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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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an die Gurgel und kratzt mir die Augen aus!«

    Nachdem wir die Feuerprobe des Abendessens überstanden hatten, saßen wir wieder oben in meinem Zimmer.
    »So etwas würde Feely nie tun. Jedenfalls nicht in Vaters Anwesenheit.«
    Niemand hatte Brookie Harewood erwähnt, und abgesehen von Vaters höflicher Nachfrage (»Geht es Ihrer Großmutter schon besser?«) wurde auch nicht über Fenella gesprochen.
    Was mir ganz recht war, denn ich hatte keine Lust, lästige und womöglich gar peinliche Fragen nach meinen jüngsten Umtrieben zu beantworten.
    »Deine Schwestern scheinen eigentlich ganz nett zu sein«, meinte Porcelain.
    »Ha!«, schnaubte ich. »Du hast ja keine Ahnung! Ich hasse sie!«
    »Hassen? Ich dachte, man liebt seine Schwestern.«
    »Klar liebe ich sie.« Ich warf mich rücklings aufs Bett. »Deshalb kann ich sie ja so hervorragend hassen.«
    »Du willst mich bloß veräppeln, oder? Was haben sie dir denn getan?«
    »Sie quälen mich. Aber frag mich bitte nicht nach Einzelheiten. «
    Als ich spürte, dass ich damit ihre ungeteilte Aufmerksamkeit gewonnen hatte, wälzte ich mich auf den Bauch, damit ich sie ansehen konnte.
    Es war schon gruselig genug, sich mit jemandem zu unterhalten, der die Kleider meiner Mutter trug, von den Foltern, die sich meine Schwestern für mich ausdachten, ganz zu schweigen.
    »Quälen?«, fragte sie neugierig. »Wie denn?«
    Eine ganze Weile hörte man nur das Ticken des Messingweckers auf meinem Nachttisch, das die langen Minuten in handliche Stückchen zerhackte.
    Dann brach es plötzlich aus mir heraus. Ich schilderte Porcelain mein Martyrium im Keller: wie mich meine Schwestern
die Treppe hinuntergezerrt, zu Boden geschleudert und mit verstellten Stimmen erschreckt hatten, dass sie mir erzählt hatten, ich sei ein Wechselbalg, den die Kobolde im Tausch gegen die richtige Flavia de Luce zurückgelassen hätten.
    Als ich mich selbst reden hörte, begriff ich erst, wie tief mich das alles getroffen hatte.
    »Glaubst du mir?« Ich hoffte verzweifelt auf ein »Ja«.
    »Ich würde dir ja gern glauben«, antwortete Porcelain, »aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass zwei so wohlerzogene junge Damen einen eigenen Folterkeller unterhalten.«
    Wohlerzogene junge Damen? Um ein Haar wäre mir ein Wort entschlüpft, das jeden Seemann hätte erröten lassen.
    »Dann komm mal mit!« Ich sprang auf und nahm sie am Arm. »Ich zeig dir, was wohlerzogene junge Damen so treiben, wenn keiner hinschaut.«
     
    »Uff!«, machte Porcelain. »Das ist ja die reinste Gruft!«
    Trotz der Glühbirnen, die hier und da von der Decke baumelten, war der Keller ein Meer aus Dunkelheit. Ich hatte den Leuchter aus der Speisekammer mitgenommen, der dort für die nicht seltenen Gelegenheiten aufbewahrt wurde, bei denen auf Buckshaw der Strom ausfiel. Ich hielt ihn über den Kopf und schwenkte die flackernde Kerze hin und her.
    »Da liegt der Sack, den sie mir über den Kopf gestülpt haben! Und hier«, ich senkte die Kerze, »hier sind ihre Fußabdrücke im Staub.«
    »Das sind aber ziemlich viele für zwei wohlerzogene junge Damen«, meinte Porcelain skeptisch. »Und ziemlich große obendrein.«
    Jetzt sah ich es auch.
    Die großen Spuren führten weiter in den Keller hinein. Daffys, Feelys und meine Fußabdrücke waren um die Treppe verteilt. Vaters Fußabdrücke konnten es nicht sein, denn er war nicht ganz bis nach unten gekommen, und selbst wenn, so
hätten seine Ledersohlen andere Abdrücke hinterlassen, mit denen ich gut vertraut war.
    Auch Doggers Fußstapfen waren unverwechselbar: lang und schmal. Außerdem setzte er mit der Präzision eines Indianers immer einen Fuß direkt vor den anderen.
    Nein, das hier waren weder Vaters noch Doggers Spuren. Wenn ich mich nicht sehr täuschte, stammten diese Spuren von Gummistiefeln.
    »Mal sehen, wo die Spuren hinführen«, sagte ich entschlossen. Porcelains Anwesenheit verlieh mir einen wahren Löwenmut
    »Ist das klug?«, fragte sie. Das Weiße ihrer Augen blinkte im Kerzenschein. »Niemand weiß, dass wir hier unten sind. Wenn wir in eine Grube fallen oder so was, sind wir verhungert, bevor uns jemand findet.«
    »Hier unten gibt es keine Gruben.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar doch. Ich war schon hundert Mal hier.«
    Das war gelogen. Vor meinen Nachforschungen war ich nur ein einziges Mal im Keller gewesen, und zwar mit Dogger. Damals war ich fünf, und wir hatten zwei Alabasterurnen gesucht, die zu Kriegsanfang weggeräumt worden waren, um sie vor

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