Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flatline

Flatline

Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
Vom Netzwerk:
Leute, läuft alles wie geschmiert. Im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem, wie ich die Sache einschätze, haben Sie doch nichts mehr zu verlieren.«
    »Da hat er recht«, pflichtete Janine ihm bei. Joshua musste zugeben, dass er sich nicht in der Lage befand, eine Chance ungenutzt verstreichen zu lassen. Ein Hauch von Optimismus keimte tief in seinem Innern.
    »Wenn Sie das schaffen, werde ich Sie nie wieder verhaften.«
    »Oh, wie großzügig. Da kann ich nicht widerstehen.«
    Während der letzte Satz in Gelächter unterging, holte Frau Trempe das Telefon.
    »Können Sie denn so spät noch dort anrufen?«
    Stachinsky blickte auf die Wanduhr und überlegte kurz.
    »In Buenos Aires ist es jetzt 16 Uhr.«
    Joshua schrieb ihm die Namen, die Feldmann benutzt hatte, auf einen Zettel und legte das zerknitterte Phantombild dazu.
    Stachinsky wählte eine Nummer, die so lang war, dass Gunther Trempe besorgt an die nächste Telefonrechnung dachte. In einem Mix aus Spanisch und Deutsch verlangteStachinsky nach einem Victor Sanchez.
    »Mein Nachbar ist der Polizeipräsident der Stadt«, flüsterte Stachinsky, »wir spielen jede Woche zusammen …«
    Der oberste Polizist Buenos Aires’ war offenbar am Apparat. Sie sprachen zunächst über Alltägliches, jedenfalls musste Stachinsky zwischendurch immer wieder lachen. Joshua fiel auf, dass Stachinsky sich mit dem Namen Alfredo Guthmann meldete. Deshalb hatten sie ihn nirgendwo finden können. Nach einigen Minuten, die dem Hausherrn endlos lang vorkamen, wurde Stachinsky ernst. Er las seinem Gesprächspartner die Namensliste vor. Danach nahm er die Phantomzeichnung und beschrieb Feldmann. Abschließend wurde es wieder lustig. Sie schienen sich Witze zu erzählen. Joshuas Vater wurde ungeduldig. Nach einer Viertelstunde beendete Stachinsky das Gespräch.
    »Die nächste Telefonrechnung übernimmst du«, fauchte Gunther Trempe in Joshuas Richtung.
    »Und?«
    Stachinsky setzte sich mit breitem Grinsen betont langsam hin. Er trank genüsslich einen Schluck Bier, bevor er endlich zur Sache kam.
    »Feldmann wird mit dem nächsten Flieger zurückgeschickt. Übermorgen früh um acht kommt er in Düsseldorf an. Zwei argentinische Polizisten begleiten ihn. Die Kosten dafür übernehme ich. Ich bin dem deutschen Staat noch was schuldig.«
    Zwei Sekunden, ausgefüllt mit atemloser Stille vergingen, bis Joshua jubelnd von der Couch sprang.
     
     

56
    Corinna saß neben dem Bett und strahlte Joshua an. Jacks Kreislauf war inzwischen stabil. Doktor Mwandala hatte ihm vor wenigen Minuten ein zweites Mal das Serum injiziert.
    »Wie lange halten Sie ihn noch im Koma?«
    Mwandala klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Kein Grund zur Besorgnis. Das künstliche Koma entlastet seinen Körper. Wir können ihn so wirksamer behandeln.«
    Mwandala merkte, dass Joshua ihn nicht verstand.
    »Im Wachzustand würde er womöglich in eine Stresssituation geraten. Sie müssen sich das so vorstellen: Der Körper bemerkt den Eindringling, alarmiert das Immunsystem. Dieses wäre im Moment aber noch völlig überfordert, der Organismus geriete in Panik. Folge wäre eine tiefe Bewusstlosigkeit, lebenswichtige Funktionen würden auf ein Minimum reduziert, die erfolgreiche Behandlung in Frage gestellt. Oder vereinfacht ausgedrückt: Im Koma bleibt Ihr Freund ganz cool und bekämpft in Ruhe die Krankheit.«
    Corinna musste herzhaft lachen. Joshua freute sich mit ihr.
    »Also da hat mein Mann keine Probleme mit. Der ist mir schon fast zu cool.«
    »Wird er auch bald wieder ohne Koma«, Mwandalas Lachen erfüllte den Raum, »die letzten Blutwerte sind prächtig. Verhältnismäßig«, bremste er übertriebene Euphorie, »dieses Serum ist eine Sensation. Schade, dass wir keinem davon erzählen dürfen. Übrigens, in drei Wochen muss er gesund sein, da trete ich meinen Urlaub an.«
    »Wohin geht es denn«, fragte Corinna neugierig.
    »Nach Äthiopien. Ich helfe dort in einer Kinderklinik.«
    »Das nennen Sie Urlaub?«
    Mwandalas Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an.
    »Jedes vierte Kind ist dort krank. Es gibt kaum Medizin und noch weniger ausgebildetes Personal. Wir lassen vorab immer einen ganzen LKW voll mit Hilfsgütern runterfahren. Jetzt wissen Sie auch, warum ich so viele Überstunden mache«, er lachte. Es war ein Lachen, das nicht echt wirkte.
     
    Auf dem Weg zum Parkplatz erinnerte Joshua sich an die Worte von Eugen Strietzel. Der Impfstoff war gleichbedeutend der

Weitere Kostenlose Bücher