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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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fließendem Wasser gelegen hatte?

23
    K aum hatte ich zehn Stufen erklommen, tönte Vaters Stimme von unten: »Flavia …«
    Verflixt nochmal!
    Ich blieb stehen, drehte mich um und kam ihm respektvoll eine Stufe entgegen. Er stand am Eingang zum Westflügel.
    »In mein Arbeitszimmer, bitte.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt.
    Ich stapfte die Treppe hinunter und folgte ihm, wobei ich gebührenden Abstand wahrte.
    Die Sache war ernst. Normalerweise hielt Vater seine kleinen Standpauken, während er am Fenster stand und hinausschaute.
    Ich saß auf der Sesselkante und bemühte mich um einen aufmerksamen Gesichtsausdruck.
    »Eine Schwester Hammond hat sich gemeldet, am …« Er zeigte in Richtung des Telefons, brachte das Wort aber nicht über die Lippen. »… an dem Instrument. Sie hat gesagt, du hättest Dr. Kissing in den Regen hinausgefahren.«
    Blöde Kuh! Das stimmte gar nicht.
    »Dr. Kissing ist nicht nass geworden«, widersprach ich. »Er saß unter einem Schirm, und das schon, als ich kam.«
    »Wie auch immer.« Vater bremste mich mit erhobener Hand wie ein Verkehrspolizist.
    »Aber …«
    »Dr. Kissing ist ein alter Mann, Flavia. Es gehört sich nicht, ihn mit unsinnigen Fragen zu behelligen.«

    »Aber …«
    »Dieses Herumstreunen muss ein Ende haben. Du fällst den Leuten nur lästig.«
    Lästig!
    Ich hätte am liebsten auf den Teppich gespuckt.
    »Ich habe in letzter Zeit schon öfter darüber nachgedacht«, sagte Vater, »und bin zu dem Schluss gekommen, dass du zu viel freie Zeit hast.«
    »Aber …«
    »Das ist teilweise meine Schuld, das will ich gar nicht abstreiten. Niemand hat sich richtig um dich gekümmert, und das Ergebnis ist, dass du ziemlich … ungesunde Interessen entwickelt hast.«
    »Ungesund?«
    »Infolgedessen«, fuhr Vater unbeirrt fort, »habe ich beschlossen, dass du mehr unter Menschen musst – unter Gleichaltrige. «
    Ja, was denn nun? Einerseits fiel ich den Leuten lästig, andererseits sollte ich mehr unter Menschen. Ich war doch kein streunender Schäferhund.
    Aber ehe ich etwas einwenden konnte, nahm Vater die Brille ab, klappte die spinnenbeindünnen, schwarzen Bügel zusammen und legte die Brille in ihr Etui – das Zeichen dafür, dass die Unterhaltung beendet war.
    »Der Vikar meinte, der Chor braucht Verstärkung, und ich habe ihm versichert, dass du gern aushilfst. Heute Abend um halb sieben findet eine Zusatzprobe statt.«
    Ich war so baff, dass mir kein einziges Wort der Erwiderung einfiel.
    Später fiel mir dann eins ein.
     
    »Trödel nicht«, meckerte Feely, als wir über die Felder zur Kirche wanderten. Man hatte sie wieder einmal gebeten, Mr Collicutt zu vertreten.

    »Ja, wo ist denn der gute Cockie?«, hatte ich sie gefragt und auf den unvermeidlichen Wutanfall gewartet. Feely war nämlich ein bisschen in den gutaussehenden jungen Mann verliebt, der kürzlich zum Organisten von St. Tankred ernannt worden war. Sie war sogar dem Chor beigetreten, weil sie von den Chorbänken aus eine bessere Aussicht auf seine wippenden blonden Locken hatte.
    Aber Feely biss nicht an. Im Gegenteil, sie kam mir verdächtig zahm vor.
    »Er ist als Preisrichter beim Musikfestival in Hinley«, antwortete sie ganz gelassen.
    »Do, Re, Mi, Fa, So-Fakissen?«, sang ich laut und absichtlich falsch.
    »Heb dir das für die Sünder auf«, sagte Feely belustigt.
    Ein halbes Dutzend Jungen in Pfadfinderuniform, allesamt Chormitglieder, schubsten einander auf dem Kirchhof herum und spielten mit der Kappe eines Kameraden Fußball. Colin Prout war auch dabei.
    Feely steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen erstaunlich durchdringenden und undamenhaften Pfiff aus. Das Spiel wurde sofort unterbrochen.
    »Rein mit euch«, befahl sie. »Erst singen, dann spielen!«
    Weil der Anführer und etliche andere Jungen im Chor waren, traf sich die Pfadfindergruppe erst nach der Chorprobe.
    Hier und da wurde gemault und getuschelt, aber die Jungen gehorchten. Colin wollte sich an uns vorbeischleichen, den Blick stur zu Boden gerichtet.
    »Hallo, Colin!« Ich stellte mich ihm in den Weg. »Ich wusste gar nicht, dass du Pfadi bist.«
    Er senkte den Kopf noch tiefer, vergrub die Hände in die Taschen seiner kurzen Hose und wich mir aus. Ich folgte ihm zur Kirche.
    Die älteren Chormitglieder hatten ihre Plätze bereits eingenommen und plauderten noch, während sie auf die Ankunft
der Organistin warteten, die Männer auf einer Seite der Kanzel, die Frauen auf der anderen.
    Miss Cool, die sowohl die

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