Fleckenteufel (German Edition)
kommen die Toten auf die Erde.
Peter Behrmann und Detlef fliegen als Nächste bald raus. Andreas und der Namenlose halten sich erstaunlich lange. Völkerball macht total Spaß, endlich fühle ich mich mal nicht unsicher und gehemmt und vergesse sogar, dass ich randvoll bin mit Scheiße. Es tut gut, sich mal so richtig auszupowern, ich schwitze und keuche und schmeiße mich wie ein Verrückter hin, meine Klamotten sind schon total eingesaut. Geil. Ich werfe mich extra theatralisch hin, auch wenn es gar nicht nötig ist. Das sieht nämlich echt gut aus, wenn man sich gekonnt fallen lässt, da macht mir keiner was vor, ich habe vier Jahre Judo auf dem Buckel, da lernt man so was, freier Fall, zack, mit voller Wucht auf den flachen Rücken, dass einem die Luft wegbleibt! Ich bekomme Oberwasser, dass man es gluckern hört. Die Weiber können alle nicht richtig werfen, es sieht aus, als würden sie sich bei jedem Wurf den Arm brechen. Wie Puddingfiguren schleudern sie den Ball in die falsche Richtung und gucken dabei dumm aus der Wäsche. Susanne nicht. Von den Weibern ist sie als Einzige noch nicht ausgeschieden, weil sie genauso hart wirft wie die Typen. Dafür liebe ich sie noch mehr. Selbst wenn sie nach Pisse UND Scheiße riechen würde, würde sich daran nichts ändern. Trotzdem schieße ich sie irgendwann ab. Jetzt stehen sich nur noch Peter Edam und ich gegenüber. Er wirft, ich fange und umgekehrt, und nie weichen wir einem Ball aus.
Zack! Zack! Zack! Zack! Zack! Zack! Zack!
Ich ziele auf die Oberschenkel, mit voller Wucht, das ist total fies, weil man die Bälle in der Höhe nur schlecht zu fassen bekommt. Wieder: Zack, genau aufs Knie. Der dumme Peter kriegt das Geschoss nicht zu fassen, verzweifelt versucht er nachzugrapschen, doch es hat bereits den Boden berührt, das war’s dann. Das ist der glücklichste Moment in meinem Leben, denke ich, was bitte schön soll denn da noch kommen, bitte schön?
Nächstes Spiel, weiter geht’s. Peng! Zack! Bum! Ich bin einer der Besten, wenn nicht gar der Beste. Peng. Bum. Zack. Doing. Es ist fast schon langweilig, die Weiber abzuschießen. «Huuch», «Ohch», «Aach», die spielen doch nur mit, weil sie müssen, das kann denen doch gar keinen Spaß bringen. Kanonenfutter.
In den dumpfen Knall der Panzerkanonen mischen sich die hämmernden Schläge einer einzelnen russischen Pak. Da, durch das kleine Wäldchen im Norden brechen unter lautem «Urräh, Urräh, Urräh!» die gegnerischen Angriffsreihen, unterstützt von MG-Feuer, das durchsetzt ist von den viel helleren MP-Feuerstößen.
Völkerball ist wie Krieg.
Eine besonders dicke Nudel hat es irgendwie geschafft, sich dem längst überfälligen Abschuss zu entziehen. Ich habe sie schon die ganze Zeit auf dem Kieker. Immer versteckt sie sich hinter irgendjemandem, die Tonne, unsportlich und feige. Wenn ich dich erwische, gibt’s ’nen Fettfleck. ZACK! Wieder nicht. Sie schafft es, sich im letzten Moment hinter dem langen, dürren Karsten Petermann wegzuducken. Jetzt muss der ausscheiden, so eine Sauerei! Die Kuh muss weg, koste es, was es wolle. Ich steigere mich in meinen Hass richtig rein. ZACK. Wieder nicht. ZACK. Wieder nicht. Fehlt nur noch, dass Peter Edam an ihrer statt abgeschossen wird. ZACK, ich fange den Ball. Die Dicke steht in der rechten Ecke, allein, ohne Schutzschild, endlich, der Rest ist Routine. Ich hole weit aus, da knickt sie plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht ein. Hä? Vielleicht hat sie sich den Knöchel verstaucht, oder ihr ist plötzlich schlecht geworden. Ach was, die markiert doch! Gibt’s doch nicht, lässt sich einfach fallen, damit sie aus Mitleid nicht abgeschossen wird. Na warte, mir machst du nichts vor! Eine Unverschämtheit, erst das Spiel aktiv zu verzögern und jetzt auch noch passiv. Obwohl kampfunfähig, ist sie ein offenes Ziel auf freiem Feld, so gehen nun mal die Regeln. Sie stützt sich auf beide Ellenbogen und versucht ungeschickt, wieder hochzukommen. Ich bin außer mir vor Wut und zieh voll ab. ZZZiiiiiieeeschschsch. Die soll einfach nur nicht mehr mitspielen. Alle anderen sehen das genauso. Ich treffe sie mitten in ihrem Mondkuchengesicht. BLUBBSCH. Ein sehr hässliches Geräusch. Oneinoneinonein, am Kopf wollte ich sie natürlich nicht erwischen. Die Tonne reißt die Hände hoch, fällt auf ihren dicken Hintern und fängt augenblicklich an loszuplärren. Die anderen schauen sie an und dann mich und dann wieder sie und können gar nicht fassen, was für ein
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