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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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vertraulich zu meinem Vater sagen. »Er hat keine Eltern mehr, und jetzt, da Brookie Harewood leider nicht mehr unter uns weilt und nicht mehr auf ihn aufpassen kann … aber ich komme
ins Schwatzen … da sind wir ja schon! Wollen wir gleich hineingehen? «
    Im Gemeindesaal war es heiß und stickig. Wegen der Filmvorführung waren die Verdunklungsvorhänge vorgezogen, und der Saal füllte sich mit dem feuchten Mief von zu vielen Menschen in einem geschlossenen Raum.
    Ich konnte die mannigfaltigen Düfte von Bishop’s Lacey gut voneinander unterscheiden, die Parfüms und Rasierwasser – es roch nach Körperpuder (der Vikar), nach Bergamottöl (die beiden Misses Puddock), nach Franzbranntwein (unser Nachbar Maximilian Brock), nach Kohl (Mrs Delaney), nach Guinness (Mr Danby) und nach Pfeifentabak (George Carew, der Dorfschreiner). Da ich Miss Mountjoy nirgends erblickte, ging ich herum und reckte witternd die Nase in die Luft – vielleicht roch es ja irgendwo nach Lebertran, beziehungsweise Fisch.
    »Ach, guten Abend, Mr Spirling, Sie sind ja auch da. (Schnüffel.) Wie kommt Mrs Spirling mit ihrer Häkelarbeit voran? Oje, aber es ist ja auch wirklich viel Arbeit. Ich staune, wo sie die Zeit hernimmt.«
    Mitten im Saal mühte sich Mr Mitchell, der Besitzer des Fotogeschäfts auf der Hauptstraße, ab, die geschlängelten Filmstreifen in den Schlund des Projektors zu stopfen.
    Unweigerlich fiel mir ein, dass bei meinem letzten Besuch des Gemeindesaals Rupert Porson seine allerletzte Marionettenvorstellung gegeben hatte. Auf dieser Bühne hatte er Jack und die Bohnenranke gespielt.
    Armer Rupert, dachte ich mit einem wohligen Schauder.
    Aber ich durfte mich jetzt nicht ablenken lassen; ich war schließlich nicht zum Vergnügen hier.
    Ich gesellte mich wieder zu Vater, Daffy und Feely, und in diesem Augenblick erlosch das Saallicht.
    Ich möchte mich nicht damit aufhalten, die einleitenden Bemerkungen des Vikars über die »zunehmende Bedeutung des
Kinos für die Erziehung der Jugend« und so weiter zu zitieren. Er erwähnte weder Brookies Tod noch den Überfall auf Fenella. Allerdings waren vermutlich auch weder Zeit noch Ort dafür besonders passend.
    Anschließend senkte sich Finsternis auf uns herab, und kurz darauf flimmerte der erste Film über die Leinwand – ein Zeichentrickfilm in Schwarzweiß, in dem eine Truppe dämlich grinsender Katzen mit Bowlerhüten auf den Köpfen schunkelte und »Ain’t We Got Fun« zu den blechernen Klängen einer Jazzband jaulte.
    Gnädigerweise war es ein kurzer Film.
    In der folgenden Pause, in der das Licht wieder anging und der Film gewechselt wurde, fiel mir auf, dass Mrs Bull mit Timofy und ihrem Jüngsten eingetroffen war. Falls sie mich ihrerseits erblickt hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
    Der nächste Film, Saskatchewan: Brotkorb der Welt , war ein Dokumentarfilm. Man sah riesige Erntemaschinen über die flache kanadische Prärie kriechen, danach ergossen sich Ströme von Getreidekörnern in Güterwaggons und Frachtschiffluken.
    Als der Film zu Ende war, drehte ich mich nach Colin Prout um – er saß ganz hinten und erwiderte meinen Blick mit ausdrucksloser Miene. Ich winkte ihm zu, aber er reagierte nicht darauf.
    Der dritte Film, Die Wartung von Flugmotoren: Teil III, war anscheinend ein Relikt aus Kriegszeiten und wurde nur deshalb gezeigt, weil er in der gleichen Kiste wie die anderen gelegen hatte. Im Widerschein der Leinwand ertappte ich Vater und Feely dabei, wie sie einen verwunderten Blick wechselten, dann schauten beide wieder geradeaus und taten so, als hielten sie das Ganze für ungemein lehrreich.
    Ein dritter Dokumentarfilm mit dem Titel Die Zitrone – eine vielseitige Frucht beschloss das Programm. Abgesehen von der Bemerkung des Erzählers, dass Zitronen einst als Gegenmittel
für eine Reihe von Giften benutzt wurden, war es ein stinklangweiliges Machwerk.
    Ich sah es mir mit geschlossenen Augen an.
     
    Als wir über die Felder heimwärts gingen, stand der Neumond, kaum größer als ein Silbersplitter, am Himmel. Vater, Daffy und Feely gingen voraus, ich trottete gedankenverloren hinterher.
    »Nicht trödeln, Flavia!«, sagte Feely in dem betont geduldigen, ironischen Ton, der mich schier wahnsinnig machte. Sie schlug ihn eigens für Vater an.
    »Ziege!«, antwortete ich, verpackte das Wort aber in ein lautes Niesen.

24
    I n meinen Schlaf drängten sich lauter silberne Bilder. Ein Silberpferd auf einer silbernen Lichtung kaute mit Silberzähnen

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