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Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Helm
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Als Oma Lisbeth ihn so sieht, fängt sie sofort an, ihm eine dazu passende Trachtenjacke zu stricken.
    »Schade«, sagt meine Tochter lachend, als sie ihren Sohn so komplett ausgestattet sieht, »schade, dass uns nun nur noch das nötige Kleingeld für eine Reise ins Land der Schuhplattler fehlt.«
    Doch Mäxchen stört das weniger, und bald wollenalle seine Freunde im Kindergarten so coole Klamotten haben wie er.
    »Du musst unbedingt noch mal in die Berge fahren, Omi«, sagt er treuherzig.
    »Das wird mir leider zu teuer«, bedauere ich, »mein Geld reicht gerade noch für einen Knuddelknoten für die Dackel.«
    Ein Knuddelknoten ist ein aus starken bunten Fäden geflochtener Zopf mit wuscheligen Knoten an jedem Ende. Soll gut sein für die Zähne! Irgendwann löst sich die ganze Geschichte dann auf, so wie heute zum Beispiel. Da reißt der Anton am letzten Knoten wie wild herum, und die losen Fäden fliegen nur so durchs Wohnzimmer.
    Mäxchen guckt interessiert zu. Dann sagt er ernst: »Der Anton macht eine Klamotte.«
    »Eine was?«, frage ich irritiert.
    »Ja«, sagt er überzeugt, »du weißt doch. Der macht fürleicht für die Frieda so ’ne Jacke, wie die Oma Lisbeth für mich gemacht hat.«
    Felix hat den letzten Satz mitbekommen. Er sieht mich grinsend an: »Mein lieber Schwan«, sagt er dann zu Max, »muss die Uroma aber gute Zähne haben!«
    »Bestümmt«, ist dieser sich ganz sicher, »bei der Klamotte!!«

Urlaub
    W ir sind mit Mäxchen an die See gefahren. Leider nicht auf die mondäne Insel Sylt, sondern auf ein kleines Eiland in der holländischen Nordsee. Der Felix, die Omi, die Pia und die Dackel Anton und Frieda. Unser Enkel hatte eine schwere Bronchitis, und ich weiß aus Erfahrung, dass Seeluft in so einem Fall wahre Wunder wirkt. Mäxchens Mutter kommt nicht mit. Mäxchens Mutter muss leider arbeiten.
    Mäxchen würde auch lieber arbeiten; denn seit unserer Ankunft am Meer regnet es ununterbrochen. Nach dem Kalender haben wir Ende Juli, also Hochsommer, doch Felix frühstückt bereits jeden Morgen als Erstes einen steifen Grog, ich habe Rheuma in allen Knochen, nur Pia ist die Einzige, die nicht mit unserem Schicksal hadert. Sie bleibt einfach im Bett und liest die Bücher, die sie schon lange einmal lesen wollte, aber aus Zeitmangel daheim noch nicht lesen konnte.
    Würden wir auch gerne machen, Felix und ich, aber wir haben ja unseren Enkel dabei, der uns um sieben Uhr putzmunter die Bettdecke wegzieht: »Wann gibt es endlich Frühstück?!«
    Anton und Frieda wollen das auch wissen und bellen die ganze Pension zusammen. Jetzt sind alle wach und die Stimmung in sämtlichen Zimmern auf dem Nullpunkt. Was nun?
    Ich schicke Mäxchen mit Anton und Frieda zurück in sein Zimmer: »Nur noch eine klitzekleine Stunde, bitte Mäxchen, dann stehe ich auch auf, und wir gehen frühstücken.«
    »Na gut«. Er ist einverstanden und verschwindet mit den Hunden unter Mitnahme meines gesamten Necessaires durch die Tür. Das merke ich allerdings erst eine Stunde später, als ich die verschnippelten Hunde sehe.
    »Bist du noch zu retten!« Ich entreiße ihm die Schere und was sonst noch so zum Blödsinn machen geeignet ist.
    Nach dem Frühstück hat er Stubenarrest.
    »Macht nix«, sagt er trotzig, »regnet doch sowieso.« Und dann findet er das Sonnenöl und cremt die Hunde damit ein. Macht auch nix! Brauchen wir ja sowieso nicht, bei dem Sauwetter!
    Nachdem ich die Hunde gebadet und trotz ihres lautstarken Protests auch geföhnt habe, schaue ich bei Mäxchen rein.
    »Na?«, fragt er versöhnlich, »biste noch sauer? Ist jetzt endlich schönes Wetter?«
    Wir schauen aus dem Fenster. Alles grau in grau, und der Sturm peitscht den Regen über die Dünen. Ich schaue auf die Uhr. Erst Mittag. Was sollen wir bloß mit dem restlichen Tag machen.
    »Ferien«, sagt Mäxchen bereitwillig.
    Felix stößt zu uns mit einem Haufen alter Zeitungen. Sie werden Schiffe, Flugzeuge, Hüte oder Ähnliches basteln. Das kann Mäxchen schon. Hat er neulich im Kindergarten gelernt. Er nimmt ein Blatt Papier und sagt: »Ich mache lauter Schiffe. Die lassen wir dann in der Badewanne schwimmen, okay Omi?«
    In Gottes Namen, ich bin einverstanden. »Wenn du die Zeitungsseite beim Falten zum Körper halten würdest, dann ginge das Basteln viel leichter«, sagt Felix belehrend.
    Und während ich leise aus dem Zimmer schleiche, höre ich Mäxchen darauf empört antworten: »Na hör mal, wer geht denn nun länger in den Kindergarten, du

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