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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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eventuellen Luftangriffen zu schützen.
    Mit hoch gehaltener Kerze betrat ich einen der sackdunklen Gänge. Porcelain konnte entweder mitkommen oder im Halbdunkel unter den vereinzelten Glühbirnen warten.
    Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass sie mitkam.
    Insgeheim war ich bereits überzeugt, dass die Spuren von Brookie Harewood stammten – dem verstorbenen Brookie Harewood –, aber das behielt ich für mich. Porcelain hätte womöglich eine Heidenangst bekommen, wenn sie erfahren hätte, dass wir den Spuren eines Toten folgten.
    Aber was in aller Welt hatte Brookie im Keller von Buckshaw zu suchen gehabt?

    »Ein Wilderer kennt alle Schleichwege«, hatte Vater einmal gesagt. Anscheinend hatte er recht gehabt, wie so oft.
    Als wir unter einem niedrigen Bogen durchgingen, musste ich wieder an mein nächtliches Intermezzo mit Brookie im Salon denken. Kaum zu glauben, dass das erst fünf Tage her war.
    Unsere Begegnung stand mir noch deutlich vor Augen. Sie hatte damit geendet, dass Brookie mich vor Einbrechern gewarnt hatte, die es auf Vaters Tafelsilber abgesehen haben könnten. »Seit dem Krieg kommt so was ja öfters vor«, hatte er gesagt.
    Dann hatte ich die Terrassentür geöffnet und ihm zu verstehen gegeben, dass er verschwinden sollte.
    Nein – halt! Erst hatte ich die Tür auf geschlossen!
    Die Tür war also abgeschlossen gewesen, als ich in den Salon kam. Und es war unwahrscheinlich, dass Brookie sie hinter sich zugeschlossen hatte, nachdem er über die Terrasse ins Haus eingedrungen war. Eher hätte er sie offen gelassen, um rasch flüchten zu können, falls jemand kam.
    Es lag auf der Hand, dass Brookie sich auf anderem Wege Zutritt zum Haus verschafft hatte: zum Beispiel durch den Keller.
    Und die Spuren, die vor uns in der Dunkelheit verschwanden – die Spuren der Gummistiefel eines Fischers – sprachen ebenfalls dafür.
    »Komm schon«, sagte ich, als ich spürte, dass Porcelain zauderte. »Halte dich immer dicht hinter mir.«
    Ich glaubte, ein leises Wimmern zu hören, aber ich konnte mich auch geirrt haben.
    Wir hatten die letzte Glühbirne hinter uns gelassen und tappten durch einen Gang mit gewölbter Decke, der von vermoderten Möbeln gesäumt war. Die Spuren hatten sich vermehrt, stammten aber alle von den gleichen Stiefeln. Offenbar war der Betreffende öfters in Buckshaw ein- und ausgegangen. Die frischesten Fußstapfen waren gestochen scharf, wohingegen
die älteren Abdrücke vom überall herabrieselnden Staub bereits undeutlich geworden waren.
    »Was ist das?«, rief Porcelain und grub die Finger in meine Schulter.
    Ein verhüllter Gegenstand versperrte uns den Weg.
    »Keine Ahnung.«
    »Ich dachte, du warst schon hundert Mal hier unten«, flüsterte sie ängstlich.
    »Schon«, erwiderte ich, »aber nicht in diesem Gang.«
    Ich streckte die Hand aus, packte einen Zipfel des Lakens und zog es weg.
    Eine gewaltige Staubwolke wirbelte auf und nahm uns beiden die Sicht. Und auch den Atem, so als wären wir von einem Sandsturm überrascht worden.
    »Uuuuh!«, jaulte Porcelain.
    »Ist doch bloß Staub«, sagte ich hustend.
    Die Kerze flackerte und erlosch.
    Ich fluchte stumm und griff in meine Tasche.
    »Halt mal«, sagte ich, tastete im Dunkeln nach Porcelains Hand und drückte den Leuchter hinein. »Ich zünde die Kerze gleich wieder an.«
    Ich kramte in meiner Tasche. Verflixt noch mal!
    »So ein Pech«, sagte ich. »Ich glaube, ich habe die Streichhölzer in der Speisekammer liegen lassen.«
    Der Kerzenhalter wurde wieder in meine Hand gedrückt, ein leises Kratzen ertönte, und ein Streichholz flammte auf.
    »Ein Glück, dass ich dran gedacht habe.« Porcelain hielt das Hölzchen an den Docht. Sobald die Flamme gleichmäßig brannte, erkannte ich auch den Gegenstand, der mit dem Laken verhüllt gewesen war.
    »Das ist ja eine Sänfte!«
    Das Ding sah aus wie ein frühes, geschlossenes Automobil, dem man die Räder abgeschraubt hatte. Die hölzerne Karosserie war hellgrün lackiert, in die Ecken waren Blumenkränze
gemalt. Das goldene Medaillon an der Tür zeigte unser Familienwappen.
    Drinnen hatte sich die Lilientapete gelöst und hing bis auf die grünen Samtpolster herunter.
    Das Ganze roch muffig, und zwar nicht nur nach Mäusen.
    Wenn ich bedachte, dass im 18. Jahrhundert meine eigenen Vorfahren in dieser Kiste gesessen hatten und sich durch die Straßen hatten tragen lassen …
    Ich wäre am liebsten hineingeklettert und in meine Familiengeschichte eingetaucht.
    »Das hat

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