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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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wir diesen Mann verfolgen … wenn wir die Scheinwerfer
auslassen und immer schön ein Stück zurückbleiben … Oh, Gott! Du hättest sehen sollen, wie wir über die Landstraßen geflogen sind!«
    Der gute alte leise Roller, dachte ich. Trotzdem würde Vater wohl sehr wütend werden, wenn er den Schaden sah.
    Miss Mountjoy stand ein wenig abseits, zog sich den Wollschal fest um die Schultern und starrte missbilligend auf den zersplitterten Höhleneingang, der einmal das Tor zur Garage gewesen war. Ihre Miene erweckte den Eindruck, als sei eine derartig rücksichtslose Entweihung von Bibliothekseigentum mehr als nur ein Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich suchte ihren Blick, aber sie schaute ängstlich in Richtung ihres Häuschens, als hätte sie für einen Abend schon genug Aufregung gehabt und wollte sich deshalb allmählich wieder auf den Heimweg machen.
    Auch Mrs Mullet war da, mit einem kleinen dicken Rollmops von einem Mann, der sie sichtlich im Zaum hielt. Das musste Alf, ihr Mann, sein, und er war ganz und gar nicht der Spargeltarzan, als den ich ihn mir immer vorgestellt hatte. Wäre sie allein da gewesen, hätte sich Mrs M garantiert nach vorne gedrängelt, die Arme um mich geworfen und laut geweint, aber Alf schien ein instinktsicheres Gefühl dafür zu haben, dass öffentliche Zurschaustellungen von Vertrautheit in dieser Situation nicht angebracht waren. Als ich sie kurz anlächelte, tupfte sie mit der Fingerspitze an einem Auge herum.
    In diesem Moment erschien Dr. Darby am Ort des Geschehens, und zwar wie immer so, als wäre er gerade bei einem kleinen Abendspaziergang. Trotz seines lässigen Auftretens fiel mir sofort auf, dass er seine schwarze Arzttasche dabeihatte. Seine Praxis mit angeschlossenem Wohnhaus lag gleich um die Ecke auf der Hauptstraße, weshalb auch er das splitternde Holz und das berstende Glas gehört haben musste. Jetzt betrachtete er mich aufmerksam von Kopf bis Fuß.

    »Alles klar, Flavia?«, fragte er und beugte sich kurz vor, um sich meine Augen genauer anzusehen.
    »Alles bestens, Dr. Darby, danke der Nachfrage«, sagte ich freundlich. »Und bei Ihnen?«
    Er griff nach seinen Gletschereisbonbons. Noch ehe die Papiertüte halb aus seiner Tasche heraus war, lief mir der Speichel im Mund zusammen wie bei einem Hund: Nach der stundenlangen Gefangenschaft mit Knebel hatte ich einen absolut widerlichen Geschmack im Mund.
    Dr. Darby kramte kurz in seinen Bonbons herum, wählte sorgfältig das seiner Meinung nach verlockendste aus und warf es sich in den Mund. Kurz darauf befand er sich schon wieder auf dem Heimweg.
    Der kleine Menschenauflauf bildete eine Gasse für ein Automobil, das aus der Hauptstraße in die Cow Lane einbog. Als es neben der Steinmauer abrupt zum Stehen kam, strahlten seine Scheinwerfer zwei Gestalten an, die gemeinsam unter einer Eiche standen: Mary und Ned. Sie kamen nicht näher, sondern grinsten mich nur verlegen an.
    Ob Feely sie schon gesehen hatte? Wahrscheinlich nicht, denn sie plapperte immer noch tränenreich auf mich ein und erzählte mir von der Rettungsaktion. Falls sie die beiden entdeckte, würde ich womöglich schon bald die Schiedsrichterin bei einem Faustkampf sein und bis zu den Knien in ausgerissenen Haaren stehen. Daffy hatte mir einmal gesagt, dass immer dann, wenn es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung kommt, normalerweise die Tochter des Gutsbesitzers den ersten Schlag anbringt, und niemand weiß besser als ich, dass Feely durchaus das Zeug dazu hat. Trotzdem sage ich nicht ohne Stolz, dass ich trotz der Umstände die Geistesgegenwart und den Mut aufbrachte, Ned heimlich mit erhobenem Daumen meinen Glückwunsch zu signalisieren.
    Eine Tür im Fond des Vauxhall ging auf, und Inspektor Hewitt kletterte heraus. Zur gleichen Zeit entfalteten sich die
beiden Detective Sergeants Graves und Woolmer aus den Vordersitzen und traten mit erstaunlichem Feingefühl in die Cow Lane.
    Sergeant Woolmer ging mit raschen Schritten auf Dogger zu, der Pemberton mit einem komplizierten und schmerzhaft aussehenden Griff festhielt, bei dem Pemberton aussah wie ein nach vorne gebeugter Atlas, der das Gewicht der Welt auf seinen Schultern trägt.
    »Ich übernehme ihn, Sir«, sagte Sergeant Woolmer, und kurz darauf glaubte ich das Klicken vernickelter Handschellen zu hören.
    Dogger sah zu, wie Pemberton auf das Polizeiauto zuschlurfte, dann drehte er sich um und kam langsam auf mich zu. Bevor er mich erreicht hatte, flüsterte mir

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