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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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hat.«
    Der Inspektor war immer noch nicht zufrieden »Eine durchaus einleuchtende Theorie, aber sie erklärt nicht alles. Woher wusste die mutmaßliche Mörderin, dass ein harmloses Metallstück Porson umbringen würde?«
    »Weil Rupert sich über das Geländer beugen muss, wenn er die Marionetten führt, und das Geländer besitzt eine Metallverstrebung. Bei der großen Lichtanlage, die hinter der Bühne aufgehängt war, musste das Geländer über das Netz geerdet sein. Im selben Augenblick, in dem Rupert den unter Strom stehenden Hebel für Galligantus berührte, drückte sich sein Unterkörper gegen das Geländer, und da er am rechten Bein eine Metallschiene trug, ist ihm der Strom den Arm hochgefahren und geradewegs ins …«
    »… ins Herz«, beendete der Inspektor den Satz. »Verstehe.«
    »So ähnlich wie beim heiligen Lorenz«, setzte ich hinzu, »der bekanntlich auf einem glühenden Rost zu Tode kam.«

    »Vielen Dank, Flavia«, sagte Inspektor Hewitt. »Ich glaube, das hast du uns sehr anschaulich dargestellt.«
    »Hab mir Mühe gegeben«, erwiderte ich süffisant. »Wäre das dann alles?«
    Sergeant Graves grinste in sein Notizbuch wie Ebenezer Scrooge in seine Schuldenbücher.
    Inspektor Hewitt runzelte die Stirn, wie ich es von ihm schon kannte. Das Stirnrunzeln drückte unbändige Neugier aus, die nur durch jahrelange Übung und ausgeprägtes Pflichtgefühl in Schach gehalten wurde.
    »Ja, das wär’s dann wohl - bis auf ein oder zwei Punkte vielleicht.«
    »Ja, bitte?«
    Der Inspektor trat mit auf dem Rücken verschränkten Händen ans Fenster; auch das kannte ich bereits von ihm. Schließlich drehte er sich um: »Vielleicht bin ich ja ein bisschen unterbelichtet …«, setzte er an.
    Falls er beabsichtigt hatte, dass ich ihm widersprach, konnte er darauf bis zum ersten Sankt-Nimmerleins-Tag nach dem Jüngsten Gericht warten.
    »Deine Beobachtungen, was Rupert Porsons Tod betrifft, sind ausgesprochen aufschlussreich. Leider ist es mir nicht gelungen, deinen Ausführungen zu Robin Inglebys Tod zu folgen.
    Die Stiefel … meinetwegen. Es wäre immerhin eine Möglichkeit, das gebe ich zu, aber doch weit entfernt von jeder Gewissheit. Ein Gericht würde sich schwertun, dergleichen als Beweis zu akzeptieren. Das heißt, falls der Fall überhaupt noch mal aufgerollt wird. Wenn wir allerdings noch einmal vor der Gerichtsbarkeit antreten wollen, müssen wir mehr als ein Paar Kinderstiefel vorzuweisen haben.«
    Sein Ton war fast flehend. Ich hatte insgeheim bereits beschlossen, einige meiner Beobachtungen für mich zu behalten: auserlesene Leckerbissen beweiskräftiger Schlussfolgerungen, die ich mir für den persönlichen Genuss aufheben
wollte. Schließlich standen dem Inspektor entschieden weiterreichende Mittel zur Verfügung als mir.
    Doch da kam mir seine schöne Frau Antigone in den Sinn. Was würde sie von mir denken, wenn sie erfuhr, dass ich ihren Gatten hatte auflaufen lassen? Eins stand fest: Damit würde ich jegliche Chance, vielleicht eines Tages ein Tässchen Tee im Garten ihrer geschmackvoll eingerichteten Maisonettewohnung zu schlürfen zunichtemachen.
    »Na ja …«, sagte ich widerstrebend, »… ich wüsste da noch ein, zwei Beweise. Zum Beispiel den hier: Als Dieter, nachdem er Robins Leiche im Gibbet Wood entdeckt hatte, zum Hof der Inglebys zurückrannte, waren die Fenster des Hauses leer. Niemand wartete auf sein Eintreffen, wie man es hätte erwarten sollen. Hätte nicht die Mutter des vermissten Kindes voller Ungeduld auf jede kleinste Neuigkeit warten müssen? Aber Grace Ingleby stand nicht am Fenster und hielt Ausschau. Und warum nicht? Ganz einfach: weil sie schon wusste, dass Robin tot war.«
    Hinter mir rang der Vikar hörbar nach Luft.
    Der Inspektor nickte. »Eine ausgeklügelte Theorie … sehr pfiffig. Aber das reicht immer noch nicht, um darauf eine neue Anklage aufzubauen.«
    »Zugegeben, aber ich hätte da noch etwas.«
    Ich schaute von einem zum anderen. Die gespannten Blicke des Vikars, des Inspektors und des Sergeant Graves waren auf mich gerichtet, sie hingen förmlich an meinen Lippen. Sogar der bullige Sergeant Woolmer putzte langsamer an seinem Objektiv herum.
    »Robin Inglebys Haare waren immer völlig zerzaust. Er war ein kleiner Strubbelkopf, das sieht man auf alten Fotos. Als man ihn am alten Galgen erhängt fand, war sein Haar jedoch so proper gekämmt und gescheitelt, als wäre er gerade vom Friseurstuhl gehüpft. Auch das hat Meg in ihrer Zeichnung

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