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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Hirnstamm erreicht.
    » Die Rächer von Ulster. Wo sind sie?«
    Ich zeigte mit dem Finger in die Ecke der Grube, wo das Taschentuch zusammengeknüllt im Dunkeln lag. Als der Strahl von Pembertons Taschenlampe in die besagte Richtung tanzte, schaute ich weg, und dann richtete ich den Blick nach oben, so wie es angeblich die Heiligen von früher getan haben, wenn sie auf himmlische Errettung hofften.
    Ich hörte es, bevor ich es sah. Es war eine dumpfes, wirbelndes Geräusch, als flatterte draußen vor dem Schuppen ein riesenhafter mechanischer Pterodaktylus herum. Kurz darauf krachte es fürchterlich, und ein Regen aus Glassplittern prasselte auf uns herab.
    Der Raum über uns, oberhalb des Grubenrandes, explodierte in grell gleißendem, gelbem Licht, durch das Dampfwolken hindurchwehten wie kleine, schnaufende Seelen der Verstorbenen.
    Ich stand da wie angewurzelt und starrte die eigenartig vertraute Erscheinung an, die bebend und ratternd über der Grube hockte.

    Ich bin übergeschnappt, dachte ich. Ich bin völlig verrückt geworden.
    Direkt über meinem Kopf befand sich, zitternd wie ein lebendiges Wesen, der Unterboden von Harriets Rolls-Royce.
    Ehe ich auch nur blinzeln konnte, hörte ich, wie seine Türen aufgingen und Füße über mir auf den Garagenboden traten.
    Pemberton machte einen Satz zur Treppe und kroch wie eine in die Enge getriebene Ratte hinauf. Oben angekommen, versuchte er verzweifelt, sich zwischen Grubenrand und vorderem Stoßdämpfer des Phantom durchzuquetschen.
    Eine körperlose Hand erschien, packte ihn am Kragen und zog ihn aus der Grube heraus wie einen Fisch aus einem Teich. Seine Schuhe verschwanden im Licht über mir, und ich hörte eine Stimme - Doggers Stimme! - sagen: »Entschuldigen Sie, das war mein Ellenbogen.«
    Ein widerlich knirschendes Geräusch ertönte, dann plumpste etwas über mir auf den Boden wie ein Sack Steckrüben.
    Ich war immer noch völlig benommen, als die Erscheinung wie aus dem Nichts vor mir auftauchte. Sie war ganz weiß, schob sich ohne Mühe durch den schmalen Spalt zwischen Chrom und Beton und stieg dann flatternd in die Grube herab.
    Als das Wesen seine Arme um mich warf und an meiner Schulter zu schluchzen anfing, spürte ich, dass sein dünner Körper wie ein Blatt zitterte.
    »Dummes kleines Ding! Du dummes kleines Ding!«, weinte es wieder und wieder und drückte seine rauen roten Lippen gegen meinen Hals.
    »Feely!« Ich war völlig erstaunt. »Du machst dir ja dein bestes Kleid ganz dreckig!«
     
    Außerhalb der Garage, in der Cow Lane, ging es zu wie in einem Wachtraum: Feely kniete heulend vor mir und hatte die Arme fest um mich geschlungen. Einen Augenblick lang
kam es mir vor, als löste sich alles auf, was sich zwischen uns befand, als wären Feely und ich ein einziges Lebewesen, das dort im Mondlicht der im Halbdunkel dämmernden Gasse getaucht stand.
    Und dann schienen sämtliche Bewohner von Bishop’s Lacey plötzlich wie von Zauberhand aufzutauchen, kamen langsam aus der Dunkelheit auf uns zu, gluckten wie bei einer Dorfversammlung in der von Taschenlampen beschienenen Szene rings um das Loch zusammen, das dort klaffte, wo sich einmal die Tür zur Garage befunden hatte. Sie erzählten einander, was sie gerade getan hatten, als das entsetzlich laute Krachen das ganze Dorf aufgeschreckt hatte. Es war wie eine Szene aus dem Musical Brigadoon, wenn das Dorf alle hundert Jahre für jeweils nur einen Tag zum Leben erwacht.
    Harriets Phantom, dessen herrlicher Kühlergrill, nachdem er als Rammbock missbraucht worden war, ziemlich perforiert aussah, stand jetzt still vor sich hindampfend vor der Garage und ließ Wasser durch ein Leck auf den staubigen Boden rinnen. Einige der kräftigeren Dorfbewohner, darunter auch Tully Stoker, wie mir auffiel, hatten den schweren Wagen rückwärts herausgeschoben, damit Feely und ich aus der Grube stiegen und in das Licht seiner unbarmherzig grellen großen runden Scheinwerfer treten konnten.
    Feely war jetzt wieder auf den Beinen, klammerte sich aber immer noch an mir fest wie eine Napfschnecke an einem Kriegsschiff und plapperte aufgeregt vor sich hin.
    »Wir sind ihm gefolgt, weißt du, Dogger wusste, dass du noch nicht nach Hause gekommen warst, und als er jemanden ums Haus herumschleichen sah …«
    In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie so viele aufeinanderfolgende Worte an mich gerichtet, und ich kostete jedes einzelne davon aus.
    »Er hat natürlich die Polizei angerufen, dann hat er gesagt, wenn

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