Fledermaeuse und andere Leute
und Co., und schließlich werden Sandalen und Söckchen ausgezogen, und es wird im Wassermit den Hunden herumgetobt. Als wir alle völlig durchnässt sind, kehren wir erledigt, aber glücklich nach Hause zurück. René und seine Baufahrzeuge liefern wir gleich nebenan bei seiner Mutter ab, Mäxchen mit seinen Wagen landet in der Badewanne, während sich die Dackel auf der gemütlichen hellbeigen Couch trocken wälzen.
Anschließend liegen Max und ich im Omi-und-Felix-Bett, und ich lese ihm noch eine schöne Einschlafgeschichte vor. Dabei kuschelt er sich wohlig an mich und nuschelt undeutlich, den Daumen im Mund: »Weißt du Omi, warum ich so gerne im Omi-und-Felix-Bett schlafe?«
»Nein«, sage ich und drücke den Kleinen liebevoll an mich, »aber du wirst es mir sicher gleich erzählen.«
»Ja«, er zieht nochmal seufzend den Daumen aus der Schnute, »wegen es hier vor lauter Gemütlichkeit nur so wimmelt …«
Das schöne Begräbnis
M äxchen ist eindeutig der Sohn seiner Mutter, oder besser gesagt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – klettermäßig!
Als wir in unser eigenes Haus im Bergischen zogen, war meine Tochter auch nicht älter als ihr Sohn heute. Und ich erinnere mich, dass sie gleich am ersten Tag von der Feuerwehr aus der höchsten Tanne des nahen Waldes heruntergeholt werden musste.
Genau so ist Max! Es gibt keinen Zaun, kein abgestelltes Baufahrzeug und natürlich keinen Baum, der zu hoch ist, um hinaufzuklettern.
»Eines Tages fällst du herunter und brichst dir den Hals«, meint Felix, »aber dann bist du auch wirklich selber schuld.«
Das macht unseren Enkel kurzfristig etwas nachdenklich, denn grundsätzlich haben ja immer die anderen Schuld, wenn etwas passiert. Trotzdem darf er in Zukunft ohne unsere Begleitung nicht mehr außerhalb des Gartens spielen.
Neulich begleitete er Felix, Frieda und Anton auf einem Spaziergang durch den Wald. Plötzlich schossen die Dackel unter einen Busch, und Felix hatte Mühe, die Leinen wieder einzuholen. Dann bogen Felix und Mäxchen die Zweige auseinander, um nach dem Grund der Aufregung zu suchen. Vor ihnen lag ein toter Vogel.
»Siehste«, sagte Mäxchen streng zu der armen Amsel, »runtergefallen, selber schuld!«
Doch dann übermannte ihn das Mitleid, und Felix musste den toten Vogel in ein Papiertaschentuch einwickeln und mit nach Hause nehmen.
»Den begraben wir neben den Rennmäusen im Garten«, sagte Mäxchen.
Als sie dann dabei waren, die ausgehobene kleine Grube mit Moos und Blümchen auszupolstern, kam Oma Lisbeth vorbei.
»Das sieht aber hübsch aus«, sagte sie lächelnd zu Mäxchen, »da wird sich das Vögelchen richtig wohl fühlen in so einem weichen Bett.«
»Bestümmt«, wendete sich Mäxchen an die Uromi, »und wenn du stirbst, dann begraben wir dich noch viel, viel schöner!«
Märchenwald
M ärchenwald: nach dem Krieg ein Zauberwort für meine Schwester und mich.
An schönen Wochenenden fuhren unsere Eltern mit uns dorthin. Zwei kleine Mädchen: Hopsen, Singen, Stehenbleiben und sich alles angucken. Denn das war alles, was wir durften: Angucken! Das Geld reichte in jener Zeit leider nur für den Eintritt und zum Abschluss, sozusagen zur Krönung des Tages, für ein Eis zu einem Groschen. Dabei gab es außer den kleinen verspielten Häuschen mit einzelnen Szenen aus den Märchen der Brüder Grimm auch noch diese Automaten mit Huhn. Wenn man da zwei Groschen hineinwarf, gackerte das Huhn, wenn auch nicht sehr huhnähnlich los, und aus dem Schlitz kam ein buntes Plastikei gerollt. Zu gerne hätten wir Kinder gewusst, welche Überraschungen diese Eier enthielten. Doch zwei Groschen pro Kind war damals einfach zu viel. Die verplemperten wir dann später, als wir größer wurden, an den Wahrsageautomaten, um mit zehn oder zwölf zu erfahren, wann uns die große Liebe wie ein Blitz aus heiterem Himmel treffen würde.
Als meine Kinder dann so weit waren, durften sie herausfinden, wie sich das mit den Eiern bzw. ihrem Inhalt verhielt: Es war lauter Tinnef. Doch die Erwartungshaltung übertraf ganz einfach das Ergebnis, und das machte den Zauber dieser Hühner eben aus!
Anstelle des Eismanns gab es mittlerweile ein Restaurant, in dem der Ausflug mit einem großen Eisbecher abgeschlossen wurde. Das Einzige, das ich wirklich vermisste, waren die Wahrsageautomaten, die waren leider spurlos verschwunden. Offenbar blieben in den Sechzigern keine geheimen Wünsche mehr offen.
Dreißig Jahre später fahren Felix und ich mit
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