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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Lizenz, Geld zu drucken. Wer dürfte nun drucken? Es würde vermutlich eine Riesenhysterie entstehen, gefolgt vom Milliardenpoker um die Rechte. Streng genommen müssten sie der BeierPharm AG zufallen. Immerhin wurde der Impfstoff von einem Angestellten dieses Konzerns entwickelt, wenn auch ohne dessen Auftrag, was sie vermutlich schleunigst dementieren würden. Der Gedanke daran schmeckte Joshua bitter. Der Brief mit der Formel befand sich in der Innentasche seiner Lederjacke, die dadurch auf ihre alten Tage enorm an Wert gewann.
    Joshua fuhr direkt in die Stadt. Er hatte bei ›Mama Leone‹ einen Tisch bestellt, sich mit den Kollegen zur Mittagspause dort verabredet.
    Joshua genoss ein Bucatini all’amatriciana in vollen Zügen. Er liebte die mit einer scharfen Specksauce bedeckten Nudeln. Dazu die erwartungsvollen Gesichter der Kollegen. Vor dem Essen hatte er nur vage Andeutungen gemacht. Beim Espresso klärte er sie endlich auf.
    »Das gibt es nicht«, entfuhr es Daniel. »Mann, Joshua, hast du ein Glück. Schorndorf wird den Mund gar nicht mehr zu bekommen.«
    »Bitte kein Wort. Es soll eine Überraschung werden. Ich möchte Feldmann morgen früh mit Karin am Flughafen abholen und mit ihm in Schorndorfs Büro marschieren.«
    Karins Augen funkelten. Schorndorf versuchte derzeit alles, ihr ebenfalls ein Disziplinarverfahren anzuhängen.
    »Meinst du, der Alte lenkt ein?«, Daniel hegte Zweifel an dem Plan.
    »Dafür sorgen wir schon«, antwortete Karin kämpferisch.
     
    Joshua nutzte die unverhoffte Freizeit. Es hatte die ganze Nacht über geschneit. Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt, sodass der Schnee wenigstens heute mal liegen blieb. Mit Janine und den Kindern, Jagger und den Schlitten im Gepäck fuhr er zum Rheindamm. Bis zum Einbruch der Dunkelheit tobten Jagger, Britt und David ausgelassen. Als Jagger im Kofferraum des Volvo-Kombis saß, konnte man den Eindruck gewinnen, er hätte eine Krawatte um, so lang hing ihm die Zunge aus dem Hals. Die dunklen Augen des Boxers strahlten zwischen unzähligen Falten.
     
     

57
    Karin war bereits um Viertel nach sieben mit dem Dienstwagen bei Joshua vorgefahren. Sie waren viel zu früh am Flughafen. Vierzig Minuten warteten sie vor Band elf. Die Maschine aus Brüssel war längst gelandet. Es schien, als seien alle Passagiere abgefertigt, als mit einigem Abstand drei Personen aus der Halle des Zolls auf sie zuliefen. Die Polizisten trugen dunkelblaue Uniformjacken und Schirmmützen. In ihrer Mitte führten sie Markus Feldmann, der die Hände auf dem Rücken trug. Die Polizisten grinsten freundlich beim Anblick der winkenden Karin.
    »Buenos Dias. Bienvenido. Habla usted Aleman?«
    Joshua drehte sich staunend zu Karin um.
    »Ja, man hat uns ausgewählt, weil wir Deutsch sprechen. Mein Name ist Francesco, das dort ist mein Kollege Diego und diesen Mann kennen Sie hoffentlich.«
    Sein Deutsch war exzellent, den Akzent fand Karin sympathisch. Feldmann wirkte ausgelaugt. Unter seinen Augen zeichneten sich dicke Ringe ab.
    »Na, Feldmann. Viel rumgekommen in der letzten Zeit, was?«
    »Sie sind ein verdammtes Arschloch. Ich habe Ihrem Kollegen das Leben gerettet und Sie scheißen auf unser Abkommen.«
    »Sie scheinen zu vergessen, dass Sie vorher fünf Menschen getötet haben.«
    Feldmann verzog keine Miene.
    Die argentinischen Kollegen stiegen hinten in den Wagen, Feldmann in ihrer Mitte.
    »Wie halten Sie es in diesem kalten Land aus?«
    Karin sah in den Innenspiegel und zuckte mit den Schultern. Francesco erzählte vom sonnigen Argentinien. Vom warmen Meer und vom immerblauem Himmel. Karin dachte über ein Versetzungsgesuch nach.
    Gemeinsam mit ihren argentinischen Kollegen und Feldmann betraten Karin und Joshua Schorndorfs Büro. Damit hatte der Dienststellenleiter absolut nicht gerechnet. Wie immer hob er gelangweilt seinen Kopf. Dann allerdings verharrte er in dieser Position. Die Augen wurden größer, der Unterkiefer glitt im Zeitlupentempo herab.
    »Schönen guten Morgen, Herr Schorndorf«, begann Joshua übertrieben höflich, »ich darf kurz vorstellen: Das dort sind Francesco Diaz und Diego Rafael, Kollegen der argentinischen Polizei. Die Herren waren so freundlich, Herrn Feldmann nach Deutschland zu begleiten. Herr Feldmann steht übrigens in dringendem Tatverdacht, fünf Menschen ermordet zu haben. Meine Herren«, Joshua wandte sich den argentinischen Kollegen zu, »darf ich Ihnen den Leiter unserer Behörde, Herrn Schorndorf, vorstellen.

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