Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie
bleiben, wenn es auf unserem Anwesen von Polizisten nur so wimmelte?
»Wie hat er es aufgenommen, als du ihm das mit … du weißt schon … das mit dem Garten erzählt hast?«
Dogger drehte sich um und sah mir in die Augen.
»Ich hab’s ihm nicht erzählt, Flavia.«
Mit einem raschen Knips der Gartenschere schnitt er eine nicht ganz makellose Blüte ab. Sie fiel mit leisem Plopp auf den Boden, von wo aus sie uns vielblättrig und fragend anschaute.
Wir erwiderten den Blick der geköpften Rose und überlegten
noch, was wir als Nächstes tun sollten, als Inspektor Hewitt um die Ecke kam.
»Kann ich dich mal kurz sprechen, Flavia?«, fragte er.
»Drinnen«, setzte er noch hinzu.
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U nd mit wem hast du da draußen gesprochen?«, wollte Inspektor Hewitt wissen.
»Mit Dogger.«
»Vorname?«
»Flavia.« Ich konnte es mir nicht verkneifen.
Wir saßen auf einem der Regency-Sofas im Rosenzimmer. Der Inspektor drückte die Mine seines Kugelschreibers heraus und drehte sich zu mir herum.
»Falls es dir noch nicht klar sein sollte, Fräulein de Luce - nicht dass ich daran zweifeln würde -, sage ich dir gern noch einmal in aller Deutlichkeit, dass es sich hier um die Ermittlungen in einem Mordfall handelt. Da dulde ich keine Albernheiten. Ein Mensch ist tot, und es ist meine Aufgabe, herauszufinden, warum, wann, wie und vielleicht auch durch wessen Hand. Und wenn mir das gelungen ist, besteht meine nächste Aufgabe darin, besagten Fall der Krone klipp und klar darzulegen. Soll heißen, König Georg VI., und König Georg VI. ist kein alberner Mensch. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Sir. Mit Vornamen heißt er Arthur. Arthur Dogger.«
»Und er ist Gärtner hier auf Buckshaw?«
»Momentan ja.«
Der Inspektor hatte ein schwarzes Büchlein aufgeschlagen und machte sich in winzig kleiner Handschrift Notizen.
»Also nicht schon immer?«
»Dogger ist Mädchen für alles«, erläuterte ich. »Bis er es mit den Nerven gekriegt hat, war er unser Chauffeur …«
Obwohl ich in die andere Richtung schaute, spürte ich den forschenden Blick des Kriminalisten auf mir.
»Das kommt vom Krieg«, ergänzte ich. »Er war Kriegsgefangener. Vater fand … Er wollte ihm wieder …«
»Verstehe.« Inspektor Hewitts Ton war mit einem Mal deutlich milder. »Dogger fühlt sich im Garten am wohlsten.«
»Er fühlt sich im Garten am wohlsten.«
»Du bist ein ungewöhnliches Mädchen«, sagte der Inspektor. »Eigentlich würde ich mich lieber in Anwesenheit eines Elternteils mit dir unterhalten, aber da dein Vater ja leider indisponiert ist …«
Indisponiert? Ach ja! Beinahe hätte ich meine eigene Ausrede vergessen.
Trotz meines vorübergehend verwirrten Gesichtsausdrucks fuhr der Inspektor fort: »Du hast Doggers Zwischenspiel als Chauffeur erwähnt. Besitzt dein Vater immer noch ein Automobil?«
Ja, er hatte noch eins: einen alten Rolls-Royce Phantom II, der nun in der alten Remise stand. Eigentlich war es Harriets Auto gewesen. Seit die Nachricht von ihrem Tod auf Buckshaw eingetroffen war, ist es nicht mehr gefahren worden. Obwohl Vater selbst nicht fahren konnte, gestattete er niemandem, den Wagen anzurühren.
So kam es, dass die Karosserie dieses prächtigen alten Vollbluts mit der langen schwarzen Motorhaube, dem hohen vernickelten Kühlergrill mit der Figur der Pallas Athene darauf und dem ineinander verschlungenen Doppel-R längst von vorwitzigen Feldmäusen in Beschlag genommen worden war. Die Tierchen hatten sich durch die hölzernen Bodenbretter Einlass verschafft und nisteten nun im Handschuhfach aus Mahagoniholz. Trotz seines erbärmlichen Zustands hieß der Wagen bei uns immer noch manchmal »unser Royce«, wie so manche Leute von Rang und Namen diese Vehikel nennen.
»›Rolls‹ sagen nur die Bauern«, hatte Feely behauptet, als ich mich in ihrer Anwesenheit einmal versprochen hatte.
Immer wenn ich ungestört sein wollte, kletterte ich in Harriets eingestaubten, schummrigen Royce Roller und saß stundenlang in der Bruthitze auf durchgesessenen Plüschpolstern, umgeben von sprödem, angenagtem Leder.
Die unerwartete Frage des Inspektors ließ mich an einen dunklen, stürmischen Tag im letzten Herbst denken, einen Tag, an dem ein heftiger Sturm den Regen sturzbachartig auf das Haus hatte niedergehen lassen. Da es wegen womöglich abbrechender Äste zu gefährlich war, im Wald oberhalb von Buckshaw spazieren zu gehen, hatte ich mich aus dem Haus geschlichen und mich durch den Wind in die Remise gekämpft,
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