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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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… ja … nö …« Er schielte argwöhnisch zu mir hoch und hieb energisch mit seinem Grabwerkzeug auf die Erde ein.
    »Gräbst du nach einem Schatz?«, fragte ich kumpelhaft, lehnte Gladys an die Böschung und kletterte zu ihm hinunter. »Warte, ich helfe dir.«
    Ich schob die Hand in meine Regenmanteltasche und ergriff eine Karamellstange.
    Blitzschnell streckte ich die Hand in die Grube und tat dann so, als hätte ich die Süßigkeit eben daraus hervorgezogen.
    »Guck mal, Timofy, was du ausgegraben hast!« Ich klatschte in die Hände. »Du bist ja ein toller Bursche! Timofy hat was Süßes gefunden!« Obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, sprach ich ihn mit dem Namen an, mit dem er sich selbst vorgestellt hatte.
    Ich hielt ihm die Karamellstange hin, und er riss sie mir aus der Hand und stopfte sie in den Mund.

    »Schatsch!«, nuschelte er schmatzend.
    »Richtig, ein Schatz«, säuselte ich. »Timofy hat einen vergrabenen Schatz gefunden!«
    Timofy ließ sein Werkzeug fallen und grub mit bloßen Händen und neu entfachtem Eifer weiter. Die Karamellstange ragte ihm wie ein Fieberthermometer aus dem Mundwinkel.
    Als ich erkannte, was da vor mir auf der Erde lag, blieb mir fast das Herz stehen: das Silber … die Zinken … der ausgestanzte Hummer … das Monogramm der de Luces …
    Der Kleine buddelte mit einer de-Luce-Hummergabel in der Erde! Wie war das möglich? Dogger hatte das Silber doch schon ans Auktionshaus geschickt, und das einzige Besteckteil, das möglicherweise übersehen worden war, war die Hummergabel, die Brookie Harewood den Garaus gemacht hatte. Aber wie in aller Welt war die Gabel aus Brookies Nase und seinem Hirn in die Hand des kleinen Dreckspatzen gelangt? Oder handelte es sich um eine Kopie?
    »Ich helfe dir«, bot ich dem Jungen noch einmal an. »Ich bin größer als du und kann schneller graben. Dann finden wir noch mehr Süßigkeiten.«
    Aber Timofy schnappte sich die Hummergabel und hielt sie hinter den Rücken.
    »Meims!«, nuschelte er. »Meims! Timofy fumben!«
    »Ist ja gut«, sagte ich. »Zeig doch mal.«
    »Nein!«
    »Na schön«, sagte ich. »Ich will’s sowieso nicht sehen.«
    Wenn irgendwer weiß, wie Kinder denken, dann bin das ja wohl ich – Flavia de Luce. Schließlich war ich vor nicht allzu langer Zeit selbst noch ein Kind gewesen.
    Beim Sprechen griff ich wieder in die Tasche und holte noch eine Karamellstange heraus – meine letzte. Ich hielt sie in die Sonne und bewunderte ihren goldenen Glanz, leckte mir die Lippen …
    »Gib!«, sagte der Kleine. »Timofy ham!«

    »Weißt du was? Ich tausche die Karamellstange gegen deine olle Gabel. Die ist ja schon ganz dreckig – pfui, bäh!«
    Ich tat so, als müsste ich mich übergeben, mit Geräuscheffekten und allem, was dazugehört.
    Der Kleine grinste und steckte sich die Hummergabel ins Nasenloch.
    »Nicht, Timofy!«, sagte ich streng. »Das ist spitz – du tust dir weh. Gib das her, sofort!« Ich ahmte Vaters unnachgiebigen Ton nach, streckte die Hand aus, und Timofy legte die Hummergabel eingeschüchtert auf meine Lebenslinie, und zwar auf die Stelle, von der die Wahrsagerin Fenella – war das wirklich erst drei Tage her? – behauptet hatte, dass sie darin eine gewisse Finsternis sehen würde.
    »Braver Junge«, lobte ich ihn, und mir wurde ein bisschen schwindelig, als ich die Hand um die Mordwaffe schloss. »Wo hast du das her?«
    Ich gab ihm die Karamellstange. Meine Hand verschwand in meiner leeren Tasche, als wühlte ich in einer unerschöpflichen Süßigkeitentüte.
    Als ich dem Kleinen in die Augen schaute, fiel mir auf, dass seine Iris ungewöhnlich hell war, fast durchsichtig. Ich schaue erst wieder weg, wenn er …
    »Dannys Pasche«, nuschelte er da um die Karamellstange herum.
    Dannys Pasche? Ach so – Dannys Tasche ! Ich war stolz auf mich.
    Aber wer war Danny? Das Baby konnte es schlecht sein – das hatte ja noch keine Taschen. Hatte Mrs Bull noch einen älteren Sohn?
    Ich dachte fieberhaft nach und steckte dabei die Hummergabel ein. Das war ein Fehler.
    »Mama!«, kreischte das Kind. »Mama! Mama! Mama! Mama! Mama!« Jeder Schrei war lauter und schriller als der vorige.

    Ich kletterte aus dem Graben und eilte zu Gladys.
    »Mama! Mama! Mama! Mama! Mama! «
    Der Rotzbengel heulte wie eine Luftschutzsirene.
    »Du!«, ertönte es da aus dem Rauch, und Mrs Bull stapfte wie ein Ungeheuer aus einem Albtraum auf mich zu.
    »Du!« Sie streckte die nackten Arme aus und wollte mich packen. Die Frau

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