Fledermaeuse und andere Leute
Freunde zu erfinden, die dann im Zeichentrickstudio für Comic und Fernsehen umgesetzt wurden. Jede Woche bekamen wir unsere Belegexemplare, auf die sich meine Kinder mit Begeisterung stürzten.
Mein Enkel stürzt sich nicht. Die Biene Maja wird im Kinderfernsehen morgens früh wiederholt. Dabei sieht Mäxchen doch viel lieber Brutaleres in Zeichentrick. Das ist nämlich einfach »geil«. Insekten im Fernsehen dagegen bloß doof.
Erst als ihm seine Mutter erklärt, dass die Omi viele von den Geschichten für die »doofen« Insekten geschrieben hat, soll ich ihm auch ein Buch schreiben.
»Was denn für eins?«
»Eins über Pokémons .«
Was immer das ist, ich werde die Sache mal lieber nicht vertiefen. Und bevor er gar nichts im Fernsehen gucken darf, sieht er sich dann doch lieber die Maja an. So halten ab sofort nach gut zwanzig Jahren Maja , der dicke Willi, Flip , der Grashüpfer, Kurt , der Mistkäfer, der aber lieber ein Rosenkäfer wäre, Hannibal , der Weberknecht mit dem »abben« Bein, Paul Emsig , die Ameise, und Kassandra , Majas und Willis Lehrerin, wieder Einzug in unser Wohnzimmer.
Langsam steigt in Mäxchen so etwas wie Interesse für all die kleinen Krabbeltiere auf, und bald kann er es morgens kaum erwarten, dass er im Schlafanzug mit Klappbrot und Kakao vorm Fernseher sitzt. Sein Liebling ist der freche Willi, Majas bester Freund.
Als Mäxchen eines Tages, angeregt durch die Serie, nach einem Honigklappbrot verlangt, frage ich lächelnd: »Weißt du denn jetzt auch, wer den Honig macht?«
»Na klar«, sagt er eifrig, »den macht der dicke Willi.«
Als ich darauf den Kopf schüttele, verbessert er sich hastig und erklärt: »Ach nee, der macht ja das Nutella!«
Es wimmelt…
G erade, als ich ins Auto steigen will, um im Dorf die Wochenendeinkäufe zu tätigen, kommt mir Mäxchen mit Busenfreund René entgegen, beladen mit Kipper, Bagger und Betonmischmaschine.
»Wo wollt ihr denn damit hin?«
»Zum Abenteuerspielplatz oben am Wald«, gibt René bereitwillig Auskunft. Da ich der Meinung bin, dass mein Enkel genug Abenteuer auf den Spielplätzen daheim in der Großstadt erlebt, verschiebe ich meinen Einkauf und schlage vor, doch mal auf Erkundung in den Wald zu gehen.
»Okay«, sagt Mäxchen, »aber den Kipper und die anderen Sachen brauchen wir dringend auch im Wald.«
»Einverstanden«, sage ich, »dafür nehme ich noch Frieda und Anton mit.«
Also packen wir den gesamten Fuhrpark in Mäxchens Schubkarre und leinen die Dackel an. Während René und Max gemeinsam ihre Sachen schieben, muss ich alleine mit den Hunden fertig werden und verfluche im Stillen die Aufrollleinen, die den Dackeln viel Freiheit geben; den Radius meiner Bewegungen allerdings gewaltig einschränken. Schließlich bin ich total eingewickelt, und die beiden Knaben müssen mir immer wieder helfen, mich zu entwirren. Dabei kommen wir vor Lachen kaum von der Stelle.
»Irgendwann trete ich mit euch allen im Zirkus auf«,warne ich, doch das fänden die Jungs einfach klasse, die Dackel scheinen auch nicht abgeneigt. Schließlich hake ich entnervt die Leinen los, und Frieda und Anton rasen befreit auf einen großen Sandhaufen zu.
»Prima«, schreit Mäxchen und rennt hinterher, »hier können wir richtig Bauarbeiter spielen!« Er lässt sich im Schneidersitz mit seinem Fuhrpark vor dem Haufen nieder.
»Bist du noch zu retten«, keuche ich, als ich ihn eingeholt habe, und reiße ihn wieder hoch, »das ist doch kein Sandhaufen, das ist ein Ameisenhügel.«
Aber mein Enkel glaubt mir nicht. »Ameisen wohnen gar nicht in einem Sandhaufen«, widerspricht er fernsehgeschult, »ich weiß das ganz genau. Paul Emsig, der Freund von der Biene Maja, hat eine richtige Wohnung unter der Erde mit Tisch und Stuhl und Bett und so.«
Bevor ich diesen Irrtum aufklären kann, schiebt René, das Landkind, seinen Busenfreund aus der Stadt ganz nah an den Hügel heran und sagt: »Guck doch mal hin, da wimmelt es bloß so von Ameisen.«
Mäxchen kann es nicht leugnen, versteht aber nicht, wieso ich das beim Schreiben der Maja-Geschichten nicht gewusst habe. Ich entziehe mich recht unpädagogisch einer Antwort und rutsche, den Knaben voran, den Berg hinter dem Ameisenhügel hinunter zu einem kleinen Bach, in dem Frieda und Anton schon eine geraume Weile herumplanschen. Die Ameisen sind gottlob vorerst vergessen! Es werden Schiffchen aus Holz, Stöckchen und Blättern gebaut, die den Bach hinunterschwimmen, Staudämme entstehen mit Bagger
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