Fleckenteufel (German Edition)

beste Witz der Welt. Korleis macht einen hilflosen Eindruck. Der wird’s noch schwer haben. Er ist der Detlef der Erwachsenen.
    Der Schubs war ganz schön doll, viel doller, als nötig gewesen wäre, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Harald war es nicht, so viel ist sicher, der sitzt nämlich am Strand. Ich habe einen oder mehrere Feinde, ohne zu wissen, wer. Und vielleicht war das erst der Anfang.

    Im Zelt treffe ich Detlef, Andreas und den Namenlosen beim Kartenspielen an.
    «Na?»
    «Ach, guck mal, mit teha , haha.»
    «Jaja. Was spielt ihr denn da?»
    «Skat.»
    Skat, was soll das denn nun schon wieder? Ich kann keinen Skat, aber sie fragen mich eh nicht, ob ich mitspielen will. Ich bin überflüssig, vierter Mann beim Skat, da lachen ja die Hühner. Sie sind ekelhaft konzentriert bei der Sache und reden nur noch in Skatkommandos: «KONTRA!» – «RE!» – «SCHNEIDER!» Andreas’ Schwanz ist fast so dick wie sein Bein und scheint in dem engen Jeansgefängnis zu zucken. Poch. Da! Der Schwanz ist wie ein wunderschönes, seltenes Tier, das man seiner Freiheit beraubt hat. Poch. Da, schon wieder! Wenn die Schweine mit mir nichts zu tun haben wollen, kann ich auch Fünf Freunde lesen. Fünf Freunde in der Nougathöhle , haha. Schön wär’s. Ich könnte auch die Landserhefte rausholen, die haben eh keine Augen für nix.
    «GRAND OHNE BUBEN». (oder so ähnlich).
    Poch! Da, immer wieder! Andreas’ Rute pulsiert in ihrem muffigen Gehäuse.
    Ich könnte sie aus der Jeans pellen und Andreas langsam und gründlich einen wichsen, das merkt der gar nicht.
    «RAMSCH!»
    Regel 2.4.1. Trümpfe in ununterbrochener Reihenfolge vom Kreuzbuben an heißen Spitzen. Total versaut das Spiel, man hört’s schon an den Regeln. Dreh- und Angelpunkt beim Skat ist das Reizen:
    Hat Vorhand kein Spiel mit dem gebotenen oder höheren Reizwert, muss sie passen. Daraufhin reizt der dritte Mitspieler (Hinterhand) Mittelhand in gleicher Weise weiter oder passt (Regel 3.3.3).
    Andis Riesenteil pocht und zuckt und schlägt wie wild aus. Skat ist geil und macht geil. Aber ohne mich, ich habe hier nichts verloren. Die werden ab jetzt jeden verschissenen Tag Skat spielen, das hab ich im Urin. Wenn ich nur ein paar Minuten früher gekommen wäre! Dann würden jetzt nicht drei Typen Skat kloppen , sondern vier Typen Doppelkopf spielen. Ich könnte versuchen durchzusetzen, dass wir als Zeltgemeinschaft Doppelkopf spielen, aber das wäre ein derartiges Schwächeeingeständnis, das geht nicht. Andreas und sein Riesenschwanz rücken in unerreichbare Ferne, fast so weit weg wie die Glocken von Susanne Bohne. Vorhin war’s noch umgekehrt. Wie schnell das Blatt sich wendet, und man kann nichts machen!

    Abendandacht, diesmal muss Peter Edam ran. Er trägt ein frisches T-Shirt: «Roll on, Jesus!» steht schwarz auf gelbem Grund. Peter ist ein fröhlicher Christ, ein Beispiel dafür, dass sich Glauben und Humor nicht gegenseitig ausschließen. Gekreuzigt? – Lach doch mal! Schießt mir durch den Kopf, ich schäme mich. Und los geht’s mit Peters fröhlicher Andacht:
    «Man könnte das Leben vergleichen mit der Tastatur einer Schreibmaschine. Wo ist die Ordnung, fragt man sich auf den ersten Blick, wieso folgt auf das A nicht das B, sondern das S, und auf das Y nicht das Z. Dabei gibt es Menschen, die mit verbundenen Augen darauf schreiben können. Sie tippen scheinbar wahllos mit allen zehn Fingern in die Tastatur, und heraus kommt ein sinnvoller Text! So ähnlich ist es auch mit Gott. Hier ein Anschlag, da ein Anschlag, wir verstehen erst mal häufig nur Bahnhof, doch wenn wir ihn weiterschreiben lassen, erscheinen Wörter, Sätze, ganze Abschnitte, die alle zusammen einen Text ergeben. Wir sind weiße Seiten, unbeschriebene Blätter, und wir haben es in der Hand, wen wir darauf schreiben lassen. Wenn Gott es ist, der uns beschreibt, können wir sicher sein, dass etwas dabei herauskommt, und nicht nur Hieroglyphen oder unleserliches Zeug. Auch wenn die Anschläge der Tasten ohne scheinbaren Zusammenhang stehen, so ist er es doch, der letztlich Regie führt.»
    Obwohl Peter als Gemeindehelfer das letzte Glied in der Kette der Kirchenmänner ist, finde ich seine Andacht nicht ganz so idiotisch wie die vom studierten Fachpersonal. Andreas fasst sich ungeniert in die Unterhose und bändigt seine Riesenlatte, ich seh’s genau! Ein Kampf Mann gegen Schwanz. Wie soll ich das nur zwei Wochen aushalten? Nachher muss ich dringend mal an den Strand