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Flatline

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Titel: Flatline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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sie hatten die Chance, den Täter zu fassen. Aber der Köder war nicht ein Stück Speck, sondern ein kleines Mädchen, das Risiko zu groß.
    »Verdammt, wir hätten die Hütte sofort auf den Kopf stellen sollen«, entfuhr es Daniel.
    »Du hast zwar recht«, antwortete Joshua, »aber wo hätten wir das Mädchen jetzt suchen sollen?«
    »Tja, mal sehen, wie viele Hobbygärtner wir in unseren Reihen haben«, Karin griff zum Telefon.
     
    Kalle trug einen alten, halb zerschlissenen Bundeswehrparka. Die hellgrünen Gummistiefel ragten weit über die fleckige Cordhose. Mit einer Heckenschere und in grünen Gärtnerhandschuhen schnitt er kleine Äste ab, die in den Weg ragten. Er hoffte inständig, das Wissen des Täters über die optimale Schnittzeit für Haselnusshecken möge sich in engen Grenzen halten. Cedric jätete am anderen Ende des Weges Unkraut. Den grünen Kittel und den Schlapphut konnten sie ihm im letzten Moment ausreden. Zivilstreifen parkten in der Nähe aller Zufahrtsstraßen, das SEK war bereits eingetroffen und wartete in der Nähe auf den Einsatzbefehl. Kollegen hatten Stachinsky in sein Hotel gefahren, nachdem er ihnen, soweit es seine Erinnerung zuließ, den Raum und das Mobiliar beschrieben hatte. Sie warteten eine Viertelstunde.  Immer wieder suchten Joshuas Blicke die Umgebung ab. Karin zog ihn an der Schulter herum.
    »Wir müssen rein!«
    »Noch fünf Minuten, okay? «
    Karins Muskeln spannten sich, ihre Augen flackerten.
    »Nein, Joshua! Was ist, wenn der Täter von unserer Finte weiß?«
    Dann wäre Kenyetta in höchster Gefahr, wusste Joshua. Mit gesenktem Kopf drehte er sich ab.
    Über Funk gaben sie den Kollegen vom SEK den Einsatzbefehl. Von allen Seiten stürmten daraufhin Minuten später bis zur Unkenntlichkeit vermummte Gestalten das Zielgebiet. In einiger Entfernung lagen Scharfschützen auf Dächern. Rechts und links neben der Eingangstür gingen zwei Männer mit gezogenen Waffen in Position. Auf ein Kommando hin ging alles blitzschnell. Die Tür wurde aus ihren Angeln gebrochen, im selben Augenblick flog eine Blendgranate in das kleine Häuschen. Bruchteile einer Sekunde später stürmten drei Männer mit Maschinenpistolen im Anschlag den Raum.
    Das kleine Mädchen war an den oberen Rand der Gartenliege gerutscht. Seine Beine waren angewinkelt, die dunkelbraunen Augen warfen ängstliche Blicke über die Knie. Es zitterte am ganzen Körper. Drei Männer in Kampfanzügen, die Köpfe verdeckt von Helmen mit heruntergelassenen, dunklen Visieren, die Gewehre im Anschlag, standen vor ihm. Diesen Anblick hätten sie dem Mädchen gerne erspart. Karin drängte sich zwischen die Männer und ging auf das Mädchen zu.
    »Hallo Kenyetta, es ist alles gut. Wir sind von der Polizei. Wir haben dich befreit«, ihre Stimme war weich wie Samt. Karin streichelte die unzähligen Locken, drückte sie zärtlich an ihre Brust. Die Männer vom SEK nahmen ihre Helme ab. Sie gingen vor Kenyetta in die Hocke und lächelten die Kleine freundlich an. Sie schluckte bei dem Anblick, rieb sich die Augen. Plötzlich entwich die Anspannung, sie wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Ängstlich drückte sie ihren Kopf an Karins Brust.
    Joshua hatte den Raum bereits verlassen. Er telefonierte mit der Einsatzleitung. Ein dunkler Volvo hatte kurz vor der ersten Zivilstreife gewendet und war mit Vollgas geflüchtet. Die Verfolgung war ergebnislos verlaufen. Ein Radfahrer, der beinahe mit dem Flüchtenden kollidiert war, konnte sich das Kennzeichen nicht merken. Ein weiterer Anruf ging in die Uniklinik. Doktor Mwandala verstummte, die Erleichterung drang wortlos durchs Telefon. Danach sprudelte es aus ihm heraus. Er wollte Kenyetta sofort sehen. Normalerweise müsste das Mädchen zunächst ärztlich betreut werden. In diesem Fall verzichteten sie darauf. Joshua befand sich in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite musste und wollteKenyetta sofort zu ihren Eltern, auf der anderen Seite war sie die einzige Zeugin.
    Kalle und Cedric wurden eingeteilt, den Schrebergarten zu observieren. Karin und Joshua brachten Kenyetta in die Uniklinik.
    Doktor Mwandala hatte es nicht mehr länger in seinem Büro ausgehalten. Im Eingangsbereich empfing er seine Tochter mit Tränen in den Augen. Seine Frau umarmte die beiden und weinte ebenfalls.
    »Doktor Mwandala«, Karin flüsterte ihm ins Ohr, »wir brauchen dringend die Aussage Ihrer Tochter. Sie hat den Täter als Einzige gesehen. Wann, denken Sie, würde sie es

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