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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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stand.
    »Huch! Da sind Sie ja, Colonel de Luce! Ich wollte Ihnen doch noch sagen, dass ich den Vogel von der gestrigen Türschwelle weggeschafft hab.«
    Von irgendwoher hatte Mrs Mullet die fixe Idee, solche verqueren Sätze seien nicht nur sehr eigen, sondern geradezu poetisch.
    Ehe Vater auf diese unerwartete Wendung der Unterhaltung
eingehen konnte, hatte Inspektor Hewitt wieder die Führung übernommen.
    »Ein toter Vogel auf der Schwelle? Erzählen Sie mir mehr davon, Mrs Mullet?«
    »Na ja, Sir, der Colonel und ich und Miss Flavia waren in der Küche. Ich hatte gerade einen schönen Schmandkuchen aus dem Ofen geholt und zum Abkühlen ans Fenster gestellt. Es war um die Zeit, wo ich für gewöhnlich dran denke, mich auf den Heimweg zu Alf zu machen. Alf ist nämlich mein Mann, Sir, und er kann’s gar nicht leiden, wenn ich um die Abendbrotzeit woanders rumtrödele. Er meint immer, es macht ihn ganz kribbelig, wenn seine Verdauung aus dem Rhythmus kommt. Wenn seine Verdauung nämlich erst mal Kobolz schießt, dann ist wirklich Matthäi am Letzten, dann helfen nur noch Mopp und Eimer und so weiter.«
    »Und um welche Uhrzeit war das nun, Mrs Mullet?«
    »Ungefähr um sieben oder Viertel nach sieben. Ich komm nämlich immer vier Stunden am Vormittag, von acht bis zwölf, und drei am Nachmittag, von eins bis vier.« Dabei warf sie Vater einen überraschend finsteren Blick zu, aber der schaute immer noch scheinbar gebannt aus dem Fenster und bekam nichts mit. »Aber meistens werd ich noch wegen diesem oder jenem aufgehalten.«
    »Und was war nun mit dem Vogel?«
    »Der lag mausetot auf der Schwelle. Eine Schnepfe war’s, eine Zwergschnepfe. Weiß Gott, von denen hab ich mein Lebtag so manche gespickt und gebraten. Der Vogel hat mir einen Heidenschrecken eingejagt, als ich ihn da auf der Schwelle hab liegen sehen, und die Federn haben sich im Wind bewegt, als wären sie noch lebendig, obwohl das Herz längst nicht mehr geschlagen hat. Das hab ich auch zu Alf gesagt. ›Alf‹, sag ich, ›der Vogel hat dagelegen, als wärn die Federn noch lebendig …‹«
    »Ihnen entgeht offenbar nichts, Mrs Mullet«, lobte Inspektor
Hewitt sie, worauf sie rosige Wangen bekam und sich wie eine Kropftaube aufplusterte. »Ist Ihnen noch etwas aufgefallen?«
    »Na ja, Sir, auf dem Schnäbelchen steckte’ne Briefmarke, als hätt das arme Ding sie uns bringen wollen, wie der Storch die kleinen Kinder bringt, wenn Sie verstehen, was ich meine, aber eigentlich natürlich ganz anders.«
    »Eine Briefmarke, Mrs Mullet? Was für eine Briefmarke?«
    »Eine Briefmarke halt, aber nicht so eine, wie sie heute auf die Briefe geklebt werden, o nein. Die Königin war drauf abgebildet. Nicht unsre jetzige Königin, Gott schütze sie, sondern unsre alte … wie hieß sie doch gleich … Königin Viktoria! Jedenfalls wär sie drauf abgebildet gewesen, wenn der Vogel nicht den Schnabel durch ihr Gesicht gepiekt hätte.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Hand aufs Herz, Sir! Alf hat als junger Kerl mal Briefmarken gesammelt, und er hebt heute noch ein paar von den Dingern in einer alten Keksdose unter dem Sofa oben in der Diele auf. Er holt sie nicht mehr so oft raus wie früher, als wir beide noch jung waren, weil er dann immer ganz traurig wird, sagt er. Aber trotzdem erkenn ich eine Schwarze Queen Victoria, die sogenannte Penny Black, immer und überall auf den ersten Blick, ob sie nun auf’nem Vogelschnabel steckt oder nicht.«
    »Vielen Dank, Mrs Mullet.« Inspektor Hewitt nahm sich ein Stück Kuchen. »Sie haben uns sehr geholfen.«
    Mrs Mullet knickste noch einmal und ging zur Tür.
    »Ist doch komisch, hab ich zu Alf gesagt, eigentlich lassen sich hier bei uns in England bis September gar keine Zwergschnepfen blicken. Und ich hab weiß Gott schon viele Zwergschnepfen gebraten und auf Toast serviert. Mrs Harriet, Gott sei ihrer Seele gnädig, hat nichts lieber gegessen als einen schönen …«

    Hinter mir ächzte jemand, und als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch, wie Vater zusammenklappte wie ein Campingstuhl und zu Boden plumpste.
     
    Ich muss sagen, der Inspektor machte das sehr gut. Mit einem Satz war er bei Vater, legte ihm das Ohr auf die Brust, lockerte ihm die Krawatte und prüfte mit dem Finger, ob irgendetwas Vaters Atem behinderte. Allem Anschein nach hatte er im E rste-Hilfe-Kurs nicht geschlafen. Dann riss er das Fenster auf und pfiff so gekonnt und schrill auf den Fingern, dass ich ihm etwas dafür bezahlt hätte, wenn er es

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