«
Da nur Ben noch dasaß und der sowieso alles über Rudi wusste, getraute ich mich weiterzusprechen.
»Na, ich bin ja nicht doof und kann zwei und zwei zusammen-zählen. Das Mädel, in das du heimlich verliebt bist, aber nicht ansprichst, ist doch Leila, sonst hättest du doch schon lange was mit ihr gehabt!«
Rudi prustete los.
»Schwesterlein, du warst in Mathe nie ’ne Leuchte, deshalb klappt das auch nicht mit dem zwei und zwei zusammenzählen. Ich mag Leila gern und natürlich ist sie ’ne Hammerbraut, aber Leila war so labil, als ich sie kennen gelernt habe, und hatte so viel Unglück mit Männern, dass ich mich gehütet habe, ihr eine weitere Enttäuschung zu bescheren. Das war der einzige Grund.«
Aber wenn es Leila nicht war, wer dann?
»Hast du das mit dem Mädchen, für das dein Herz schlägt, nur erfunden und mich reingelegt?«, fragte ich sauer.
Rudi sah Ben an, der nickte.
»Also, wenn du versprichst, die Klappe zu halten, sage ich es dir. Schwörst du bei allem, was dir hoch und heilig ist?«
Aber natürlich und noch viel mehr, ich brannte darauf zu erfahren, wer das Mädchen war, das es geschafft hatte, Rudi schlaflose Nächte zu bereiten.
Rudi holte tief Luft.
»Es ist Sarah!«
Was?
»Schau nicht so! Ja, es ist Sarah, schon seit einiger Zeit. Ich weiß, dass es sinnlos ist, Sarah ist die Einzige, die so gar nicht auf mich abfährt oder sich von meinem Aussehen oder Charme blenden lässt, aber ich bin verrückt nach ihr und will ihr beweisen, dass ich mehr bin als einer, der nur Mädels aufreißt!«
Ich war immer noch platt und konnte nichts sagen.
Ben war eingeweiht, das sah ich deutlich. Ich stellte mir vor, wie die beiden an ihren Jungsabenden sich gegenseitig die Ohren voll geheult hatten von ihren geheimen unerfüllten Lieben, anstatt sich mal aufzurappeln und zu kämpfen oder was zu wagen.
Was für eine Konstellation!
Wenn ich es mir recht überlegte, würden Rudi und Sarah perfekt zusammenpassen, eben weil Sarah sich nichts erzählen ließ, sondern Rudi den nötigen Tritt verpasste und Respekt einflößte. Rudi hingegen schaffte es immer, Sarah zum Lachen zu bringen und sie lockerer sein zu lassen. Ob Sarah Rudi gut fand, konnte ich nicht einschätzen, einfach weil ich nie auf die Idee gekommen war, schließlich war Rudi mein Bruder und Sarah auch fast wie ein Familienmitglied.
Außerdem hatten wir immer die Vereinbarung gehabt, dass Rudi sich nie an meine engen Freundinnen heranmachen durfte. Wenn er allerdings ernsthafte Gefühle hegte, war das was anderes.
»Du musst es ihr sagen oder anders zu verstehen geben!«, rief ich.
Rudi zeigte mir den Vogel.
»Wenn ich anfange, sie anzugraben, wird sie denken, ich bin total durchgedreht. Und wieso sollte sie mir glauben, dass ich es ausgerechnet mit ihr ernst meine? Sie kennt mich und meine Art schon ein Leben lang!«
Sein Argument wollte ich nicht gelten lassen.
»Dann ändere dich gefälligst. Für den Anfang würde es doch schon reichen, nicht mehr ihre Kolleginnen oder andere Frauen ins Bett zu schleifen. Unternimm was mit ihr allein und zeige dich so, wie sie dich kennt: als liebenswerten Kerl. Was macht dich denn so sicher, dass es mit ihr anders wäre?«, fragte ich streng. Immerhin ging es um Sarah, und der wollte ich eine zweite Enttäuschung innerhalb so kurzer Zeit ersparen.
»Weil ich mir seit langem nichts anderes wünsche und weil ich sie in- und auswendig kenne und weiß, was ich aufs Spiel setze, wenn ich es mit ihr verbocke. Sie bedeutet mir einfach viel zu viel.«
Waren diese Worte eben aus dem Mund meines Bruders gekommen? Es bestand noch Hoffnung.
Sarah und Leila kamen zurück und setzten sich nichts ahnend wieder zu uns.
»Stören wir?«, fragte Sarah, weil wir sofort das Gespräch beendet hatten, als sie an den Tisch kamen.
»Nö, nö«, antworteten wir unisono und etwas zu schnell.
Rudi sah Sarah an und sagte dann, was ich als Durchbruch bezeichnen würde:
»Sarah, du hattest Recht, was ich mit Doreen gemacht habe, war daneben. Ich bin wirklich nicht stolz drauf! Glaube mir, ich versuche mich zu ändern.«
Sarah schaute ihn erst entgeistert an, dann lächelte sie erfreut.
»Freut mich, wenn du das einsiehst!«
Rudi wurde rot, was zum Glück nur mir auffiel, und wechselte schnell das Thema.
»So, und ihr geht also nächste Woche alle zu Robbie Williams?«
Und ob, dieser Termin stand, es gab
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