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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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Leiterin der Poststelle von Bishop’s Lacey als auch die Konditorin des Dorfes war, lächelte mich strahlend an, und die beiden Misses Puddock – Lavinia und Aurelia –, denen die Teestube St. Nicholas gehörte, winkten mir zu.
    »Guten Abend, lieber Chor«, sagte Feely. Diese Tradition reichte bis in den undurchdringlichen Nebel der christlichen Frühgeschichte zurück.
    »Guten Abend, Miss de Luce«, schallte es zurück.
    Feely nahm auf der Orgelbank Platz und stürzte sich nach einem über die Schulter geblafften »Lied 383« sogleich in die ersten Akkorde von »Wir pflügen und wir streuen«. Ich blätterte hektisch im Gesangbuch, um die richtige Seite zu finden.
    » Wir pflügen und wir streuen «, sangen wir,
    »den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand;
Gott sendet Tau und Regen
und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen
gar zart und künstlich ein.«
    Beim Singen dachte ich daran, wie Brookies Leiche im strömenden Regen an Poseidons Dreizack gebaumelt hatte. An jenem Gewitter war nichts »zart und künstlich« gewesen – es hatte sich im Gegenteil um einen geradezu höllischen Wolkenbruch gehandelt.
    Mein Blick wanderte zu Colin hinüber. Er hielt beim Singen die Augen geschlossen und das Gesicht zu den letzten Lichtstrahlen emporgewandt, die durch die sich verdunkelnden
Buntglasfenster hereinfielen. Den Knaben würde ich mir später noch vorknöpfen.
    »Was nah ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer …«
    Die Orgel verstummte urplötzlich röchelnd mitten im Akkord, als würde sie erdrosselt.
    »De Luce«, sagte jemand säuerlich, und das war Feely!
    Sie meinte mich. »Man muss beim Singen schon den Mund aufmachen, de Luce.«
    Alle drehten sich nach mir um, manche Chormitglieder verbissen sich das Lachen.
    »Noch mal – ab ›der Sperling und das Meer‹!«
    Feely spielte einen einleitenden Akkord, die Orgel erwachte wieder zum Leben, und weiter ging’s.
    Wie konnte sie es wagen, mich so bloßzustellen? Alte Hexe! Aber warte, Ophelia Gertrude de Luce … wart’s nur ab!
    Die Chorprobe nahm kein Ende, was aber auch daran liegen mochte, dass es erstaunlich anstrengend ist, nur die Lippen zu bewegen, aber keinen Ton herauszulassen.
    Dann war es endlich vorbei. Feely packte ihre Noten zusammen und plauderte noch ein bisschen mit Cynthia Richardson, der Frau des Vikars, zu deren Verehrern ich ganz gewiss nicht zählte. Da nutzte ich doch lieber die Gelegenheit, schlich mich davon und griff mir draußen vor der Kirche den kleinen Colin, um ihn mit ein paar Fragen zu traktieren, die mir während der Probe eingefallen waren.
    »Flavia!«
    Mist!
    Feely hatte ihren Plausch unterbrochen und kam auf mich zu. Ich konnte nicht so tun, als hätte ich sie nicht gehört.

    Sie packte mich am Ellenbogen und schüttelte mich verstohlen. »So leicht kommst du mir nicht davon«, knurrte sie drohend, winkte dabei aber Cynthia fröhlich zum Abschied. »Vater muss gleich hier sein, und er hat ausdrücklich darum gebeten, dass du auf ihn wartest.«
    »Vater kommt her? Wozu das denn?«
    »Jetzt mach aber mal halblang, Flavia! Das weißt du so gut wie ich. Heute ist Kinoabend, und Vater hat schon geahnt, dass du schwänzen willst.«
    Oje. Ich hatte ganz vergessen, dass Vater vor einigen Wochen aus heiterem Himmel verkündet hatte, wir würden zu wenig gemeinsam als Familie unternehmen, und dass er uns deshalb für die vom Herrn Vikar angekündigte Filmreihe im Gemeindesaal angemeldet habe.
    Da standen sie auch schon an der Kirchentür, Vater und Daffy, und schüttelten gerade dem Vikar die Hand. Jetzt war es für jede Flucht zu spät.
    »Ach, Flavia«, sagte der Vikar, »vielen Dank, dass du dich unserem kleinen Engelschor angeschlossen hast. Ich habe gerade deinem Vater erzählt, wie sehr ich mich gefreut habe, Ophelia hinter der Orgel zu sehen. Sie spielt wirklich wunderschön, findest du nicht auch? Und es ist eine Wonne zuzuschauen, wie energisch sie den Chor dirigiert. ›Und ein kleines Kind wird sie führen‹, wie schon der Prophet Jesaia sagt … nicht, dass Ophelia noch ein kleines Kind wäre, meine Güte, mitnichten! Aber kommt doch alle mit, das Bijou Cinema erwartet uns!«
    Als wir über den Friedhof zum Gemeindesaal gingen, fiel mir auf, dass Colin von einem Grabstein zum anderen flitzte, anscheinend in ein selbst erfundenes Spiel vertieft.
    »Der Junge macht mir Sorgen«, hörte ich den Vikar

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