Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
du nicht?“
„Ich kenne nur das, was die Zeitreisenden am Leibe führen“, erklärte Mila ihm. „Das ist nie viel. Und Ba-nah-nen“, kostete sie vorerst nur den Namen, „Bananen hatte noch niemand dabei.“
Sie tauchte wieder in den Rucksack. Fand noch eine Schachtel mit kleinen Verbandszeugteilen. Und eine gefüllte Trinkflasche – nun, die war verzichtbar, die Bäche führten zu dieser Jahreszeit noch genug Wasser. Aber da war das Handy. Rasch suchte Mila den Knopf, um es auszuschalten.
„Und was ist das?“ Sie hielt das kleine graue Gehäuse hoch, das ähnliche Knöpfe und Schlitze aufwies, eine geschlossene Klappe an einer Breitseite und eine runde, mit Glas ausgefüllte Öffnung an der gegenüberliegenden.
„Eine Kamera.“
„Oh.“ Irritiert betrachtete sie diese von allen Seiten. „Ich weiß, was eine Kamera ist. Ein Apparat, mit dem man Dinge auf ein Bild bannen kann.“ Davon hatte Till erzählt. Allerdings hatte sie sich einen solchen Wunderkasten viel größer und beeindruckender vorgestellt. Und hatte er nicht von sperrigen Bildplatten gesprochen, die mit geheimnisvollen Substanzen getränkt waren? Wie sollte Derartiges in diesem kleinen Ding Platz finden?
„Es ist eine Digitalkamera. Schau her!“ Er schien seine Verwirrung vergessen zu haben. Jetzt nahm er ihr in zutraulichem Eifer die Digi-Kamera aus der Hand, drehte sich in Ilyas Richtung, hielt sie sich in einem gewissen Abstand vor die Augen und betätigte einen Knopf. Wandte sich dann zu ihr um und wiederholte das. Ja, so hatte Till es ihr beschrieben. Man drückte auf einen Knopf, der gab ein Klicken von sich und das Bild war entstanden.
Überrascht gewahrte sie, dass er die Kamera umgedreht hatte und ihr hinhielt. Neugierig beugte sie sich ein wenig näher zu ihm. Und japste erschrocken auf. Da, in einer kleinen, fensterähnlichen Öffnung, leuchtete ... sie. Mila. Klarer, als sie es auf jeder Wasseroberfläche zu Gesicht bekam. Unwillkürlich hatte sie ihre Hände weggezogen und fasste sich an die Wangen.
Der Blick des Mannes ruhte nachdenklich auf ihr. „Du hast wirklich noch nie ein Foto von dir gesehen?“
„Foto“, wiederholte sie murmelnd. „Fotografie.“ So hatte Till es genannt.
Der andere Mann nickte.
„Nein, ich habe noch nie ein ... Foto von mir gesehen. Es ist ...“ ... schon ein bisschen beängstigend. Sie lachte auf. „Das ist großartig, das ist unsere Waffe!“
„Alles, was sie nicht verstehen, halten sie für Teufelswerk oder Zauberei. Du giltst hier als Dämon – mitsamt deinen Besitztümern aus der Zukunft“, erläuterte Mila. „Wenn ich damit drohe, sie auf einen verzauberten Spiegel zu bannen und damit ihre Seele zu fangen, werden sie die Flucht ergreifen.“
Sie kniete sich neben die aufwendig geflochtene Kindertrage, die er dem Mittelalter niemals zugetraut hätte, und begann sanft, ihren Sohn zu wecken. „Sonst würde er irgendwann aufwachen und nach Essen verlangen, wenn es überhaupt nicht passt. Darf ich ihm etwas von diesen ... Bananen geben?“
Matthias hatte mit ihr in die Knie gehen wollen, als er seine Beine nachgeben fühlte.
Elias, oh mein Kleiner, mein Sohn, Elias!
Sein Herz schlug plötzlich außerhalb von ihm. Zum ersten Mal hatte er freien Blick auf das kleine pausbackige Gesicht des Jungen inmitten der verschwitzen Locken, die großen, kugelrunden braunen Augen mit den langen Wimpern, der unverwechselbar geschnittene Mund – so unsagbar vertraut, nach all den Jahren.
„Wer ist Elias?“, hörte er Lidas Stimme von weit her.
Hatte er den Namen gerade laut ausgesprochen? „Mein Sohn ...“ Seine Hand an dessen Wange – und es war nicht die Mutter, die sie vertrieb, sondern die fragenden Augen des kleinen Kindes. Die ihn auf ganz fremde Weise anblickenden Augen dieses Kindes, welches Ilya war und nicht sein Elias. Weil der tot war, schon so lange – weil Matthias ihn nicht hatte retten können.
„Ich danke dir tausendmal“, flüsterte Ilyas Mutter, „dass mein Sohn lebt.“
Erst da realisierte er, dass ihre Hand auf seiner Schulter ruhte. Rasch sprang er auf die Beine, um sie abzuschütteln, die tröstende Geste, die damals von Lida nicht gekommen war. Hastig wischte er sich über das Gesicht, als könnte er damit die übermächtige Welle der Trauer brechen, ehe sie über ihm zusammenschlug.
„Mann“, stellte Ilya mit ausgestrecktem Zeigefinger fest, die Tatsache ihrer Fremdheit grausam untermauernd.
„Wie ist dein Name?“, fragte seine Mutter
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