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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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in vielen Jahren reden.
    Ich musste die Mündung des Rohres finden und dagegentreten. Mit etwas Glück sprangen aus den Nägeln an meinen Schuhsohlen Funken, das Methan explodierte - und das wär’s dann.
    Der einzige Nachteil dieses Planes bestand darin, dass ich an der Öffnung des Rohrs stehen würde, wenn das Ding losging. Das wäre dann in etwa so, als würde man vor die Mündung einer Kanone gebunden.
    Ach, was kümmerten mich irgendwelche Kanonen! Ich würde jedenfalls nicht kampflos hier unten in dieser stinkenden Grube sterben.
    Ich sammelte alle meine verbliebenen Kräfte, stemmte die Fersen gegen den Boden und schob mich an der Wand hinauf, bis ich aufrecht stand. Es dauerte länger, als ich erwartet hatte, aber letztendlich stand ich dann doch einigermaßen gerade da.
    Jetzt war keine Zeit mehr zum Nachdenken. Ich würde die Quelle des Methangases finden oder bei dem Versuch draufgehen!
    Als ich vorsichtig in die Richtung hopste, in der ich die Röhre vermutete, flüsterte mir eine kalte Stimme ins Ohr:
    »Und jetzt zu Flavia.«

26
    E s war Pemberton. Als ich seine Stimme hörte, blieb mir fast das Herz stehen. Was meinte er mit: »Und jetzt zu Flavia«? Hatte er Daffy bereits etwas Schreckliches angetan? Oder Feely? Oder … Dogger?
    Noch ehe ich mir Einzelheiten ausmalen konnte, packte er meinen Oberarm mit einem lähmenden Griff, wobei er mir wie schon vorher den Daumen grob in den Muskel bohrte. Ich versuchte zu schreien, kriegte aber keinen Ton heraus. Beinahe hätte ich brechen müssen.
    Ich schüttelte heftig den Kopf, aber er ließ mich erst nach einer halben Ewigkeit los.
    »Aber zuerst müssen Frank und Flavia sich ein bisschen unterhalten«, sagte er in einem so netten, plauderhaften Ton, als spazierten wir gemeinsam durch den Park, und in diesem Augenblick wurde mir erst so richtig klar, dass ich hier ganz allein mit einem Verrückten in meinem persönlichen schwarzen Loch von Kalkutta saß.
    »Ich nehme dir jetzt die Jacke vom Kopf, verstanden?«
    Ich stand einfach nur wie versteinert da.
    »Hör mir gut zu, Flavia. Wenn du nicht genau das tust, was ich dir sage, bringe ich dich um. So einfach ist das. Hast du mich verstanden?«
    Ich nickte kurz.
    »Gut. Und jetzt keinen Ton mehr.«
    Ich spürte, wie er grob an den Knoten herumriss, die er in seine Jacke gemacht hatte, und im nächsten Augenblick
rutschte mir des glatte Seidenfutter über das Gesicht und die Jacke fiel herunter.
    Der Strahl seiner Taschenlampe traf mich wie ein Hammerschlag und blendete mich brutal.
    Erschrocken wich ich zurück. Blitzende Sterne und schwarze Flecken durchzuckten abwechselnd mein Gesichtsfeld. Ich war so lange im Dunkeln gewesen, dass sogar das Licht eines einzigen Streichholzes quälend gewesen wäre. Pemberton leuchtete mir aber mit einer kräftigen Taschenlampe direkt und absichtlich in die Augen.
    Da ich mir nicht die Hände schützend vors Gesicht halten konnte, blieb mir nur, den Kopf zur Seite zu drehen, die Augenlider zusammenzupressen und zu warten, bis die Übelkeit wieder verging.
    »Tu weh, hm?«, fragte er. »Aber das ist gar nichts gegen das, was ich mit dir anstelle, wenn du mich noch einmal anlügst.«
    Ich machte die brennenden Augen auf und versuchte, mich auf eine dunkle Ecke der Grube zu konzentrieren.
    »Sieh mich an!«, verlangte er.
    Ich drehte den Kopf und blinzelte ihn mit einer höchstwahrscheinlich ziemlich grässlichen Grimasse an. Ich sah nichts von dem Mann hinter der runden Linse seiner Taschenlampe, deren grausamer Strahl sich mir immer noch wie eine riesenhafte weiße Wüstensonne ins Gehirn brannte.
    Er ließ sich sehr viel Zeit dabei, den gleißenden Strahl weg von mir und auf den Boden zu richten. Irgendwo hinter dem Licht war er nicht mehr als eine Stimme in der Dunkelheit.
    »Du hast mich angelogen.«
    Meine Antwort bestand aus einer Art Achselzucken.
    »Du hast mich angelogen«, wiederholte Pemberton jetzt lauter, und dieses Mal nahm ich die Anspannung in seiner Stimme deutlich wahr. »In dieser Uhr war außer der Penny Black nichts versteckt.«

    Also war er tatsächlich auf Buckshaw gewesen! Mein Herz flatterte wie ein Vogel im Käfig.
    »Mngg«, sagte ich.
    Pemberton dachte ein paar Sekunden darüber nach, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
    »Ich nehme dir das Taschentuch aus dem Mund, aber zuerst will ich dir etwas zeigen.«
    Er hob seine Tweedjacke vom Boden auf, fasste in die Tasche und zog einen glänzenden Gegenstand aus Glas und Metall heraus.

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