Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flatline

Flatline

Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
Vom Netzwerk:
von Kwekwe, am Rande der Goldminen. Kaum ein Unternehmen der westlichen Welt investierte in das diktatorisch regierte Land, weshalb er mit offenen Armen empfangen wurde. Letzten Montag war ihm das fertige Labor mit den zugehörigen Produktionsanlagen übergeben worden. Sein gesamtes Kapital war für diese Fabrik draufgegangen, zusätzlich musste Sänger noch hohe Kredite aufnehmen. Er hatte abgeschlossen mit Europa und einem multinationalen Konzern, der durch seine Hilfe stets einen gut gedeckten Tisch bekam und ihm die Krümel überließ. Wie Phönix aus der Asche wollte er von Kwekwe aus an die Weltspitze der Pharmaindustrie. Jedes Mal, wenn er an die Einfallslosigkeit der Afrikaner dachte, was die Namensgebung von Orten betraf, musste er grinsen. In der Nähe des Ortes waren mehrere Teiche mit abertausenden Fröschen. Ihr Gequake schallte weit über die Steppe. Sängers Frohsinn war blass wie seine Träume, die ein dichter Nebel aus Zweifeln bis zur Unkenntlichkeit verdeckte.
    Er legte die Zigarre wieder zurück, die Lust war ihm vergangen. Nachdenklich massierte er seine Schläfen. Der Anruf bei der Polizei war voreilig gewesen. Zum Glück hatte er nur nichts sagende Andeutungen durchgegeben. Einer inneren Eingebung folgend, schaltete er das Radio ein, wollte die Nachrichten hören. Aber der Sprecher meldete nicht die Nachrichten, die er sich erhofft hatte. Er vermeldete das genaue Gegenteil. Ein harmloser Grippevirus, Sänger schüttelte den Kopf. Seine Wut konzentrierte sich auf Orlefson. Er hatte es verbockt. Als wolle er Sängers Vorhaben mit einem Satz zerstören, vermeldete der Mann im Radio noch das unblutige Ende der Entführung der kleinen Kenyetta. Sänger besaß alle Trümpfe und wurde dennoch ausgeblufft wie ein blutiger Anfänger. Sein gesamtes Vermögen hatte Sänger auf dieses Blatt gesetzt. Die Fabrik in Simbabwe musste noch in diesem Monat mit der Produktion beginnen, ansonsten...
    Sänger ging an die Fensterfront, sah hinaus in den trüben Himmel, der trotz der tief hängenden, dunklen Wolken noch um einiges heller war, als das Szenario, welches sein Bewusstsein ihm gerade vorspielte. Sänger stoppte den Film, zwang sich zur Ruhe.
    Er analysierte die Lage noch einmal. An die Blutreserven der Uniklinik kämen sie nicht mehr. Er musste nach einer anderen Möglichkeit suchen, die Erreger möglichst schnell in Umlauf zu bringen. Die Probanden! Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. Sein Konzern verfügte über Hunderte von ihnen. Als Geschäftsführer hatte er Zugang zu allen Bereichen. Es mussten lediglich die Impfstoffe vertauscht werden. Die Zeit war günstig, die Forscher befanden sich in der Kantine. Sänger öffnete den Tresor und entnahm die kleinen Ampullen.
     
    Auf dem Rückweg aus dem Versuchslabor meldete sich sein Handy. Es war Ingar Orlefson.
    »Guten Tag Herr Sänger. Haben Sie die Restrate am vereinbarten Ort hinterlegt?«
    Sänger blieb stehen. Er vermochte seinen Ohren nicht zu trauen. Sollte Orlefson nichts mitbekommen haben? Ein Profi wie er, ahnungslos?
    »Nein. Das werde ich auch nicht. Sie haben versagt.«
    »Nicht doch, Herr Doktor. Okay, das mit der Kleinen ist schiefgegangen. Aber ihr Vater hatte den Auftrag doch schon längst ausgeführt. Dadurch bin ich leider gezwungen, schnellstmöglich unterzutauchen.«
    Eine Ader auf der Stirn des Geschäftsführers schwoll drohend an. Sängers Lippen bebten vor Zorn.
    »Sie sind ein absoluter Vollidiot. Einen Scheißdreck hat ihr Vater gemacht. Das war eine billige Finte der Polizei! Sie haben sich bluffen lassen wie ein verdammter Anfänger.«
    Sänger vernahm gleichmäßige, ruhige Atmung. Ein Feuerzeug klickte. Orlefson blies ins Telefon. Sänger konnte nicht glauben, dass sein Partner in dieser Situation so gelassen bleiben konnte.
    »Gut. Und weiter?«
    Sänger hätte am liebsten das Handy an die Wand neben sich geknallt.
    »Weiter? Ich habe die Sache selbst in die Hand genommen. Sie sind draußen! Vergessen Sie Ihre Rate, Orlefson. Ich brauche keine Stümper.«
    Sänger hatte genug von seinem Komplizen. Als er den Finger auf der Taste hatte, um das Gespräch abzubrechen, vernahm er hämisches Gelächter. Es wirkte bedrohlich auf ihn. Sänger führte das Mobiltelefon wieder ans Ohr.
    »Sie können die Sache gar nicht selbst in die Hand genommen haben, wie wollen Sie das machen?«
    Der blufft, redete Sänger sich ein. Es konnte nichts mehr schiefgehen. Sänger hätte schweigen sollen, aber er wollte den Triumph

Weitere Kostenlose Bücher