Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
Vom Netzwerk:
mein Gleichgewicht nicht hatte halten können.
    Aber ich besann mich auf meine praktischen Fähigkeiten. Wenn ich heimkam, würde ich mich ins Haus und heimlich nach oben schleichen und dort das Kleid in der Laborspüle auswaschen.
    Die Schlammwolke um meine Füße wurde von der Strömung davongetragen.
    Merkwürdig – ich konnte wieder bis auf den Grund schauen, aber nirgendwo etwas entdecken, über das ich gestolpert
sein konnte. Trotzdem hatte ich mir beinahe den großen Zeh gebrochen. So wie schon einmal!
    Ich blieb reglos stehen. Die Septemberluft war bereits recht frisch.
    Im Wasser bewegte sich etwas. Eine Blase oder eine kleine Kräuselwelle … oder war es ein Lichtreflex?
    Ich bückte mich und griff danach.
    Tiefer … tiefer … weiter nach links. Ich ertastete etwas Hartes und packte zu.
    Erst als sich der schwere Gegenstand der Oberfläche näherte, wurde er sichtbar.
    Erst unsichtbar … dann sichtbar …
    Ich bekam Herzklopfen und ahnte es schon, bevor ich ihn endlich aus dem Wasser zog: Es war Fenellas Kristallkugel! Die Kugel, mit der ihr jemand bei dem Überfall den Schädel hatte einschlagen wollen!
    Die Kugel musste schon seit Tagen auf dem Grund des Flusses gelegen haben. Dort hatte sie niemand zu verstecken brauchen, weil sie im Wasser unsichtbar war. Kein Wunder, dass die Polizei die Tatwaffe nicht gefunden hatte!
    Die Beamten hätten schon in den Fluss hineinwaten und dann auch noch dagegenstoßen müssen.
    Natürlich würde ich die Kugel sofort dem Inspektor bringen.
    Als ich die Uferböschung hochkletterte, fiel mir auf, dass es im Gehölz totenstill geworden war, als wagten selbst die Vögel keinen Pieps mehr von sich zu geben.
    Die Kristallkugel lag kalt in meinen Händen und spiegelte verzerrte Bilder der Erde, der Bäume und des Himmels wider. Die strudelnden Schlieren glichen einer in Wasser tropfenden Farblösung.
    Ohne die Kugel hätte ich womöglich übersehen, dass zwischen den Bäumen etwas Blaues leuchtete, das dort nicht hingehörte.
    Ich blieb stehen. Nicht danach umdrehen, dachte ich.

    Ich rollte mein Kleid zusammen, als wollte ich das Wasser herauswringen, und legte die Kristallkugel hinein wie in eine Schürze.
    Ob meine nassen Hände Fingerabdrücke darauf hinterließen? Egal.
    »Mist!«, schimpfte ich, so als glaubte ich mich ganz allein.
    Aus den Augenwinkeln sah ich jetzt, dass das Blaue zwischen den Blumen ein Muster hatte. Es war ein Kopftuch. Ein geblümtes Kopftuch.
    War das einer der Kobolde, von denen mir Daffy und Feely erzählt hatten – oder eine boshafte Wasserhexe, die kleine Kinder stahl? Vielleicht die gleiche Wasserhexe, die Mrs Bulls Kind entführt hatte? Unsinn! Es gab keine Kobolde und Wasserhexen … oder doch?
    Ich drehte unauffällig den Kopf.
    Und da sah ich sie! Es war wie bei den optischen Täuschungen im Jahrbuch für Mädchen, bei denen man die beiden einander zugewandten Profile plötzlich als Eierbecher sieht.
    Graue Haare … stechende graue Augen … das Tuch um den Hals … die Reithose … sogar das Monokel, das an einer schwarzen Schnur um ihren Hals hing.
    Es war Vanetta Harewoods Freundin Ursula, die dort zwischen den Büschen stand und darauf zählte, dass ich sie nicht sah, solange sie sich nicht bewegte – Ursula, die am Flussufer Weidengerten sammelte, um daraus hässliche Körbe zu flechten.
    Mein Blick begegnete ihrem und glitt weiter, als wäre mir nichts aufgefallen. Ich schaute hin, ich schaute her, ich ließ geistesabwesend den Mund offen stehen.
    Ich kratzte mich am Kopf und – ähem – am Hintern.
    »Ich komme, Gladys«, rief ich dann. »Das war wohl nur ein Eichhörnchen.«
    Ich schlenderte in Richtung Brücke davon und brabbelte vor mich hin wie die geisteskranke Tochter des exzentrischen Gutsherrn.

    Verflixt! Jetzt kann ich die Grube nicht untersuchen!, dachte ich im Gehen.
    Trotzdem war es ein sehr erfolgreicher Tag gewesen. In meiner Tasche steckte die silberne Hummergabel der de Luces, die Brookies Mörder zweckentfremdet hatte, und in meinem geschürzten Rock trug ich die Kristallkugel, die jemand höchstwahrscheinlich Fenella über den Schädel gezogen hatte. Warum wäre die Kugel sonst im Fluss gelandet?
    In meinem Kopf nahm ein Plan Gestalt an.
    Selbstverständlich würde ich die beiden Tatwaffen Inspektor Hewitt übergeben – das hatte ich ja schon die ganze Zeit und aus den verschiedensten Gründen vor.
    Aber vorher … Konnte man Fingerabdrücke auf einem Gegenstand nachweisen, der mehrere Tage in

Weitere Kostenlose Bücher