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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Geschenk sein. Sie wollte es dem Colonel schenken.«
    Ich beugte mich vor und legte ihr die Hand auf die Schulter, sagte aber nichts. Sie holte zittrig Luft.
    »Sie wollte ihn damit überraschen. Ach, was hat sie sich für Mühe gegeben! Und wie sie sich darüber gefreut hat. Euch drei Engelchen hat sie eingepackt und ist mit euch rüber nach Malden Fenwick gefahren, zum Modell sitzen. Und jedes Mal, wenn der Colonel aus dem Haus war, hat sie diese Harewood nach Buckshaw bestellt. Bitterkalt war es damals. Bitterkalt.«
    Sie tupfte sich die Augen, und ich fühlte mich auf einmal ganz mies.
    Warum hatte ich das Bild überhaupt erwähnt? Um Mrs Mullet eins auszuwischen? Um mich an ihrem Schreck zu weiden? Hoffentlich nicht.
    »Ich wollt’s dem Colonel immer wieder mal sagen«, fuhr Mrs Mullet leise fort, »aber ich konnte nicht. Das steht mir nicht zu. Wenn ich dran denke, dass das Bild die ganzen Jahre in Mrs Harewoods Atelier gestanden hat und ich nichts davon wusste … es bricht mir das Herz. Ehrlich, Schatz, es bricht mir das Herz.«
    »Mir auch, Mrs M«, sagte ich, und das war die Wahrheit.
    Als sie schließlich aufstand, war ihr Gesicht immer noch nass und rot, und etwas regte sich in meinem Hinterkopf.
    Rot.

    Rote Haare … Timofy Bull … beide Backen voller Süßigkeiten und die silberne Hummergabel in der Hand.
    »Dannys Tasche«, hatte er gesagt, als ich ihn fragte, wo er die Gabel herhatte. »Dannys Tasche.«
    Aber ich hatte ihn nicht richtig verstanden.
    Daddys Tasche!
    Rot und Silber. Das war es, was mir meine Träume und mein siebter Sinn die ganze Zeit sagen wollten!
    Ich spürte einen leisen Schauder, als würde mir eine Schnecke über den Rücken kriechen.
    War es denkbar, dass sich Tom Bull noch in Bishop’s Lacey aufhielt? In seinem von Qualm eingehüllten Haus in der Rinne?
    War er es gewesen, der vor dem Haus gestanden und geraucht hatte, als ich auf Gry vorbeigeritten war? War er es gewesen, der heimlich beobachtet hatte, wie Inspektor Hewitt und seine Leute Brookies Leiche vom Poseidonbrunnen abgenommen hatten – und der die Gabel aus Brookies Nase gezogen hatte, als Porcelain und ich …
    Herr im Himmel!
    Und Timofy hatte die Hummergabel in der Tasche seines Vaters gefunden, was nur bedeuten konnte …
    Da ertönte der Gong in der Halle und rief zum Abendessen.
    »Lauf schon, Schatz«, sagte Mrs Mullet, richtete sich die Frisur und fuhr sich ein letztes Mal mit der Schürze übers Gesicht. »Du weißt, wie’s dein Vater mit der Pünktlichkeit hält. Wir dürfen ihn nicht warten lassen.«
    »Ja, Mrs Mullet.«

28
    D er gesamte Haushalt war zusammengerufen worden, und jetzt standen wir alle in der Eingangshalle und warteten.
    Ich begriff sofort, dass Vater Porcelains Anwesenheit bekanntgeben wollte. Vielleicht hatte er ja doch ein schlechtes Gewissen, weil er so unfreundlich zu ihren Großeltern gewesen war. Dabei wusste er noch gar nichts von Johnny Faas tragischem Tod.
    Ich stand etwas abseits und ließ die traurige Pracht des Stammsitzes der de Luces auf mich wirken, als sähe ich das Haus zum ersten Mal.
    Früher einmal war Buckshaw von fröhlichem Gelächter erfüllt gewesen, so hat man es mir jedenfalls erzählt, aber das konnte ich mir offen gestanden nicht recht vorstellen. Auf mich wirkte das Haus abweisend und streng. Es duldete nur Flüstern und gedämpfte Geräusche und maßregelte unsichtbar aber unbestreitbar alle, die in seinen Mauern lebten. Von Tante Felicity abgesehen, Vaters gorgonenhafter Schwester, die alljährlich aus London kam, um ihren Bruder zu beschimpfen, hatten wir auf Buckshaw, so lange ich denken konnte, keine Gäste gehabt.
    Daffy und Feely standen mit aufreizend gesitteten Mienen links und rechts von Vater, geschrubbt und gestriegelt wie die wohlerzogenen, aber geistig ziemlich beschränkten Töchter des Gutsherrn in einem Salondrama. Abwarten, bis sie Porcelain sahen!

    Ein Stück beiseite stand Dogger vor der dunklen Täfelung fast unsichtbar, bis auf sein weißes Gesicht und sein weißes Haar – wie ein körperloser Kopf, der im Halbdunkel schwebte.
    Vater schaute auf seine Militärarmbanduhr und runzelte unwillkürlich die Stirn, überspielte seine Missbilligung aber geschickt dadurch, dass er sein Taschentuch hervorzog und sich zum Schein die Nase putzte.
    Er war nervös!
    Wir standen schweigend da. Jeder schaute in eine andere Richtung.
    Auf die Minute eine Viertelstunde nach dem Gongschlag wurde oben eine Tür geschlossen, und alle Köpfe wandten

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